Alba und Albion
sein Nickerchen fortzusetzen.
„Aye. Aber er hat mich gefunden, nicht ich ihn. Und dann hing er an mir wie eine Klette, daß die gesamte Jagdgesellschaft von mir Abstand nahm.“ Unbeirrt fuhr er mit seiner Arbeit fort, für mich das Zeichen, daß er Zeit gewinnen wollte.
„Falls mir jemand etwas zuleide tun wollte, so hatte er durch Stromer keine Zugriffsmöglichkeiten mehr. Er hat mich so beschützt, daß ich niemandem mehr die Hand geben konnte, ohne daß er“, Robbie warf einen eigenartigen Blick auf Stromer, „in ein gefährliches Knurren ausbrach.“
Ich sah kurz auf. Sein lockerer Ton hatte sich verändert. Ein Blick in sein starres Gesicht und seine zusammengepreßten Lippen bestätigten meinen Verdacht. Unter Stöhnen setzte ich mich auf.
„Was? Was willst du wissen?”, fragte ich gerade heraus. Er schluckte und vermied den Blickkontakt mit mir.
„Kannst du - kannst du dich an irgendwas erinnern, was gestern Nacht vorgefallen ist?“
Ich stutzte. Gestern Nacht? Na klar!
„Ich habe geschlafen.“ Kichernd blickte ich ihn an. „Und ich hatte einen äußerst verwirrenden Traum. Da kamen Templeton und dieser Croxley darin vor.“
Er nickte langsam und drehte sich zu mir. „Susanna, das war kein Traum.“
Ich blickte ihn fragend an. Kein Traum?
Konnte es sein, daß er recht hatte?
Es war Wirklichkeit?
Nein, das konnte nicht sein! Und doch wußte ich, daß er die Wahrheit sprach.
„Kein Traum?”, flüsterte ich. „Aber dann wurde ich ja tatsächlich -“
Weiter kam ich nicht. Die Gewißheit, erneut von diesen Menschen berührt worden zu sein, war zuviel für mich. Schluchzend brach ich zusammen, gehalten von den starken Armen meines Mannes, der mich tröstete, liebkoste und mir half, das Unverständliche zu verstehen.
„Sie haben versucht, Balnairns tote Frau - oder besser gesagt, Templetons Frau - wieder zurück zu holen. Was natürlich alles Unsinn ist. Sie ist tot und wird es auch bleiben! Doch Croxley behauptete, er könne sie zum Leben wieder erwecken, in deinem Körper und Templeton glaubte ihm. So ein Narr!“
Er schnaubte, und widmete sich wieder dem Lappen, während ich mit starren Blick auf die Zimmerdecke aufmerksam zuhörte.
„Croxley hat veranlaßt, daß man dir ein leichtes Gift in dein Wasser gibt, was dich sozusagen betäuben sollte. Doch anscheinend hat er zu wenig genommen.“ Er stockte. „Ein Glück für dich, mein Herz. Sonst wärst du jetzt -“
„Tot?”, flüsterte ich leise und schluckte.
Robbie nickte unmerklich.
„Wie dem auch sei, ich kam gerade noch rechtzeitig, um dich zu befreien. Aber nicht rechtzeitig genug, um dir das alles zu ersparen.“ Er nahm meine Hände in die Seinen. „Bitte verzeih mir.“
„Du kannst doch nichts dafür“, antwortete ich mit dünner Stimme.
„Doch. Ich habe dich zum wiederholten Male alleine gelassen, dich sozusagen den Feinden zum Fraß vorgeworfen.“
„Aber Stephen war doch bei mir!“
„Er hat dich aber nicht beschützt. Doch ich mache ihm keinen Vorwurf. Du wurdest mitten in der Nacht verschleppt und das ist einzig und alleine meine Schuld.“
Ich drückte seine Hand. Es gab noch etwas, was er wissen mußte und plötzlich sprudelte alles aus mir heraus. Mit gesenktem Kopf hörte er zu, was Templeton mir im Korridor des Balnairn-Houses angetan hatte, er regte sich nicht, nur am Spiel seiner Muskeln sah ich, was in ihm vorging.
„Bitte verzeih’ mir, mein Gemahl“, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Robbie nickte und nahm mich in den Arm.
Wie lange wir uns schweigend in den Armen lagen, wußte ich nicht mehr. Immer wieder flüsterte er: „Verzeih’.“ und auch er weinte. Ich strich ihm sanft über das Haar.
„Natürlich verzeihe ich dir, es ist alles wieder gut. Ich bin bei dir und abgesehen von dem Brummschädel geht’s mir doch glänzend.“
Ich versuchte, ihn anzulächeln und würgte erneut. Nachdem sich mein Magen einigermaßen beruhigte, wollte ich doch noch den Rest meiner verschleierten Nacht wissen.
„Wie hast du mich gefunden?“
Robbie seufzte tief. „Ich habe Campbell in Balnairn-House in seinem Bett überrascht und er hat mir, wenn auch ungern, erzählt, was dieser Croxley mit Vorliebe mit hübschen jungen Damen anstellt. Da kam ihm der naive Templeton gerade recht!“
War ich nur so begriffsstutzig? „Was hat Croxley denn so vor?“
„Er und Templeton lieben es, Frauen zu entjungfern. Und wenn sie keine Jungfrau mehr sind, dann machen sie da auch keinen großen
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