Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
Vom Netzwerk:
Gesicht umrahmt von den duftenden Rosenknospen. „Ein kleiner letzter Kuß vielleicht?“
    „Jetzt aber wieder raus! Sonst schrei’ ich wirklich das ganze Haus zusammen“, raunte ich ihm zu. Doch sein Blick erweichte mich und ich gab ihm einen Kuß auf die Wange.
    „Bis morgen, Schönheit. Ich finde dich, auch wenn du dich vor mir verstecken willst“, flüsterte er sanft, stupste mich auf die Nasenspitze und weg war er.

7
    Man wird erwachsen
    Das Wetter war gut genug, um auf der Terrasse zu sitzen. Die Unterhaltung mit den Millers plätscherte dahin und Mutter bat mich schließlich mit einem mysteriösen Augenzwinkern, Stephen durch den Garten zu führen, was ich gerne tat.
    Seine Begleitung empfand ich als sehr angenehm und ich konnte ihn gut leiden. Er war lustig, spontan wie ich und eben gutaussehend! Außerdem groß und stattlich, seine blauen Augen sprühten stets übermütig, er hatte gepflegte, manikürte Hände und auch das blonde Haar sah seidenweich aus und wurde von einer hellblauen Samtschleife zusammengehalten. Und er roch ausgesprochen gut nach Veilchen.
    Sein einziges Makel waren - wie bei den meisten Leuten unserer Zeit - die Zähne. Mary hatte uns von klein auf dazu genötigt, stets die Zähne sauber zu halten, was ich nicht immer gerne tat. Aber wenn ich einen jungen Menschen vor mir hatte, bei dem die Zähne bereits zum Teil schwarz oder ausgefallen waren, dann war ich froh, daß Mary ihre Marotten, wie ich sie nannte, so konsequent durchgesetzt hatte. Von den Zahnschmerzen, die mir erspart blieben, ganz zu schweigen.
    Zu seinem Glück waren die vorderen Zähne strahlend weiß und nur, wer Stephen genau beobachtete, konnte beim Lachen einige Zahnmängel im hinteren Bereich erkennen. Doch mich störte das nicht. Ich fand ihn trotz allem hübsch.
    Wir gingen, ich meinen Arm in seiner Armbeuge, durch den Garten, geschützt durch meinen kleinen Sonnenschirm, zeigte ihm diesen und jenen herrlichen Rosenbusch, verschiedene Buchsbäumchen, erzählte ihm, was ich im Laufe der letzten Tage gesehen hatte, als wir das verschnittene Bäumchen begutachteten und lachten herzhaft.
    Er war wirklich erfrischend in seiner Art. Vielleicht war es doch eine gute Idee von Mamma gewesen, die Millers erst heute einzuladen und ich fühlte mich sehr wohl und entspannt in seiner Gesellschaft.
    Als er mich bat, sich zu ihm zu setzen, sträubte ich mich. Es war die gleiche Bank wie gestern.
    „Was hast du, Susanna? Möchtet Ihr vielleicht wieder zurückgehen?“ Fragend blickte er mich an.
    Inzwischen hatte ich mich wieder gefaßt und lächelte tapfer.
    „Nein, Stephen, es ist in Ordnung. Setzen wir uns.“
    Er seufzte wohlig, legte seine Arme auf die Rücklehne und hielt sein Gesicht in die Sonne.
    Ich saß noch immer ziemlich verkrampft da und hielt mich an meinem Schirmchen fest. Verstohlen blickte ich mich um. Doch zum Glück sah ich niemanden und ich wurde wieder langsam lockerer.
    Einige Zeit erzählte ich ihm Anekdoten vom Fest, den Klatsch, den ich aufgeschnappt hatte und wir lachten viel. Doch dann wollte ich ein anderes unverfänglicheres Thema beginnen.
    „Was gibt es denn Neues aus London?“
    „Nichts.“
    Schweigen.
    Ich versuchte es erneut.
    „Und auf Eurem Landsitz? Ihr hattet doch gewiß einige Gesellschaften.“
    „Ja.“ Er wirkte gelangweilt. „Es gab einige Feste.“
    Wieder schweigen. Was hatte er nur plötzlich?
    Ich stupste ihn mit dem Schirm und fragte frech: „Was ist los mit dir, Stephen? Sonst bist du doch auch nicht so verstockt! Gibt es neue Verlobungen oder irgend etwas Interessantes?“
    Langsam setzte er sich wieder gerade hin und sah mich lange an.
    Ich wurde verlegen und merkte die Röte im Gesicht aufsteigen.
    „Weißt du wirklich nicht, warum ich gerade heute hier bin?“
    „Äh, nun ja… ich weiß nicht so recht.“ Ich reckte mein Kinn nach oben. „Nein. Ich denke nicht, daß ich es weiß.“
    Er lehnte sich wieder bequem zurück, hob das Gesicht in die Sonne und schloß die Augen.
    „Du weißt es.“
    Ruckartig stand ich auf und hieb ihm den Schirm auf den Kopf.
    „Nun sag’, was los ist und mach’ nicht so ein Theater, verdammtnochmal!“, rief ich zornig.
    Erstaunt von meinem unerwarteten Ausbruch starrte er mich sekundenlang mit aufgerissenen Augen an.
    „Wo hast du gelernt so zu reden, Susanna? In der Mädchenschule? Bei den Nonnen?“ Seine Mundwinkel zuckten und ich sah, wie er sich das Lachen verkniff. „Aber in Ordnung. Ich sage es dir. Wir beide sollen

Weitere Kostenlose Bücher