Alba und Albion
kratzte sich am Bart. „Es wird Zeit, daß wir wieder mal ein Bad nehmen. Auf geht’s!“
Mit einem noch immer vor sich herschimpfenden Seamus an der Seite marschierte er voran.
„Im nächsten Gasthof kehren wir ein!”, rief er Alisa und mir zu. Das war eine aufmunternde Aussicht, daß wir alle vier voller Elan die restlichen Meilen ohne Anstrengung hinter uns bringen würden.
Mit einem Blick zurück sah ich ein graues Fell, das uns noch immer in gebührendem Abstand folgte.
32
Vergewaltigung!
Was für eine Wohltat!
Heißes Wasser zum Waschen und frische Kleidung, die uns auf Robbies Anfrage von den Wirtsleuten zur Verfügung gestellt wurde. Ich kam mir vor, wie im Himmel! Genüßlich rubbelte ich mir meine frisch gewaschene Mähne trocken, kämmte mich ausgiebig und strahlte meinen Gemahl an.
„Das wurde auch endlich Zeit. Jetzt fühle ich mich wieder wie ein richtiger Mensch.“
Geschickt steckte ich die Haare hoch mit den noch verbliebenen Klammern und setzte mich auf das Bett.
„Aye.“
Er grinste mich vom Tisch aus an, an dem er sich niedergelassen hatte. Da ich nun fertig war, begann er mit der Reinigung, schmiß seine schmutzige Kleidung gleich ins brennende Kaminfeuer und seine Stiefel ins nächste Eck.
„Ich glaube, eine Rasur wäre auch angebracht. Was meint mein Weib dazu?“ Er beugte sich leicht über mich und grinste mich neckisch an. Er sah damit äußerst gefährlich aus, was mir gefiel.
„Wegen mir kannst du ihn dran lassen.“ Verlegen senkte ich den Kopf und vertiefte mich in einen Fleck auf dem Rock, der gar nicht vorhanden war. Nachdenklich betastete er den Bart mit beiden Händen.
„Nein. Ich mache ihn ab. Er juckt fürchterlich.“
Erschrocken sah ich zu ihm auf und wich unwillkürlich zurück.
„Hast du etwa Läuse?“
Robbie starrte mich an, dann brach er in ein schallendes Gelächter aus.
„Ich? Läuse?“
„Wenn ja, dann bleib mir bloß vom Leib!“
„Keine Bange, Prinzessin! Ich trage außer Schmutz nichts Schlimmes bei mir. Außerdem“, als ich an ihm vorbeihuschen wollte, griff er mich an der Taille und zog mich auf seinen Schoß, „hättest du dann auch welche!“
Ungestüm vergrub er seinen Bart in meinem Nacken, daß ich aufquiekte, teils aus Übermut und teils aus Angst, falls er doch ein paar dieser Tierchen beherbergte.
„Ich rasiere mich schnell und dann gehen wir was essen.“
Ich setzte mich derweil auf das Bett und sah ihm bei seiner Rasur zu, wie er geschmeidig die scharfe Klinge über seine Wangen zog. Als er dann auch noch diese bekannten Grimassen zog, um auch ja alle Barthaare am Hals zu erwischen, konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen. Robbie hielt kurz inne und zwinkerte mir schelmisch zu, um gleich darauf wieder mit seiner Tätigkeit fortzufahren.
„Entschuldige.“
„Schon gut.“ Gemächlich setzte er sein Tun fort, ohne mich aus den Augen zu lassen, schnappte sich ein sauberes Tuch, das uns ebenfalls überlassen worden war und trocknete sein Gesicht. Er holte seine schweren Stiefel und setzte sich zu mir auf das Bett. In jeder Hand einen Schuh, betrachtete er mich von der Seite.
„Wegen vorhin“, meinte ich verlegen, „ich wollte nicht über dich lachen.“
„Mir ist vorhin aufgefallen, wie schön du bist.“ Seine Stimme war warm und leise. „Ich hatte es da draußen fast vergessen.“
Er hatte Recht. Seit unsere Abreise aus dem Kloster hatten wir keine Zeit und Möglichkeit gehabt, uns zu berühren. Seine Nähe wurde mir nun bewußt und so brachte ich nur ein rauchiges „Ja“ hervor.
„Ich liebe Dich.“
Mit einem Finger fuhr er die Linie meiner Augenbrauen nach und strich eine vorwitzige Locke aus der Stirn.
„Äh, hmm-hmm.“ Meine Stimme war so belegt, daß ich mich räuspern mußte. Tief holte ich Luft und blickte ihn lächelnd an. „Ich liebe dich auch.“
Während er seinen Stiefel überzog, eröffnete er mir, daß ich noch ein Geschenk zu erwarten hätte. Erfreut klatschte ich in die Hände und blickte sofort hinter seinen Rücken.
„Ein Geschenk? Wo ist es?“
„Noch hab’ ich es nicht. Aber ich kann dir soviel verraten, daß es ein - leider - verspätetes Hochzeitsgeschenk sein wird.“
„Ein“, ich schluckte, „ein Hochzeitsgeschenk?“ Schniefend senkte ich den Kopf. „Das ist doch aber nicht nötig.“
„Doch, das ist es. Und keine Tränen.“
Strahlend blickte er mich von der Seite an.
„Ich möchte es erst zuhause kaufen bei einem guten Freund von mir. Er ist Hufschmid.
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