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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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zwang sie, mich anzublicken.
    „Du kommst selbstverständlich mit zu mir, Alisa. Ich werde für dich und dein Kind sorgen, so wie du es bei mir auch machen würdest. Ich lasse dich nicht im Stich.“
    Tränenverschmiert sah sie mich an. „Wirklich? Du schickst mich jetzt nicht weg?“, schluchzte sie, „mit der Schande, die ich in mir trage?“
    „Aber du kannst doch nichts dafür“, flüsterte ich und zog sie wieder zu mir. „Hast du mit Michail darüber gesprochen?“
    „Nein. Ich habe ihn nach der Jagd nicht wieder gesehen. Ich konnte ihm nicht mehr ins Gesicht schauen, als ich es bemerkte.“
    „Hat er denn nicht nach dir gefragt?“
    „Ich habe mich verleugnen lassen. Vom Koch, von der Köchin, von den Mädchen.“
    „Aber vielleicht hätte er Verständnis gehabt. Er wäre nicht der erste Mann, der eine Frau wählt, die von einem anderen ein Kind hat. Außerdem -“ Ich schluckte. Sollte ich es sagen?
    „Ich bin auch schwanger.“
    Stephen verschluckte sich an seinem dritten Becher, Alisa wich von mir zurück, als wenn ich mit einer ansteckenden Krankheit behaftet wäre.
    „Was ist los mit euch? Freut sich denn niemand mit mir?“
    „Weise er- wusste es-“, Alisa schluckte. „Hast du es dem Herrn noch rechtzeitig mitteilen können?“
    Zwei neugierige Augenpaare hefteten sich auf mich und verschämt senkte ich den Blick. „Nein.“
    „Aber warum denn nicht?“
    „Wann denn? Zuerst ist er beim Jagen, dann bin ich nicht in der Verfassung, weil ich mir den Magen aus dem Leib würge, und dann -“ Ich schniefte. „Das Duell.“
    Betroffene Gesichter starrten mich an. Stephen faßte sich als erster und drückte meine Hand.
    „Es wird alles gut, meine Liebe. Wir fahren zurück nach Taylorgate, dann sehen wir weiter.“
    Mechanisch nickte ich und akzeptierte die Entscheidung, auch wenn ich andere Pläne gehabt hatte. Ich fühlte mich jedoch zu schwach, um zu widersprechen.
    Während der restlichen Fahrt an diesem Tag sprach keiner ein Wort, jeder hing seinen Gedanken nach und ab und zu begann Alisa zu schluchzen. Ich starrte aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehende, schneebedeckte Landschaft, erblickte in der Ferne einiges Rotwild und - trauerte.
     
    „So, hier werden wir rasten und morgen weiterreisen.“
    Zuvorkommend half uns Stephen aus dem Gefährt und mit steifen Gliedern traten wir hinaus in den matschigen Hof. Diese Station machte einen ordentlichen Eindruck, der sich in der Schankstube ebenso bestätigte. Stephen organisierte sofort zwei Zimmer und trotz des knurrenden Magens bekam ich außer ein paar Löffel heißer Suppe nichts hinunter. Stattdessen griff ich zum Bierkrug und füllte meinen Magen damit.
    Auch Alisa kaute lustlos auf ihrem Brot und entschuldigte sich schon bald.
    Nun saßen nur noch Stephen und ich am Tisch und grübelten.
    „Stephen“, sagte ich schließlich, „ich will nicht nach Taylorgate zurück.“
    „Wohin denn dann?“
    „Ich will nach Armadale. Zu der Heimat meines Mannes. Meines Kindes.“
    „Das kann ich nicht zulassen, Susanna. Du kennst keinen Menschen in diesem Land, nicht seine Mutter, nicht seine Familie. Was ist, wenn sie dich nicht akzeptieren, wenn sie dich ablehnen? Du darfst nicht vergessen, was du bist, Susanna.“ Eindringlich sah er mich an. „Du bist noch immer eine Sassenach!“
    „Aber es ist das Kind eines Schotten!“, rief ich aufgebracht. „Eines Chiefs! Es muß einfach in seiner Umgebung aufwachsen! Es ist sein Nachkomme, sein Erbe!“
    Ich hatte zu laut geredet und die paar Gäste, die noch im Schankraum saßen, hoben neugierig den Kopf. Stephen stand schnell auf, bot mir den Arm und schob mich zur Tür hinaus.
    „Wir werden nach England zurück reisen, du wirst dort dein Kind bekommen und dann kannst du selbst entscheiden, was du machen willst.“
    Ich sah ihn an, sah seine Entschlossenheit, mir diese Torheit, wie er es anscheinend auffaßte, nicht durchgehen zu lassen.
    „Bis dahin bin ich für euch beide verantwortlich und es ist meine verdammte Pflicht, dich zu deiner Familie zurück zu bringen. Mit oder ohne Kind!“
    Nun wurde mir doch einiges klar. „War das dein Auftrag? Mich zurück zu holen? Mich von Robbie zu trennen?“
    Traurig blickte er zu Boden und nahm meine Hand.
    „Ja. Das war einer meiner Aufträge. Dich zu finden, deinen Mann zu verhaften und dem Militär zu übergeben, um dich wieder zu deiner Familie zurück zu bringen. Aber ich brachte es nicht fertig.“
    Er seufzte.
    Ich starrte ihn sprachlos

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