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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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zu heben.
    „Aye. Jetzt ist es raus. Du wirst Vater. Ein strammer Sohn wird schon bald Papa zu dir sagen.“ Er lachte leise.
    „Wo ist“, er verschluckte sich an den wenigen Tropfen Tee, die er im Mund hatte, „meine Frau?“
    Ich trat hinter Seamus’ Rücken hervor, nahm ihm heftig die Tasse aus der Hand und bescherte ihm noch einen bösen Blick, aber er hob entschuldigend die Schultern.
„Wann willst du es endlich sagen?”, raunte er mir etwas erzürnt zu.
    „Hier bin ich, Schatz.“
    „Ist es wahr? Ich werde“, wieder hüstelte er schwach, „Vater?“
    „Ja. Es stimmt.“ Unbeirrt flößte ich ihm Löffel für Löffel ein. „Nun rede nicht soviel, sondern schlucke erst den Tee herunter.“
    „Warum so böse?”, flüsterte Robbie und versuchte ein Grinsen. Ich wandte mein Gesicht ab, denn tatsächlich war mein Ton etwas ruppiger, als ich beabsichtigt hatte.
    „Ich bin nicht böse. Ich hätte es dir nur gerne selber erzählt“, sagte ich und bemühte mich um einen gleichgültigen Ton. Dabei warf ich Seamus erneut einen vernichtenden Blick zu. Der grinste frech zurück und beschäftigte sich mit den Leinenstreifen, die er sorgfältig zusammenrollte.
    „Das ist in Ordnung“, hauchte Robbie und schlief mit einem Lächeln wieder ein.
     
    Stunde um Stunde verging und kein Arzt kam zurück. Mir war es einerlei, ob Jude oder nicht. Hauptsache, er half Robbie, wieder gesund zu werden.
    Seamus sah das etwas anders. Ständig stiefelte er zur Tür, um Ausschau zu halten, gefolgt von dem grimmigen Wolf, schimpfte ungeniert vor sich her, während Stromer dazu gefährlich knurrte, ungeachtet dessen, daß ich anfangs mit hochrotem Kopf über den Leinenstreifen saß. Und jedes mal, wenn er mürrisch wieder in den Salon trat, rief Lady McDiar fröhlich: „Sind sie nun da?“
    Dann hörten wir die Hufe. Erleichtert sprang ich auf und rannte zur Tür, doch Seamus hielt mich zurück.
    „Wir wissen nicht, wer das ist“, und schob mich wieder ins Zimmer zurück.
    Mit seinem Messer in der Hand ging er zur Tür und öffnete.
    „Das wurde aber auch Zeit, Jude! Fast stirbt mir der Junge unter’m Arsch weg! Wo hast du nur so lange gesteckt? Und wer ist das da hinten?“
    Der uns schon bekannte junge Mann antwortete ziemlich gelassen.
    „Ich habe Medizin und Kräuter mitgebracht. Und meinen Lektor Stielmann. Er ist ein Experte auf dem Gebiet der brandigen Wunden und sonstigen Schußverletzungen.“
    Ohne sich um den noch immer schimpfenden Seamus zu kümmern, schob er sich an ihm vorbei und trat unvermittelt an das Feldbett mit seiner Begleitung im Rücken.
    Gemeinsam beugten sie sich über Robbie, drehten ihn auf den Bauch und schnitten ohne Umschweife den Verband auseinander, berieten sich in einer fremden, für meine Ohren hart klingenden Sprache und strichen sich gedankenverloren über ihre Bärte. Unschlüssig begutachteten sie immer wieder die Wunde, drückten leicht darauf herum, was zur Folge hatte, daß Robbie unruhig wimmerte und Eiter herausquoll.
    „Mylady“, der junge Jude wandte sich zu mir, „entschuldigen Sie, daß wir uns noch nicht vorgestellt haben, aber Ihr Mann brauchte schnellstens unsere Hilfe.“
    Er machte einen Diener.
    „Mein Name ist Jonas“, sagte er mit sanfter Stimme, „nur Jonas und das ist mein Lektor Stielmann. Wie gesagt, er ist ein Meister im Heilen von brandigen Wunden.“
    Besagter Stielmann, ein älterer Herr mit großen braunen Froschaugen und einer leichten Hakennase verbeugte sich freundlich vor mir und Lady McDiar.
    „Kann ich etwas tun?”, fragte ich zaghaft und beugte mich über Robbie, der noch immer stöhnte.
    „Nein. Beschäftigen Sie sich ein wenig mit dieser entzückenden Dame und schlafen Sie ein wenig, wir kümmern uns um ihn.“
    „Ich kann nicht schlafen und ich will ihn nicht alleine lassen.“
    Vorsichtig berührte mich Stielmann am Arm und sah mir eindringlich in die Augen. „Wir versuchen alles Menschenmögliche für ihn, glauben Sie mir.“
    „Gut, dann“, ich sah mich um und nahm Lady McDiar am Arm, „ich gehe mit ihr in die Küche und lasse Sie beide walten.“
    „Ja, das ist gut.“
    Stielmann wandte sich an Jonas und wies ihn an, die beiden Taschen herein zu holen, was er ohne Widerrede sofort ausführte, ständig bewacht von dem misstrauischen Seamus.
    Ich hatte es mir doch anders überlegt, saß etwas abseits neben der Hausherrin in einem Sessel, zog die Beine nach oben und beobachtete traurig die Szenerie, während Seamus seinen Dolch

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