Alba und Albion
schnupperte vorsichtig daran.
Croxley lachte leise. „Nun, soviel ich weiß, Gerste, Wasser und gelagert für mindestens zehn Jahre in alten Buchenfässern.“ Er zwinkerte mir zu. „Davon soll die wunderschöne Farbe kommen.“
Ich lächelte zurück, auch wenn ich ihn nicht leiden konnte und trank das Glas in einem Zug aus. Die Flüssigkeit brannte wie Feuer in meiner Kehle, doch schaffte ich es, nur leicht hüstelnd darüber hinweg zu kommen.
„Wenn es Ihnen wieder besser geht, wann werden wir uns stärken. Das Dinner ist bereits aufgetragen“, sagte er und bot mir zuvorkommend den Arm. „Können Sie schon aufstehen?“
„Ich bin nicht behindert“, fauchte ich und erhob mich etwas wackelig.
Hintereinander betraten wir den Salon, dessen langer Tisch bereits vollbeladen war, wie ich es bei Campbell schon öfters gesehen hatte. Bei meinem Auftauchen nickten mir die Herren zu, erwähnten den Vorfall nicht weiter und auch Templeton hielt sich bedeckt. Kurz, sie beachteten mich nicht.
Etwas schüchtern nahm ich abseits etwas Platz. Zwischen mir und meinem Tischnachbarn ließ ich gerne drei Stühle leer und niemand kümmerte sich darum. Heftig diskutierten und schmatzten sie um die Wette, ab und zu reichten sie mir etwas von den Köstlichkeiten. Aber ich brachte nichts herunter, spürte ständig den gierigen Blick von Templeton alias Laird of Balnairn an mir kleben.
Das Dinner ging dem Ende zu, es wurden verschiedene Desserts, Käse und Obst gereicht und die Herren mampften und stopften sich noch immer voll. Nur nicht Templeton. Er starrte und starrte. Das ging mir nun langsam auf den Geist. Ich erhob mich hastig, daß der Stuhl quietschend zurück schnellte.
„Mister Templeton oder wie sie sich hier auch nennen wollen. Wäre es möglich, mich nicht so anzustarren? Haben Sie denn noch nicht genug, daß Sie mich heute nachmittag begrabscht haben und auf Ihre Kosten gekommen sind? Ich kann das nicht leiden.“
Die Herren blickten sich an und prusteten dann los. „Du hattest sie schon und kannst trotzdem deine Augen nicht von ihrem Busen losreißen? Was ist los mit dir, Balnairn?“
Templeton erhob sich langsam und verbeugte sich in meine Richtung.
„Nun, meine Herren“, er tupfte sich geziert mit der Serviette den Mund, „ich kann Ihnen versichern, daß es nicht zum Äußersten kam. Und Misses MacDonald, es sollte Ihnen eine Ehre sein, wenn ich sage, daß die Ähnlichkeit mit meiner Gattin - Gott habe sie selig - mehr als verblüffend ist. Mir scheint, sie sitzt mit uns am Tisch.“
„Und deshalb möchtest du sie nochmal?“
Alles lachte, nur ich nicht. Furchtsam starrte ich mit verschränkten Armen in die andere Richtung. Mir war flau im Magen, alleine im Raum mit drei Männern, die sich zotig über mich lustig machten. Ich versuchte, stark zu bleiben.
„Wagen Sie es nicht, mich noch einmal anzufassen, Templeton!“ Ich reckte das Kinn. „Darf ich vielleicht erfahren, warum Sie mich hier festhalten? Ich wüßte nicht, welchen Nutzen meine Anwesenheit hier noch haben könnte!“
Croxley wischte sich ebenfalls den Mund und stand auf, während Templeton sich wieder setzte und sein Essen wieder aufnahm.
„Nun, Misses MacDonald. Sie haben im Moment nichts zu befürchten, solange Lord Balnairn in unserer Gesellschaft ist.“ Croxley grinste hämisch zu mir und mein Unwohlsein verstärkte sich. „Sie haben uns ja schon bewiesen, daß sie auf dem Gebiet der Voraussagung recht brauchbar sind. Das ist der eine Grund für Ihren Aufenthalt hier. Der Andere ist, dass Campbell das Refugium von Ihrem Gatten sein Eigen nennen möchte. Deshalb sind sie nun so etwas wie seine Geisel. Sein Faustpfand. Sie verstehen?“
„Sie wollen Rob- äh, ich meine, den Chief MacDonald erpressen?“
„Kluges Mädel!“, warf Campbell ein und prostete mir mit seinem Kelch zu. Dafür erntete er einen bitterbösen Blick meinerseits. Entnervt stampfte ich auf.
„Er wird kommen und mich retten! Und das wissen Sie ganz genau, Campbell! Und Sie“, ich zeigte mit dem Finger auf Templeton, „Sie wird er umbringen, sobald er von der Sache erfährt!“
„Aye. Und sobald er in diese Mauern eingedrungen ist, ist er tot.“ Er lachte sein dreckiges und verachtendes Lachen, in das die Anderen mit einstimmten.
Ich schluckte.
„Ist Ihnen ein Menschenleben denn so wenig wert?”, flüsterte ich.
Campbell mischte sich noch einmal ein.
„Mädel, hier geht es um mehr, als nur ein Menschenleben. Hier geht es um die Ehre. Schon
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