Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
Vom Netzwerk:
ritterlich.“
    Mary, die nun wieder geschäftig hin und her watschelte, hielt kurz inne, während sie uns beobachtete und nach ein paar Sekunden ging sie wieder an ihre selbstauferlegte Aufgabe, ihn zu verwöhnen.
    Energisch riß ich meinen Fuß zurück, da er schmerzhaft zugetreten hatte, darauf bedacht, mir nichts anmerken zu lassen.
    „Das ist ja ungeheuerlich!“, zischte ich ihm wortlos zu, stand ruckartig auf und verließ mit mit wehenden Röcken die Küche.
    Der Becher, der vor mir auf dem Tisch stand, rollte nun am Boden hin und her und einige Kätzchen labten sich schnurrend an der verschütteten Milch.  

5  
    Enthüllungen
    Noch immer wütend, zog ich schnell ein weißes Kleid mit großem lindgrünen Blumenmuster und zahlreichen Rüschen aus dem Schrank, damit niemand das neue ruinöse Kleid sah. Wegen der vielen Häkchen am Rücken mußte ich aber trotzdem eines der Zimmermädchen um Hilfe bitten, währenddessen ich mir die Geschehnisse des Tages ins Gedächtnis zurückholte.
    Hoffentlich hatte mich sonst niemand in diesem Aufzug entdeckt. Was ich jetzt überhaupt nicht brauchen konnte, waren weitere Vorhaltungen. Eigentlich war ich ja selbst Schuld, denn ich hätte das Grundstück gar nicht verlassen dürfen. Schnell entließ ich das Mädchen nach getaner Arbeit wieder, richtete mürrisch meine Haare und setzte mich ans Fenster. Von hier aus konnte ich den Trubel sehen, der hier vor sich ging. Gerade wurden mehrere Gartenbänke aus Gußeisen in den Garten gestellt, einige Tische standen auch schon bereit.
    „Was für ein Aufwand für einen einzigen Tag”, dachte ich und lächelte in mich hinein. Alles nur wegen mir!
    Irgend jemand rief dort unten Anweisungen, wie und wo verschiedene Bänke platziert werden sollten. Als ich mich weiter hinausbeugte, sah ich, daß sich nun mehrere Träger von diesen Befehlen angesprochen fühlten und begannen, wirr durcheinander zu laufen, was den unsichtbaren Schreihals nur noch mehr in Rage zu bringen schien. Ich schloß lächelnd das Fenster und setzte mich vor den erkalteten Kamin.
    Robbie.
    Der Gedanke an ihn brachte meine Gefühle völlig durcheinander. Er erschien mir wie eine Gestalt aus einem Märchen. Seit siebzehn Jahren lebte ich nun hier und noch nie hatte ich mich zu einem Menschen so magisch hingezogen gefühlt. Er war mir so vertraut, als wenn ich ihn seit einer Ewigkeit kennen würde und das verwirrte mich. Komischerweise empfand ich anders, wenn er sich in meiner Nähe befand. Dann würde ich ihm am liebsten die Augen auskratzen! Und dabei kannte ich ihn doch gar nicht, gerade zweimal waren wir uns bisher über den Weg gelaufen.
    Und wir waren grundverschieden, so dachte ich. Mein Interesse an ihm entschuldigte ich damit, dass er anscheinend von weit her kam, hatte bestimmt schon einiges erlebt und vielleicht auch viel von der Welt gesehen. Das nahm ich zumindest aufgrund seines Akzentes an. Ich dagegen hatte bisher nur einen kleinen bescheidenen Radius bereist, bin hier in der Gegend ausgeritten und ein einziges Mal besuchte ich Verwandte in London. Meine Welt war ziemlich klein!
    Und doch, mein Blut geriet wieder in Wallung, als ich darüber nachdachte.
    Ich konnte es nicht fassen!
    Zornig stand ich wieder auf und ging im Zimmer auf und ab. Jetzt war er auch noch in unseren Diensten - wenn auch nur für ein paar Tage. Aber daß ich ihm nun auch hier über den Weg laufen mußte, empfand ich als nicht sehr angenehm. Ständig wurde ich von ihm hochgenommen! Wahrscheinlich sah er in mir ein kleines Kind, was ich in meinen Augen längst nicht mehr war.
    Ich mußte unbedingt etwas unternehmen und ich hielt es für das Beste, wenn ich ihm zuvor kam.
     
    Als ich die Küche betrat, begannen einige Mägde damit, die zahlreichen Kerzen im Haus anzuzünden. Die Köchin, die am Boden vor dem Kamin kniete, entfachte ein Feuer und nickte mir nur kurz zu, während die Mädchen einen höflichen Knicks machten. Doch ich beachtete sie gar nicht, sondern ging in den hinteren Küchenraum. Mary saß in einem alten Schaukelstuhl, den Kopf auf die Brust gesenkt und die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war von der strahlenweißen Haube verdeckt. Vorsichtig trat ich an sie heran und berührte sie leicht an der Hand.
    „Mary, bist du wach?“
    Erschrocken riß sie die Augen auf und presste ihre Hand ans Herz, aber als sie mich sah, sackte sie wieder in sich zusammen.
    „Mädchen, willst du mich umbringen? Was schleichst du dich so an mich heran?“ Sie holte tief Luft.

Weitere Kostenlose Bücher