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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Rascheln in Gebüsch gehört zu haben.
     
    Unsere Nachricht wurde zwar erfreut, aber nicht überrascht aufgenommen. Es hagelte sofort die besten Glückwünsche von allen Seiten, sogar die Dienerschaft wollte zu den ersten Gratulanten gehören. Mary zerquetschte mich fast und verging in ihren Tränen, Doreen nahm mich so liebevoll in den Arm, wie ich es von ihr lange nicht mehr erlebt hatte. Seltsamerweise stand eine Flasche des besten Rotweines bereit und ein Ring mit einem großen Diamanten wurde mir von Stephen an den Finger gesteckt.
    Und so saßen wir nebeneinander im Salon, jeder ein Glas des kostbaren Getränks in der Hand und beide mit hochrotem Kopf.
    Spät am Abend erzählte mir Doreen, auch sie hatte damals mit Eric so auf den Sofa gesessen. Genauso steif und mit der gleichen dunklen Hautfarbe.
     
    Sie heirateten zwei Wochen später mit einem großen Pomp, den Doreen sehr zu genießen schien. Doreen gab eine strahlende und schöne Braut ab und Eric einen umwerfend gutaussehenden Bräutigam. Es war eine sehr schöne Hochzeit mit unzähligen Gästen, die Festsäle aufwendig mit roten und rosafarbenen Blüten geschmückt, die mit ihrem Duft den Saal erfüllten. Der Tag war einfach perfekt. Immer wieder und wieder wurde auf das Brautpaar getrunken und hätte ich jedes Mal mein Glas geleert, wie es der Brauch eigentlich forderte, wäre ich nach einer halben Stunde bereits sternhagelvoll gewesen.
    Leicht beschwipst saß ich neben Stephen und genoß das Fest und seine Aufmerksamkeit, während andere Gäste bereits gefährlich schwankten. Am späten Abend gab man dann offiziell die Verlobung von Miss Susanna Maria Catherine Taylor mit Sir Stephen Anthony Leslie Miller bekannt, was einen weiteren Umtrunk auslöste. Wir standen nebeneinander, verlegen, rot bis über die Ohren und gaben jedem artig die Hand, um die Glückwünsche entgegenzunehmen.
    Ich fühlte mich großartig und glücklich!
     
    Dann wurde es wieder ruhig auf unserem Sitz.
    Die Gäste verschwanden, es kamen nur noch vereinzelt Besucher, Doreen lebte nun nicht mehr auf Taylorgate und das versetzte mir einen kleinen Stich. Ich begann sie schon jetzt zu vermissen. Doch mit ihrer Hochzeit wurde sie auch Herrin von Muralgreen, einem Anwesen, das etwa 20 Meilen entfernt lag und das bedeutete fast eine Tagesreise von hier entfernt.
    Auch Stephen verweilte nun wieder in London, um seinen Pflichten dort nachzugehen und so hatte ich tagsüber viel freie Zeit, die ich für Ausritte oder Besuche nutzte. Nachdem ich Vater so lange zugesetzt hatte, daß er händeringend um eine Erlösung bat, hatte er mir erlaubt, bei einem Ausritt meine Begleitung wenigstens selbst auszusuchen.
    Und so war es meist der junge Thomas, der sich mächtig aufbaute und in seiner Rolle als Beschützer völlig aufging. Stolz zeigte er mir, wie er mich mit seiner selbst gebastelten Steinschleuder verteidigen würde. Dies demonstrierte er mir eindringlich am Apfelbaum. Den Ärger, der auf dem Fuß folgte, nahm mein selbsternannter Beschützer tapfer entgegen. Und ich brachte es danach nicht übers Herz, ihm zu sagen, daß ich stets mit meinem Messer ausritt.
    Vor Jahren hatten mir ein paar Knaben aus dem Dorf im Verborgenen beigebracht, wie man ein solches Messer richtig einsetzte. Ich wußte nun, wie man eine Kehle aufschlitzte, wo die empfindlichsten und wirkungsvollsten Stellen am menschlichen Körper waren. Nur, ob ich im Notfall auch richtig handeln würde, stand auf einem anderen Blatt. Trotzdem fühlte ich mich sicherer mit meinem kleinen Dolch im Strumpfband.
    Als ich ihn auch noch einen „tapferen Held“ nannte, nahm er jede Herausforderung an, die meistens in einer Rauferei und einer blutigen Nase mit den älteren Burschen endete.

8
    Ausritte
    „Wo ist Thomas?“
    Suchend sah ich mich im Stall um.
    Der ältere Thomas blinzelte, da ich die Sonne im Rücken hatte.
    „Er mußte nach Hause eilen zu seiner Mutter. Sie ist krank.“ Entschuldigend hob er die Schultern und stellte bückend den Eimer ab, der mit Getreide gefüllt war. Als er sich wieder erhob, stöhnte er und hielt sich den Rücken. „Möchten Sie heute ausreiten? Soll ich Sie vielleicht begleiten?“
    Ich lächelte, als ich seine gebeugte Haltung sah.
    „Es ist lieb von Ihnen, Thomas, dass Sie sich trotz Ihrer Schmerzen anbieten. Aber das ist nicht nötig. Ich werde meinen heutigen Ausritt auf einen anderen Tag legen, bis -“
    „Dann werde ich Sie begleiten.“
    Robbie tauchte aus dem Nichts auf und grinste.

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