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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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nickte ich sein und bemerkte nicht, wie Louise mit einem weiteren Mädchen ins Zimmer trat. Erschrocken fuhr ich auf, als Louise mich an der Schulter berührte.
    „Entschuldigen Sie, Madam. Ihr Tee.“
    Sie wies auf das Tablett, von dem es herrlich nach köstlichem, dampfenden Tee duftete. Auch mein knurrender Magen freute sich bei dem Anblick der vielen kleinen Köstlichkeiten, die Louise auf dem Silbertablett zusammengetragen hatte.
    „Und Ihr Bad ist auch gleich soweit. Wünschen Sie sonst noch etwas?“
    Anscheinend hatte sie sich nicht getraut, mir das Papier zu besorgen und ich seufzte niedergeschlagen.
    „Nein. Ich danke dir“, sagte ich und zwang mich zu lächeln. „Ich brauche nichts mehr.“
    Louise blickte sich in alle Richtungen um und beugte sich verschwörerisch zu mir herunter. „Ich habe ihr Schreibpapier nicht vergessen. Es ist -“
    Sie hielt inne, als die zweite Magd mit leeren Eimern aus dem Zimmer verschwand, um erneut heißes Wasser zu holen.
    „Es ist hier.“
    Sie hob ihre Schürze und holte etwas darunter hervor. Es waren zwei Bogen feinstem Papiers mit dem Wasserzeichen von Balnairn-House, dazu eine Feder und ein kleines Glas mit Tinte. Sie war wirklich ein Schatz!
    „Oh, Louise! Vielen herzlichen Dank. Wie kann ich das nur wieder gut machen”, flüsterte ich.
    Wir wechselten sofort das Thema, als das Mädchen auch schon wieder vollbeladen zurückkehrte und den Zuber füllte. Dann knickste sie artig und verschwand.
    „Haben Sie jemanden, der Ihre Post besorgt?”, fragte Louise.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Heute ist mein freier Abend. Wenn Sie möchten, dann kann ich ihren Brief gerne überbringen.“
    Ich blickte sie zweifelnd an.
    „Ohne, daß der Herr etwas davon bemerkt.“ Sie drückte meine Hand. „Ich weiß, daß Sie sich in einer Notlage befinden. Und wir Frauen müssen doch zusammen halten, oder nicht?“
    Sie zwinkerte mir zu und drückte nochmal meine Hand, dann trat sie zur Tür. „Ich muß Sie leider wieder einsperren. Ist eine Anordnung vom Herrn.“
    „Schon gut, Louise. Und ich danke dir.“
    „Übrigens brauchen Sie keine Angst haben, daß jemand unbefugt in Ihre Kammer eindringt. Nur ich habe einen Schlüssel zu dieser Tür und ich habe nicht vor, ihn irgendjemand auszuhändigen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Nachmittag.“
    Flüsternd rief sie mir zu: „Bis heute abend!“
    Und weg war sie.

43
    Ähnlichkeiten
    Der Nachmittag zog sich hin und mir war langweilig.
    Längst hatte ich das Bad genossen, den Tee und das Mahl vertilgt und den Brief geschrieben. Unruhig wanderte ich nun vom Schreibtisch zum Kamin, vom Kamin zum Bett, vom Bett zum Fenster und grübelte.
    Warum meldete sich Stephen nicht?
    Am Naheliegendsten war, dass Molly den Brief nicht beachtet hatte, da sie wahrscheinlich des Lesens nicht mächtig war. Oder sie hatte ihn gar nicht gefunden. Es gab aber auch die Möglichkeit, daß Stephen heute nicht auf Castle Moraigh verweilte und sie den Brief somit auch nicht übergeben konnte. Oder Stephen war auf dem Weg hierher, oder -
    Es gab so viele Möglichkeiten und vom Grübeln surrte es mir bereits im Kopf. Traurig blickte ich zum Fenster hinaus. Es schneite erneut. Dicke, weiße Flocken, die langsam und gemütlich zu Boden fielen und meine kleine Welt in eine weiße Decke hüllte.
    Kleine Tränen kullerten mir die Wangen hinunter und ich wischte sie energisch fort. Ich wollte nicht weinen, denn das würde meine Lage auch nicht verändern. Was war also zu tun?
    Ich schritt zum Kleiderschrank und zog eines der Kleider heraus. Es war ein sehr edles Kleid aus Satin, in hellem Gelb, das Mieder mit zahlreichen weißen Perlen bestickt. Ich hielt es mir an den Körper. Es roch muffig und alt, aber es war schön und schien zu passen.
    „Gut. Dann zeig’ heute abend, wer du wirklich bist, Susanna Taylor MacDonald.“
    Gerade steckte ich die letzte Haarklammer in meine Frisur, als sich auch schon ein Schlüssel in der Tür drehte.
    „Misses MacDonald. Ich soll Sie zum Dinner holen.“
    Langsam erhob ich mich von der Kommode, warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und drehte mich um.
    „Na, was sagst du?“
    Louise erblaßte bei meinem Anblick und schüttelte dann heftig den Kopf.
    „Nein. Das können Sie nicht anbehalten. Ziehen Sie schnell ein anderes Kleid an!“
    Mit großen Schritten trat sie an mich heran und wollte schon die Häckchen im Rücken öffnen, doch ich stieß sie weg.
    „Was soll denn das? Hör auf damit! Was ist denn in

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