Alba und Albion
antwortete ich leise und etwas verunsichert.
„Du hast recht. Ich hätte das nicht sagen dürfen, aber mir kommt es so vor wie früher, wenn wir uns Geheimnisse anvertraut haben.“ Er nahm mich wieder am Arm und langsam traten wir den Rückweg an. Der Wind trug heitere Musik und winzige Schneeflocken zu uns. Erneut packte er mich an den Schultern und musste ihn so ebenfalls erneut anblicken.
„Susanna, ich muß dir noch etwas Wichtiges sagen! Hör’ mir jetzt genau zu!“ Er schüttelte mich leicht. „Nimm’ dich in Acht vor Campbell. Er ist ein Weiberheld und er wird auch bei dir versuchen, zu landen. Aber ich werde ich dich aufpassen, solange dein Mann auf der Jagd ist.“
„Stephen! Was redest du da! Du machst mir Angst.“
Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück.
„Entschuldige, das wollte ich nicht. Ich möchte verhindern, daß dir jemand ein Leid antut. Es ist gut möglich, daß er während der Jagdtage unvermittelt auftaucht und sein Glück bei dir versucht.“ Er seufzte, als er mein unverständliches Gesicht sah. „Ich hatte eigentlich vor, auch teilzunehmen, aber als ich euch - das heißt, dich - im Salon sitzen sah, habe ich mich schlagartig anders entschieden.“
„Weiß er eigentlich, woher wir uns kennen?“ Mir fiel das Gespräch mit Cathlyn Campbell in der Bibliothek ein.
„Nein. Das darf er unter keinen Umständen erfahren. Cathlyn gab mir auch ihr Ehrenwort, davon nichts verlauten zu lassen. Offiziell wurde ich euch erst heute Nachmittag vorgestellt.“ Er grinste mich an. „Ihr kennt euch ja auch schon recht gut.“
„Ja. Sie ist eine sympathische Frau. Obwohl ich nicht verstehen kann, wie man ein solches Scheusal lieben kann“, entgegnete ich heftig.
„Siehst du, Susanna! Genau das habe ich mich auch gefragt“, er grinste und war wieder der Stephen, den ich die ganzen Jahre kannte, „was du an diesem Kerl findest.“
Das Eis war gebrochen und lachend mischten wir uns wieder unter die Gesellschaft und genossen ohne weitere Zwischenfälle einen gelungenen Abend, dessen Tänze mit fortschreitender Stunde immer wilder, die Gesänge immer unanständiger und die Gäste immer ausgelassener wurden.
Es war noch weit vor Tagesanbruch, als sich Robbie wieder ankleidete. Wir hatten eine sehr kurze Nacht, fielen wir doch erst vor ein paar wenigen Stunden in die Federn und hatten uns in Anbetracht der für mich relativ langen Trennung ausgiebig geliebt.
Schläfrig öffnete ich die Augen und sah - nichts. Die kleine Kerze, die er angezündet hatte, erhellte gerade noch seinen momentanen Arbeitsbereich. Ich schloß sie wieder seufzend und horchte auf die leisen Geräusche, die Robbie verursachte.
Etwas Wasser floß plätschernd in die Waschschüssel, gefolgt von zwei heftigen Wasserschwällen, mit denen er sich gerade das Gesicht erfrischte. Tapsende Schritte wanderten langsam in die andere Ecke.
Nun versuchte er unter angestrengtem Stöhnen, möglichst leise wieder in seine festen Stiefel zu steigen, doch ohne einen kräftigen Tritt würde er es nicht schaffen. Er stampfte zweimal laut auf und ich kicherte in mein Kissen.
„Hab ich dich geweckt, Liebes?”, flüsterte er. Eine Hand tastete sich an mein Gesicht, strich über meine Wange und spürte anscheinend, wie ich lächelte. „Entschuldige. Ich komme sonst nicht in diese Schuhe hinein.“
„Macht doch nichts.“
Unbeholfen setzte ich mich in der Masse des Federbettes auf, strich mir das zerzauste Haar aus der Stirn und gähnte ausgiebig. Als ich ihn sah, was er anhatte, mußte ich schmunzeln.
„Warum ziehst du nicht die Hosen an? Ist dieser Rock nicht etwas zugig?“
„Nein. Außerdem bin ich Schotte“, sagte er überflüssigerweise. „Ich bin das gewohnt und wir tragen das bei jedem Wetter.“
Geschäftig zog er seinen Kilt in ordentliche Falten, band die Tasche um und blickte sich suchend nach seiner Brosche um, die er dann mit erhelltem Gesicht unter dem Bett hervorzog.
„Mußt du jetzt wirklich gehen? Kannst du nicht noch ein wenig bleiben?“, schnurrte ich.
„Nein. Im Burghof haben sich schon alle versammelt. Anscheinend bin ich sowieso schon der Letzte. Und du weißt ja, es ist wichtig für mich und mein, nein, unser Land.“ Er beugte sich zu mir und küßte mich. Bevor er wieder entwischen konnte, zog ich ihn zu mir herunter.
„Und wenn ich dir noch was Schönes verspreche?“
„Gerne, mein Schatz. Aber das müssen wir ausnahmsweise verschieben.“
Nur ungern ließ ich ihn gehen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher