Alba und Albion
dich gefahren und warum soll ich mich umziehen?“
Louise stand der Angstschweiß auf der Stirn und sie bekreuzigte sich. „Das sollte das Hochzeitskleid der Herrin werden“, flüsterte sie und schluckte, „der verstorbenen Herrin! Und Sie haben sehr große Ähnlichkeit mit ihr, jetzt, wo sie auch noch ihre Kleidung anhaben. Der Herr von Balnairn wird es nie und nimmer gutheißen, wenn Sie so auftauchen!“
„Ach! Ist der Herr Balnairn hier?“
„Sie werden ihn beim Dinner antreffen, Madam.“
„Gut. Dann laß uns gehen.“ Ich schritt an ihr vorbei und vergeblich versuchte sie erneut, mich aufzuhalten.
„Madam, bitte! Das ist keine so gute Idee! Sie kennen ihn nicht so gut wie ich!“
„Papperlappapp! Er soll sehen, wie unangenehm es sein kann, eine Taylor-MacDonald gegen ihren Willen irgendwo festzuhalten. Ich gehe, wie ich bin! Ich hab sogar die passenden Schuhe gefunden!“ Stolz hob ich den Rock und zeigte ihr die niedlichen Saffianschuhe.
„Sie passen, das ist ja unglaublich!“, rief Louise und bekreuzigte sich erneut.
„Nicht wahr? Er soll sich zu Tode erschrecken, wenn ich in den Salon eintrete! Hoffentlich platzt sein Herz bei meinem Anblick, damit ich wieder zu meinem Mann gehen kann!“
Ich fühlte mich wie eine Königin, als ich, von Louise geleitet, die dunklen kalten und feuchten Gänge entlang schritt.
Noch immer murmelte Louise in sich hinein, schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr zu mir. Dann blieb sie stehen und legte die Hand auf einen Türknauf.
„Möchten Sie wirklich so hinein?“
„Ja. Mach’ schon auf, bevor mich mein Mut verläßt!“
„Danke, daß Sie das eben gesagt haben“, flüsterte Louise und seufzte. „Das beweist mir, daß sie genauso viel Furcht haben, wie ich.“
Obwohl es unseren unterschiedlichen Ständen nicht angemessen war, beugte sie sich zu mir und küßte mich links und rechts auf die Wange, was mich seltsam berührte. „Ich wünsche Ihnen viel Glück!“
Dann war ich allein.
Sollte ich es wagen, jetzt einzutreten und sollte ich anklopfen oder nicht?
Ich holte tief Luft und drehte den Knauf.
„Guten Abend, meine Herren. Ich komme doch nicht etwa zu früh?“
Das lustige Geplapper der drei Herren, die in geselliger Runde zusammen standen, jeder mit einem Glas Whisky, wie ich annahm, in der Hand, verstummte abrupt bei meinem Anblick.
Ein Glas zersprang am steinernen Boden und Croxley ließ sich rückwärts in einen Sessel plumpsen.
Am Schnellsten fing sich Campbell wieder. Mit riesigen Schritten kam er auf mich zu, schob mich wieder zur Tür hinaus und fauchte mich an.
„Was fällt Ihnen eigentlich ein, in diesem Aufzug zu erscheinen? Schämen Sie sich denn nicht?“
„Wofür soll ich mich schämen? Dafür, daß ich einen erlesenen Geschmack in der Mode beweise?“ Giftig blickte ich ihn in die Augen. „Oder weil es das Kleid einer Toten ist?“
Er schnaufte und packte mich grob am Arm. „Sie gehen jetzt zurück und ziehen sich um! Wenn Sie der Laird of Balnairn so sieht, dann -“
Eine weitere Gestalt erschien im Türrahmen, deren Umrisse ich im Schatten sofort erkannte.
„Wer ist diese Schönheit, Collin? Möchtest du sie mir nicht vorstellen?“
„Sie kennen mich doch, Templeton! Sie widerlicher Vergewaltiger! Für diese Tat werden Sie bezahlen!“, schnauzte ich ihn an. „Und was soll das Theater?“
„Ich wüßte nicht, woher wir uns kennen sollten, Mylady!“
Eisig blickte mich Campbell an, trat dann mit einer Verbeugung zur Seite und schob mich vor.
„Laird Balnairn, darf ich Ihnen Misses Susanna Robert MacDonald vorstellen?“
Unsanft stieß er mich in den Rücken und ich taumelte in den Salon. Mit gesenktem Blick stand ich da und wartete, was nun passieren würde, wenn mich der Herr des Hauses in diesem Kleid sah. Eine Hand hob mein Kinn und ich blickte in seine Augen, in das Gesicht von Lord Templeton und er grinste mich lüstern an.
„Wie schön, Sie kennenzulernen, Misses MacDonald.“
Dann wurde es mir schwarz vor Augen und ich sackte zusammen.
„Kommen Sie, seien Sie vernünftig und trinken Sie einen Schluck.“
Angewidert schob ich das dargebotene Glas zur Seite. „Ich will nicht.“
„Sie müssen, dann geht es Ihnen gleich wieder besser.“
Ich blickte in das aufmunternde Gesicht von Croxley und eigentlich hatte er recht, ich konnte einen Schluck gut gebrauchen. Stöhnend setzte ich mich auf und nahm das Glas in Empfang.
„Was ist da drin?”, fragte ich mißtrauisch und
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