Alba und Albion
in der Wildnis zurücklassen? Schnell schob ich meine Angst genauso beiseite wie das Gestrüpp vor uns und robbte unter Stöhnen heraus, mich heftig von Alisas Aufhaltungen wehrend.
„Halt! Ich gehe mit!“
Es mußten zwanzig Augenpaare sein oder mehr, die sich nun gleichzeitig auf uns richteten. Nur zwei davon schlossen sich kopfschüttelnd.
Ein wild aussehender behaarter Hüne trat auf mich zu und half mir heraus. Zitternd vor Anstrengung klopfte ich meine Kleidung ab, als Alisa herausgezerrt wurde. Anscheinend hatte sie nicht vor, so wie ich freiwillig mitzugehen. Ein kleinerer Bursche mit enorm breiten Schultern trat zu uns und hielt sie ohne größere Anstrengung am Oberarm fest. Trotz ihrer geringen Größe verstand Alisa es prächtig, sich zu wehren.
Sie biß, sie trat, sie spuckte.
Doch der Mann, der genauso wild aussah, wie der vor mir, schien sich nicht davon provozieren zu lassen und versuchte sie nur auf Abstand zu halten.
Der Hüne lachte höhnisch, als er das sah und rief seinem Kumpan zu: „Paß auf, Ned! Sonst tritt sie dich noch in die Eier! Das würde deiner Frau aber nicht gefallen. Soviel ich weiß, wünscht sie sich noch ein paar Bälger!“
Sie ließen beide ein dreckiges Lachen hören, in das einige im Hintergrund mit einfielen, während Alisa sich noch immer in der Umklammerung wand und in der mir fremden Sprache fluchte. Doch niemand ging darauf ein.
Mit verschränkten Armen und geschwollener Brust stand der Fremde nun vor mir und grinste auf mich herab.
„Hallo, was für ein hübsches Täubchen!“ Er sah mich von oben bis unten an und nickte dann zu Robbie hinüber. „Sag bloß, du gehörst zu den Beiden da!“
Böse blitzte ich ihn an. „Erstens bin ich nicht ihr Täubchen, sondern mein Name ist Susanna Maria Catherine Taylor MacDonald! Und Zweitens ist der Schwarzhaarige da vorne mein Ehemann! Robert Patrick MacDonald!“
Hinter dem Riesen hörte ich jemanden leise aufstöhnen und stutze. Hatte ich etwas Falsches gesagt?
„Ein Donald, sagst du? So, so. Und was kannst du mir noch Interessantes erzählen?“
Mit eisigem Blick musterte er mich und rieb sich das Kinn, während er mich umrundete, als schätzte er den Preis eines Pferdes.
„Hej, MacDonald! Das ist deine Frau? Ein hübsches Ding, die Kleine!“ Nun stand er wieder vor mir und grinste höhnisch. „Ha! Im ganzen Land wird diese Lady gesucht und sie behauptet, sie wäre deine Frau?“
Er klopfte sich belustigt auf den Schenkel und wies mit dem Daumen hinter sich. „Anscheinend weißt du gar nicht, daß er wegen Frauenraub und Mord gesucht wird!“
„Doch, das ist mir bekannt“, antwortete ich schnippisch und das Gewieher erfüllte erneut die Luft.
Schnell wurde er wieder ernst und blickte mir fest in die Augen.
„Woher kommst du?“, fragte er wie aus der Pistole geschossen, dass ich zusammen zuckte. Ich hob den Kopf und starrte zurück. „Aus England. Aber das wissen Sie ja auch schon!“
„Wo genau?“
„Aus Bedford.“
„Wie heißt dein Vater?“
„Ronald Maximilian Taylor.“ Erneut zog jemand im Hintergrund hörbar die Luft ein.
„Dann bist du es tatsächlich?“ Er drehte den Kopf zu seinen Mannen hinter sich und rief: „Hej, habt ihr gehört? Sie ist die gesuchte Engländerin!“
Freudig rieb er sich die Hände.
„Heute muß mein Glückstag sein. Gleich zwei auf einmal! Für den Donald gibt’s schon ein hübsches Sümmchen, aber für das Püppchen hier …“ Er lachte laut auf. „Sie wird uns reich machen, Männer!“
Schwungvoll drehte er sich nun um und sein Plaid blähte sich auf.
„Dann werden wir uns mal unterhalten.“
Mit einer Handbewegung wies er Robbie und Seamus einen Platz an einem Baum zu. Eisige Blicke fixierten sie, bis einer der Männer aus der Menge hervortrat und mit den Fragen begann.
„Noch einmal! Wer seid ihr? Was habt ihr hier zu suchen?“
Seamus, der seinen Dolch noch immer in der Hand hielt, blinzelte kurz und räusperte sich.
„Wir sind auf dem Weg nach Armadale auf Skye. Und wir haben vor“, fügte er mit einem noch düstereren Blick hinzu, „unseren Weg in Kürze fortzusetzen.“
Einige der Männer lachten leise und riefen sich in der fremden Sprache anscheinend zotige Witze zu. Das Gelächter schwoll an und auch ihr Redner begann zu lachen.
„Daraus wird wohl nichts werden! Ihr kommt mit uns! Und zwar sofort!“
Ein Anderer mischte sich ein. „Wenn ihr weiter ziehen wollt, bedeutet das euren Tod.“
Er blickte Beifall heischend in
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