Alba und Albion
und ist, wie du weißt, schwanger geworden. Ein Glück für sie, daß sie einen so ehrenwerten Gentleman wie ihn fand.“
Ich schluckte.
Nun wurde mir einiges klar. Deshalb sagte Templeton, ich würde von ihm nicht schwanger werden. Er wußte das mit Leonie bereits und wollte eine zweite Kindschaft vermeiden!
Robbie seufzte und strich sich die Haare aus der Stirn. „Und was er mit dir getrieben hat, das weißt nur du selbst. All diese Sachen werde ich rächen. Für dich, für mich, für die zahlreichen unschuldigen Mädchen, die er in Unehre gestürzt hat.“ Er beugte sich vor und sah mir fest in die Augen. „Kannst du das denn nicht verstehen?“
Ich schluckte und nickte. „Ja, ich verstehe dich.“
Zärtlich strich ich ihm die Haare von der Schulter, beugte mich nun ebenfalls zu ihm und gab ihm einen Kuss.
„Aber paß‘ auf dich auf. Ich möchte nicht nach den paar Wochen Ehe schon Witwe werden.“
Er nickte lächelnd. Ich dachte nach und fragte schließlich: „Was habt ihr denn sonst noch beredet im Salon?“
Campbell ließ sofort nach Lord Templeton rufen, der auch nach kurzer Zeit auf Moraigh auftauchte und sich nun hochnäsig den beiden gegenüber verhielt.
Robbie schäumte vor Wut, hatte er doch soeben einen Teil der dunkelsten Geheimnisse von Templeton selbst erfahren.
„Nicht nur, daß Sie viele unschuldige Mädels und Damen Gewalt angetan haben, auch ist es inakzeptabel, was Sie zuletzt taten! Im Namen des Mädels Alisa und meiner Frau und Lady Stephen Miller und -“ Er schnaubte und brüllte dem Lord ins Gesicht. „Und übrigens alle anderen Damen, die Sie geschändet haben! Ich fordere hiermit Genugtuung!“
Robbie und Campbell hörten mit Entsetzen die Lebensbeichte des vermutlich verrückt gewordenen Templetons an. Er brüstete sich, mehr als fünfhundert Damen und Mädchen verköstigt zu haben, wie er es nannte und die wenigsten waren ihm näher bekannt.
Nachdem Robbie seinen unbeschreiblichen Zorn ob dieser Gewalt an den Frauen heraus gebrüllt hatte, lachte ihm Templeton noch immer höhnisch ins Gesicht. In arroganter Weise blickte er zu Robbie hinauf.
„Warum, denken Sie, wurde ihnen so übel mitgespielt, MacDonald? Damals?“
„Wie meinen Sie das?“
„Wie ich es sage. Ihr Vater hat kaum sein Leben ausgehaucht, als auch schon der rechtmäßige Nachfolger und Erbe hinter Gittern wandert.“
Robbie glaubte, nicht richtig zu verstehen, was dieser Widerling vor ihm gerade andeutete. Bisher hielt Robbie seinen Erzfeind Campbell für die Schlüsselfigur. Ungläubig starrte er Templeton an.
„Heißt das, Sie sind das Übel zu dem allen?“
„So ist es, MacDonald. Ihr Herr Vater hatte einige Kontakte, die meine Pläne zunichte machten konnten. Das wollte ich nicht durchgehen lassen, also wurde er unschädlich gemacht. Beseitigt.“
Robbie stürmte wütend auf ihn zu, packte ihn mit einer Hand an der Kehle, daß dieser hochrot und mit entsetzten Augen zu ihm aufsah. Doch Campbell zog ihn zurück.
„Lassen Sie ihn los, MacDonald.“
Unfreiwillig ließ Robbie los und schnaubte. „Wieso? Er hat den Tod verdient!“
Templeton lachte höhnisch. „Ihr Vater hat versucht, meine Pläne zu untergraben. Hätte er sein Vorhaben zu Ende geführt und die drei Schwestern gefunden, wäre ich als Verräter der Krone aufgeflogen. Was glauben Sie, warum ich ständig auf Geschäftsreisen in Indien war? Um hier bei meinem Weib zu sein! In Schottland! Und Ihr Vater stand sozusagen schon fast vor meiner Haustür auf Balnairn-House. Hätte er mich gefunden, wäre der ganze Schwindel aufgeflogen und ich wäre in London gehängt worden. Als Landesverräter, Sie verstehen?“
„Und weiter?“
„Nun, ich habe das Gerücht in den englischen Kreisen verbreitet, daß der Chief MacDonald ein gefährlicher Spion sei, der den Sturz unseres Königs George plane und ein Spitzel des Aufwieglers sei! Eben ein überzeugter Jakobit! Wie Sie, MacDonald. Wie der Vater, so der Sohn, nicht wahr?“
Er tupfte sich die Nase. „Das Militär, das in seiner Nähe stationiert war, hat natürlich sofort reagiert und ihn auf freier Straße überwältigt und mitgenommen. Was er allerdings in der Kaserne erdulden mußte, entzieht sich meiner Kenntnis.“ Er tupfte sich wieder seinen Mund.
„Doch diese Idioten ließen ihn wieder gehen. Dabei hatte ich einiges Geld fließen lassen, damit man ihn zu Tode foltert!“ Sein Gesicht war nur noch eine von Hass verzerrte Fratze und Robbie starrte ihn entsetzt
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