Alba und Albion
und die Augen schloß.
„Hej, MacDonald! Bist wohl noch nicht lange verheiratet, was?“
Einer unserer Bewacher schlug sich lachend auf den Schenkel und stupste seine Kumpane an, die nun auch wieder interessiert zu uns herüber blickten. Doch Robbie gab nur ein leises Knurren von sich.
„Wie lange denn?“, wollte einer wissen.
„Was geht’s euch an?“
Robbie war nicht zu einem Gespräch mit ihnen aufgelegt und wandte sich Seamus zu, der inzwischen die gesamte Schüssel mit dem letzten Brot aus strich und verhalten rülpste.
„Laß dich nicht provozieren, Roy. Sie wissen, daß sie uns nichts antun dürfen.“ Er schmunzelte. „Wir sind zu wertvoll.“
Aber unser Gegenüber ließ so leicht nicht locker.
„Mann, jetzt hab dich doch nicht so! Das sieht doch ein Blinder, daß du verliebt bist, bis über beide Ohren!“
Und wieder grölten sie los.
„Wie ist es denn so mit einer Engländerin? Man sagt, sie haben so weiße Haut, daß man nachts keine Kerze anzünden muß. Stimmt das?“
„Ist es was anderes“, wollte sein Kumpan wissen, „eine von denen im Bett zu haben? Küssen die anders als unsere Maiden und sind sie wilder im Bett?“
Hastig setzte ich mich gerade, puterrot, als ich spürte, wie sich Robbie’s Körper gefährlich anspannte. Auch er wurde rot im Gesicht, allerdings bestimmt nicht aus Scham und seine Halsadern traten gefährlich hervor. Wieder hatte er die Hände zur Faust geballt und klopfte damit rhythmisch auf seine Oberschenkel. Ich berührte ihn leicht am Arm und auch Seamus sprach nun beruhigend auf ihn ein - was anscheinend eine größere Wirkung hatte, als meine Berührung.
„Aye“, antwortete er schließlich ganz lässig, „das stimmt. Und es ist auch richtig, daß meine Frau euch jederzeit verfluchen oder verwünschen kann. Also paßt auf, was ihr sagt!“
Mit großen Augen sah ich ihn an.
Ich?
Eine Hexe?
Wie kam er denn nun auf diese Idee?
Es war nichts besonderes, als Hexe zu gelten, wenn man sich mit der Heilkraft von Kräutern und Essenzen auskannte. Das wurde in den ländlichen Teilen sogar hoch geachtet. Doch als Hexe der Zauberkunst zu gelten, glich fast einem Todesurteil.
Ich wollte etwas dazu entgegnen, als er unmerklich den Kopf schüttelte.
„Spiel’ einfach mit“, raunte er mit gesenkten Kopf, „dann lassen sie uns in Ruhe.“ Er drückte meine Hand, die noch immer auf seinem Arm lag. Ich spielte kurzerhand mit und blitzte ich die drei Gestalten eisig an und versuchte, mir das Lachen zu verkneifen.
Einer von ihnen bekreuzigte sich schnell, als ich ihn fixierte, ein Anderer gab vor, sich schnell entleeren zu müssen und kam nicht mehr zurück. Der dritte Mann vermied den Blickkontakt zu uns vieren und drehte sich dafür zur Seite, um sich nur noch intensiver mit seinem Dolch zu beschäftigen. Nach einer Weile widmete er sich der jungen Frau mit ihren Kindern und ließ uns tatsächlich in Ruhe.
Erleichtert atmete ich auf.
„Gott-sei-Dank lassen sie uns jetzt in Frieden“, raunte ich Robbie zu. „Ich hätte wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt, einen von denen zu verzaubern.“
Robbies Schultern zuckten und als ich ihn ansah, bemerkte ich, daß er lachte. Seamus hatte sich ebenfalls abgedreht und auch er lachte. Alisa, die von alldem nicht mitbekommen hatte, drehte sich auf dem warmen Boden in eine andere Position und schlief unschuldig wie ein Engel zu unseren Füßen weiter.
Es war nur eine Katzenwäsche hinter der Scheunentür und das Heu, das auf den ersten Blick recht gemütlich und behaglich aussah, entpuppte sich für mich als Alptraum. Egal, wie ich mich wendete, entweder hatte ich das harte Stroh im Gesicht, oder es piekste mich in irgendeinen Körperteil. Robbie hingegen schien es zu genießen und streckte sich genüßlich.
„Es ist doch ganz angenehm, oder nicht?“
„Ich weiß nicht so recht“, murmelte ich und drehte mich wieder zu ihm herum.
Alisa lag etwas abseits von uns in der oberen Stalletage und schien wieder eingeschlafen zu sein, als Robbie sie herauf getragen hatte. Seamus hingegen hatte es vorgezogen, im unteren Teil der Scheune zu schlafen.
„Ich will meine Ruhe und ich brauche viel Platz“, hatte er uns erklärt und verschwand mit einer Kerze wieder nach unten.
Jetzt war es sehr still und dunkel. Zeitweise vernahm ich das Meckern einer Ziege, das Grunzen und Schmatzen eines Schweines und das Schnarchen der Männer unter uns.
„Kannst du auch nicht schlafen?“
Er gähnte genüßlich.
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