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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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mehr kannst, dann muß ich dich tragen. Sie werden bis Sonnenuntergang mit Sicherheit keine Rast machen.“
    Seufzend fügte ich mich in mein Schicksal und lächelte gequält. „Nein, das ist nicht nötig. Ich schaffe das schon.“
    Ich blickte in sein verschwitztes Gesicht, das trotz der Anstrengung beruhigend auf mich wirkte und schöpfte neue Kraft.
    Bei einer der wenigen Verschnaufpausen konnte ich die Männer beobachten. Robbie hatte seit dem Überfall eine Platzwunde über dem linken Auge, das sich inzwischen gefährlich dunkel verfärbte, der Stoff an seinem rechten Oberschenkel war gerissen und blutdurchtränkt, doch er ließ sich nichts anmerken. Ich dagegen fühlte mich hilflos, weil ich ihm nicht helfen konnte. Gerne hätte ich seine Wunden versorgt, sie liebkost, um ihm ein wenig Erleichterung zu verschaffen, aber er hinderte mich daran. Stattdessen strich ich ihm vorsichtig über die verletzte Wange und er lächelte.
    „Ist nicht so schlimm, mo run.“ Ich spürte, die Wunden schmerzten ihn, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Seamus sah nicht besser aus. Eine enorme Beule leuchtete auf seiner Stirn und auch er hatte an seinen Ärmeln Blut kleben. Ob es sein Eigenes war, konnte ich nicht sagen. Ich wünschte mir für ihn, daß es von jemand anderes stammte.
    Von unseren Angreifern war eigentlich nur der Mann, der seine Tasche an Stromer abtreten mußte, schwerer verletzt. Boshaft lächelte ich ihn an, als er den stümperhaft angelegten Verband erneuerte. Es blutete noch immer und sogar von meinem Platz aus konnte ich die tiefen Bißspuren erkennen. Vier dunkelrote Löcher, scharf abgegrenzt und noch immer leicht blutend. Zwei seiner Kameraden mußten ihn während unserer Wanderschaft stützen, was den Trupp zum Glück nicht noch schneller machte. Ansonsten gab es nur Beulen, blaue Augen, aufgeplatzte Lippen und einen ausgeschlagenen Zahn. Unsere Männer hatten sich bis zuletzt wacker geschlagen, wie ich voller Stolz feststellte. Ich beugte mich zu Alisa hinunter, flüsterte ihr dies ins Ohr und gemeinsam kicherten wir um die Wette. Ein strenger Blick von Seamus ließ uns jedoch schnell wieder verstummen.
    Während unserer Rast saßen unsere Entführer vor uns in der Runde, aßen ihre Rationen, tranken den Whisky, der herumgereicht wurde und es wäre ein Leichtes gewesen, zu verschwinden. Doch Robbie und Seamus machten keine Anstalten, abzuhauen. Zum Einen, weil wir im tiefsten Campbell-Land waren und wegen Alisa und mir, wie mir durch den Kopf schoß. Ohne Appetit schluckte ich einen Bissen staubigen Shortbread - Robbie klärte mich auf, wie dieser steinharte und etwas geschmacklose Keks genannt wurde - hinunter.
    Dann traten wir plötzlich aus dem Wald heraus und vor uns blinkten die schwach erleuchteten Fenster einer kleinen Hütte.
Mit unserer Eskorte schritten wir darauf zu. Anstatt hineinzugehen, hielten wir vor dem Eingang an und mußten warten, während einige Männer ohne anzuklopfen eintraten. Nach langem Warten in der stetig kälter werdenden Nacht öffnete sich die Tür und ein grinsender Kopf lugte heraus.
    „Rein mit euch! Ihr könnt jetzt was essen und dann übernachtet ihr im Stall!“
    Wieder wurden wir gestoßen, damit wir dem Befehl folge leisteten, während die meisten der Männer sich ihr Lager auf dem Hof errichteten.
    Ich sah mich in der kargen Hütte um. Rechterhand befand sich eine Feuerstelle mit steinernem Kamin, davor eine Bank, auf der im Eck eine junge Frau saß, umringt von vier kleinen Kindern, die genauso blass und ängstlich drein blickten. Neben ihr saß unser Entführer und redete auf sie ein, mit stetem Blick auf ihren Busen und unruhig fuhr seine Zunge über die Lippen. Anscheinend hatte er etwas anderes im Sinn, als nur für sein Gefolge um Obdach zu bitten.
Auf der linken Seite befanden sich einige Möbelstücke, das heißt, eine Truhe, ein Bett, ein Hocker, auf dem eine große Schüssel mit etwas Eßbarem stand. Es duftete verführerisch!
    Unser Entführer blickte uns verächtlich an. „Wenn die Herrschaften gespeist haben, können sie sich in ihr Schlafgemach zurückziehen - dem Stall!“
    Nun wurde es mir doch zu bunt! Zwar hatten wir eine warme Speise und auch ein warmes Plätzchen für die Nacht, doch viel wichtiger war mir mein persönlicher Zustand. Ich trat vor ihn und stemmte die Fäuste in die Taille. Frech blitzte ich den Mann an, während Robbie vergeblich versuchte, mich zurückzuhalten und erfolgreich entwischte ich seinem Zugriff. Ich baute

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