Alba und Albion
liebte. Und sie, eine mir bisher fremde Frau, faßte es in einem Satz zusammen. Wenn Er stirbt, sterben Sie auch,- das war der wahre Grund!
Von einem leisen Quietschen wurden wir aufgeschreckt und meine Gedanken zerstreuten sich schlagartig.
„Mamma“, rief eine dünne Stimme hinter uns und da stand er in der Tür, den Daumen im Mund und ein Kissen hinter sich herschleifend.
„Oh je, Kind!“
Hastig stand Cathlyn auf und schritt zu dem Kleinen, dessen Namen mir entfallen war. „Kannst du denn nicht den Topf benützen?“
Sie blickte kopfschüttelnd zu mir. „Ständig ist er naß, wenn er aufwacht. Nur er alleine weiß, von was er immer träumt.“
Sanft drehte sie ihn um und schob ihn zurück in das Zimmer, aus dem er gekommen war. Ich lächelte und entschuldigte sein Malheur damit, daß er ja noch so klein war. Eigentlich hatte ich erwartet, daß sie nach dem Kindermädchen klingelte, doch geschäftiges Klappern und fröhliches Kinderkreischen kam durch die angelehnte Türe, ich hörte das Wasser plätschern und kurze Zeit später stand der kleine Held vor mir. Korrekt in seiner Miniatur-Tracht gekleidet und mit gekämmten und zurückgebundenem, flusrigen Haar. Neugierig starrte er mich an. Cathlyn setzte gelassen ihr Frühstück fort, gab dem Kleinen davon ab, was er genüßlich durchkaute.
„Sinclair! Laß die Dame in Ruhe. Es ist unhöflich, jemanden so anzustarren.“
Doch er dachte nicht daran, kam schüchtern stetig einen Schritt näher, legte eine Hand auf meinen Rock und lachte mich mit lustigen Mäusezähnen an. Ich konnte nicht anders, als mich mit ihm zu beschäftigen. Ich begann das Spiel, das anscheinend jeder Erwachsene spielte, wenn er ein solch süßes Püppchen vor sich hatte. Ich fragte nach seinem Namen, staunte, wie groß er sich machen konnte, lachte über sein Geplapper und bald saß er auf meinem Schoß, grinste mich ununterbrochen an und zupfte an jedem Teil meines Körpers.
„Du haft aber ffföne Haare.“
Seine Zahnlücke machten dieses vorübergehende, jedoch bezaubernde Lispeln aus und seine inzwischen ziemlich verklebten Finger verschwanden in meinen Locken, er sah mein Gesicht ganz intensiv an und begutachtete die kostbare Halskette. Dann, nachdem Cathlyn mit ihrem Mahl fertig war, kam sie um das Tischchen und hob Sinclair von mir herunter.
„Nun ist’s aber genug, kleiner Mann.“ Sie klingelte und herein kam eines der zahlreichen Dienstmägde. „Geh’ jetzt zu den Anderen.“
Schon wollte er sich wieder losreißen und sein Kinn begann gefährlich an zu beben. Als sie das bemerkte, hob sie ihn auf den Arm.
„Heute abend werden wir die junge Lady wiedersehen“, flüsterte sie. „Einverstanden?“
Er nickte strahlend und mit einem Kuß auf den Mund und einem Klaps auf den Po verschwand er an der Hand der jungen Magd.
„Kommen Sie. Ich möchte Ihnen etwas zeigen“, sagte sie und bevor sie die Tür in den Korridor öffnete, lächelte sie mich noch einmal freundlich an.
„Übrigens, ich heiße Cathlyn.“
Erstaunt blickte ich in ihr offenes Gesicht und strahlte zurück.
„Und ich bin Susanna.“
Auf dem Weg durch die Gänge wies sie einen Jungen an, uns feste Schuhe zu holen. Dann standen wir im Stall, fest eingepackt im dicken Umhang aus noch dickerer Wolle gegen den kalten Wind, der durch die Ritzen blies. Fragend sah sie mich an.
„Sie können - entschuldige, du kannst doch reiten?“
„Aye.“
„Gut.“
Lachend suchten wir uns die Pferde aus und warteten im vorderen Stall darauf, daß sie gesattelt heraus kamen. Wir saßen auf und ritten in gemächlichem Trab den Hügel hinunter. Das Wetter war nicht gerade für einen Ausritt geeignet, aber es war trotz der dunklen tiefhängenden Wolken trocken und der Wind war zu ertragen.
„Wohin reiten wir?”, fragte ich nach einer Weile.
„Ich möchte zu dem Wäldchen da hinten. Da gibt es eine kleine Höhle.“ Sie sah mich fragend an. „Kennst du die Tobar na Firinne? Die Quelle der Wahrheit?“
„Nein. Was ist das?“
„Das ist eine unterirdische Quelle in einer Höhle. Manchmal gehe ich im Sommer dorthin, um zu baden oder wenn ich alleine sein möchte.“
„Und warum Quelle der Wahrheit?“
Sie lachte leise. „Man sagt, wer guten Herzens ist, dem wird dieses Wasser guttun. Einen schlechten Menschen dagegen umbringen.“
„Ach, das sind ja heitere Aussichten”, lachte ich. Ich sah mich um und entdeckte einen Turm. „Was ist das für ein Gebäude da hinten?“
„Das ist
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