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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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halte durch!“
    Wir wurden enorm durchgeschüttelt, doch nahm ich das alles nicht wirklich wahr. Meine Gedanken waren alleine bei meinem Herzallerliebsten. Meinem Robbie.
     
    Leise versuchte ich, durch das nasse und glitschige Gestrüpp zu kommen, denn ich wollte Robbie nicht durch mein Erscheinen ablenken. Ständig blieb ich irgendwo hängen, verschrammte mir das Gesicht an herabhängenden Ästen, daß mir das Blut herunterlief, doch ich verspürte keinen Schmerz.
    Da!
    Zwischen den nackten Bäumen erkannte ich etwas Helles, was aussah, wie ein Hemd. Mir schwindelte vor Furcht, daß ich zu spät kommen könnte.
    Die Floretts kerzengerade und nah vor dem Gesicht in die Höhe gerichtet, Auge in Auge mit dem verhassten Gegenüber, erblickte ich sie nun. Sie hatten noch nicht angefangen.
    „Gott-sei-Dank“, flüsterte ich, einerseits froh darüber, daß sie noch nicht begonnen hatten, andererseits wallte eine unbändige Angst in mir auf, da der Ausgang des Duells noch offen war. Nur mit Mühe konnte ich Stromer davon abhalten, in die Lichtung zu springen und Robbies Rivalen zu zerfleischen. Beruhigend sprach ich leise auf ihn ein und hielt ihn fest umklammert, bis er sich brav auf seinem Hinterteil niederließ.
    Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte man über diesen Anblick schmunzeln können, wie sie dastanden. Templeton, der von Robbie um fast einen ganzen Kopf überragt wurde, mußte nach oben blicken, während Robbie geradewegs über seinen Kopf hinweg ins Nichts starrte.
    Campbell stand zwischen ihnen, forderte beide auf, in Position zu gehen.
    „Es wird nur einen Sieger geben, meine Herren. Möge Gott dem beistehen, der reineren Herzens ist!“
    Er trat zurück und gab das Zeichen.
    „Bitte, laß es gut gehen,”, flüsterte ich und schlang meinen wollenen Umhang fester um die Schultern. Eine Hand berührte mich und erschrocken drehte ich mich um. „Mußt du mich denn so erschrecken? Ich hab’ sowieso schon Herzflattern.“
    Stephen flüsterte ein tonloses „Entschuldige“ in meine Richtung. Er band Stromer mit einem kurzen Seil am Baum fest und drückte mich noch einmal. Es wird alles gut gehen, schien seine Geste zu bedeuten, als er mir mit seinem Umhang das Gesicht wischte, mich in die Arme nahm und gemeinsam horchten wir dann mit bangem Herzen nur noch auf die Geräusche, die von der Lichtung kamen.
    Ich war froh, ihn jetzt an meiner Seite zu haben.
    „Ich hab solche Angst“, schniefte ich und dicke Tränen rannen mir die Wangen herunter.
    Es war mucksmäuschenstill. Dann erfüllte ein leises Klirren den heranbrechenden Morgen und nicht ein Vogel war zu hören.
    Sie hatten begonnen.
    Jetzt standen sie ein paar Schritte auseinander, in Ausgangsposition, beide die Knie gebeugt, breitbeinig, konzentriert und die Degen bereit zum Angriff.
    „En gardez!“
    Robbies Haare waren nachlässig nach hinten gebunden und eine schwarze Locke tanzte auf seiner Stirn, die er mit einer ungeduldigen Kopfbewegung zur Seite schüttelte. Sein Kilt bot ihm sichtlich mehr Beinfreiheit, als die beengenden Kniehosen des Lords. Im Ausfallschritt führten sie ihren tödlichen Tanz aus. Es ging zwei Schritte nach vorne, dann drei wieder zurück, sie umrundeten sich, ohne sich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, fixierten ihr Gegenüber wie die Schlange ihr Opfer. Robbie holte mit Schwung aus, doch der Lord wich geschmeidig aus. Und ich sah sein gräßliches Grinsen. Sie schoben sich gegenseitig über die Lichtung und kein Ton kam über ihre Lippen. Dann holte Templeton aus und - traf!
    Ich stöhnte leise auf, als ich Robbies weißes Hemd sah, das sich in Brusthöhe dunkelrot verfärbte. Erschrocken sah er dorthin, legte einmal die Hand darauf und zog hörbar die Luft ein, verlor aber nichts von seinem unbändigen Kampfes willen.
    Weiter ging der Todestanz und beiden war klar, daß es nur einen Sieger, einen Überlebenden geben würde. Beiden stand der Schweiß auf der Stirn, genauso wie mir. Doch kam bei mir außerdem noch die Übelkeit dazu, die sich stetig ausbreitete.
    „Stephen, ich glaube ich werde ohnmächtig“, flüsterte ich und lehnte mich schwach an ihn.
    „Setz’ dich hier hin und lehn’ dich zurück. Aber sei um Himmels Willen leise!“
    Behutsam half er mir, mich zu setzen, damit ich in meiner jetzigen Situation trotzdem noch alles sehen konnte und seufzend lehnte ich mich gegen den dicken Baumstamm. Ich schloß erschöpft die Augen. Irgendwie war mir diese Situation doch zuviel und

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