Alba und Albion
schnüffelte und als er meinen Geruch aufgenommen hatte, legte er sich wieder in seine entspannte Lage zurück.
„Siehst du? Keine Gefahr”, lachte ich. Ungestüm zog mich Robbie aus der vermeintlichen Gefahrenzone heraus und blitzte den Wolf böse an.
„Bist du denn wahnsinnig! Er hätte dich beißen können!“
„Laß mich los! Er ist zahm. Das sieht doch ein Blinder!“ Mit einer ruckartigen Bewegung versuchte ich mich aus seinem harten Griff zu befreien, was mir aber nicht gelang.
„Geh’ da weg! Wer weiß, was uns noch alles im Wald beobachtet!“ Finster blickte er sich um, ob nicht doch noch weitere Augenpaare hinter den Bäumen zu sehen waren, und zerrte mich noch weiter nach hinten. Doch es blieb alles ruhig. Seamus hatte sich wieder nieder gelassen und begann, das Feuer wieder zu füttern und es erhellte die Lichtung.
Ich riß mich endlich aus Robbies Umklammerung los und schnell ging ich um das Feuer zu den Resten unseres Abendmahls.
„Vielleicht hat er Hunger.“
Zu Testzwecken warf ihm etwas davon vor die Schnauze. Er roch daran und fraß gierig das kleine Stückchen samt Knochen, die laut knackten. Als er alles geschluckt hatte, setzte er sich erwartungsvoll auf und blickte jeden von uns abwechselnd an, ob nicht noch ein Fetzen Fleisch zu bekommen wäre.
„Siehst du. Es ist ein harmloser Hund, der sich verlaufen hat.“ Erneut warf ich ihm einen Rest des Essens zu. „Er hat Hunger.“
Mürrisch betrachteten die Männer das Tier und knurrten in sich hinein. Der zahme Wolf hatte nur noch Augen für mich, was mich erfreute. Nachdem er merkte, daß nichts mehr zu füttern da war, legte er sich wieder auf die Pfoten, gähnte geräuschvoll. Seine Ohren hingegen verrieten wieder, daß er hellwach war. Gerne hätte ich ihn meine Finger in seinem dichten Pelz vergraben, hatte jedoch mehr Angst vor der Reaktion meines Gatten als vor dem Hund.
Robbie und Seamus ließen den Wolf für den Rest der Nacht nicht mehr aus den Augen, der jedoch lag nun abseits des Lagers und schien scheinbar tief und fest zu schlafen. Ab und zu hob er ohrenspitzend den Kopf, leise knurrend und abschätzend, ob Gefahr drohte oder ein unschuldiges Tier nachts nach Nahrung suchte und er entschied sich für zweiteres. Anscheinend hatte er für sich ausgemacht, unser Beschützer zu werden.
Alisa und ich hielten es auch nicht mehr lange aus und waren bald wieder im Land der Träume.
„Er verfolgt uns. Ich spüre das.“
Robbie war sichtlich unruhig, blickte sich um. „Da! Schon wieder ist er hinter uns her!“
Schnell war er einige Schneebälle hintereinander in die Richtung, in der er den einsamen Wolf vermutete.
„Laß ihn doch! Er tut uns doch nichts. Vielleicht kann er uns sogar vor Gefahr schützen.“
Genervt zog ich ihn am Ärmel, während Seamus schmunzelnd an uns vorbei ging und nun die Führung übernahm.
„Ich sag’s nicht gerne, Roy. Aber vielleicht hat sie sogar ausnahmsweise recht.“
Alisa hielt sich wie immer im Hintergrund und beobachtete das Geschehen ganz genau. Wie ein kleines Mäuschen lief sie hinter uns her.
Böse blickte ich zu Seamus. „Vielleicht? Pah!“
Ich schnaubte ärgerlich. „Ihr denkt, nur weil ihr Männer seid, wißt ihr alles. Daß ich nicht lache! Man könnte meinen, in Schottland gäbe es keine Hunde auf den Gehöften!“
Ich zog eine etwas widerspenstige Alisa an meine Seite und stiefelte mit ihr davon. „Komm! Mit solchen Besserwissern möchte ich nichts zu tun haben!“
Artig lief sie neben mir, noch einen schnellen entschuldigenden Blick nach hinten werfend, der heißen sollte: „Was soll ich tun?“
Ein regelrechtes Gewieher ertönte hinter uns.
„Wartet, holde Frauen! Sagt uns, wie wir es wieder gutmachen können.“
Schnippisch rief ich ihnen zu: „In dem ihr mal die Klappe haltet!“
Erschrocken sah Alisa zu mir auf. „Susanna! Er ist doch dein Ehemann! Du kannst doch nicht so mit ihm reden!“
Nun wurde es mir zu bunt.
„Ich rede mit diesem Herrn“, ich warf einen verächtlichen Blick nach hinten, „wie es mir paßt. Und wenn der Herr etwas dagegen hat, dann muß er es nur sagen.“
Robbie und Seamus hatten uns inzwischen erreicht, beide noch immer ein freches Grinsen im Gesicht.
„Denn wenn er etwas dagegen hat -“
„Was dann?“ Robbies Neugierde war unüberhörbar.
Ich baute mich direkt vor ihm auf, Nase an Nase - na ja, nicht ganz. Doch das lag nur an dem Größenunterschied.
„Soll ich denn eine liebe, unterwürfige und
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