Alba und Albion
mich vor ihm auf und sah ihn bitterböse an.
„Wäre es den gnädigen Herrn irgendwie möglich, uns auch etwas Wasser zum Waschen zur Verfügung zu stellen? Aber nur, wenn es Euch nicht zu viele Umstände macht!“
Stracks drehte ich mich erhobenen Hauptes auf dem Absatz um und wurde von einem grimmig aussehenden Robbie grob am Arm herangezogen und zischte mich an.
„Muß denn das sein! Wir haben Ärger genug!“
„Das kann sein“, zischte ich zurück. “Aber ich will endlich wieder mal sauber sein! Außerdem ist das jetzt ja auch schon egal, ob noch etwas Ärger dazu kommt, oder?“
Alisa hatte sich schmunzelnd abgewendet, um so meinem Zorn zu entgehen und auch Seamus lachte leise in sich hinein, wie ich an seinen bebenden Schultern sah. Hastig drehte ich mich zu.
„Was gibt’s denn da zu lachen!“, fauchte ich. „Wenn ihr weiterhin so aussehen wollt! Bitte sehr! Ich hab davon die Nase voll!“
Robbie schüttelte ergeben den Kopf, hob die Arme und ließ sie wieder sinken. „Mußt du denn immer das letzte Wort haben?“
Erzürnt funkelte ich ihn an, sah aber, wie auch er sich das Lachen verkniff. Ich öffnete den Mund, um erneut meine Meinung zu dieser Sache kund zu tun, als ich von dem Mann grob unterbrochen wurde.
„So, jetzt ist’s genug mit dem Gemecker, Mylady!“
Mit einer übertriebenen Verbeugung wies er uns in die rechte Ecke.
„Bitte hier entlang, Herrschaften! Und ihr bekommt euer Wasser! Mit Seife!“
Lachend ging er wieder hinaus und ich hörte, wie er noch „Weiber!“ vor sich hinbrabbelte. Vor dem Kamin tauten wir unsere steifen Glieder auf, um uns dann mit dem duftenden und dampfenden Eintopf zu stärken. Von der anderen Seite wurde uns noch Brot gereicht.
„Laßt es euch schmecken, solange ihr noch essen könnt!“
Höhnisch grinste uns einer der Aufpasser an und genervt blickte ich von der Schüssel auf, die vor uns vieren auf einem Schemel stand.
„Und danach geht’s ab ins Bett, natürlich in Begleitung von denen hier.“
Wiehernd trat er zurück und wir blickten in die Gesichter von zwei weiteren bärtigen Gestalten, die auf der Bank saßen und genauso grinsten, während einer von ihnen sich mit seinem Dolch die Fingernägel säuberte.
„Und denkt nicht mal an Flucht. Ihr kommt nicht weit.“
Robbie ging nicht darauf ein und starrte weiter finster in die Suppe, die er langsam und ohne Genuß löffelte. Auch Seamus und Alisa hielten sich mit ihren Äußerungen zurück. Mir lag wieder etwas auf der Zunge. Als ich mich kerzengerade hinsetzte und den Mund öffnete, stieß mich Robbie leicht in die Seite. Sein Blick genügte, um mich wieder verstummen zu lassen. Ich hielt meinen Mund, wenn auch nur ungern und blickte nun genauso grimmig in den Kessel. Aber das warme Mahl wirkte wunder. Meine Laune besserte sich etwas. Wohlig gesättigt, lehnte ich mich an Robbie und trotz der unguten Situation fühlte ich mich wohl. Wir hatten einem wärmenden Kamin im Rücken und würden die Nacht nicht wie sonst auf dem kalten Waldboden verbringen.
Doch dann fiel mir das Fettnäpfchen ein, in das ich heute wieder einmal getreten war. Verlegen zupfte ich an meinem Rock, bis Robbie aufmerksam wurde.
„Was ist los, Liebes?“, fragte er leise, ohne die Männer auf der Bank aus den Augen zu lassen.
„Bitte sei nicht böse auf mich.“
Er sah mich erstaunt an. „Warum soll ich denn auf dich böse sein?“
„Weil ich aus dem Loch herausgekommen bin.“ Verschämt senkte ich den Kopf.
„Ach das.“
Er drückte meine Hand, was den Männern nicht entgangen war und diese vertraute Geste mit Kichern und Bauchknuffen quittierten.
„Das ist in Ordnung. Allerdings wäre es besser gewesen, du hättest den Namen Gregor verwendet. Wie wir es ausgemacht hatten.“ Er seufzte, lächelte mich dann aber aufmunternd an, als er mein geknicktes Gesicht sah. „Mach dir nichts daraus. So schlimm wird es schon nicht werden.“
„Aber du hast dem Soldaten damals auch unsere vollen und richtigen Namen gesagt.“
„Aye. Ihm habe ich aber auch unsere Papiere gezeigt.“
„Ach“, sagte ich dünn, „stimmt. Das hatte ich vergessen.“
Ich konnte nicht anders, als ihn dennoch verliebt anzusehen. Es schien fast ein romantischer Abend. Von dem heutigen Fußmarsch war ich angenehm schläfrig und verbannte die Gefahr aus meinem Gedächtnis. Als er sah, wie ich hinter vorgehaltener Hand genüßlich gähnte, legte er den Arm um mich, damit ich mich entspannen konnte, was ich auch sofort tat
Weitere Kostenlose Bücher