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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
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Hastig wischte er seine schmutzigen Hände an der Hose ab und rief Thomas einen freundlichen Gruß zu. Er nickte kurz in meine Richtung und verzichtete auf eine höfliche Verbeugung. „Wenn es Mylady angenehm ist.“
    Ohne auf meine Antwort zu warten, machte er kehrt und begann, meine Angel zu satteln. Etwas ärgerlich über seine allzu lässige Art mir gegenüber streckte ich das Kinn nach oben und versuchte, so autoritär wie möglich zu wirken.
    „Na gut. Ausnahmsweise. Mal sehen, ob Sie Thomas auch ersetzen können.“ 
    Aus der Pferdebox hörte ich ihn leise lachen, während er die Gurte stramm zog und das machte mich leicht zornig. Um nicht doch noch aus der Haut zu fahren, verließ ich ruckartig und mit wehenden Röcken den Stall. Vor mich herschimpfend, trat ich in die gleißende Sonne und blinzelte nun genauso, wie vorhin Thomas. Wo war nur mein verdammter Sonnenschirm schon wieder? Ich überlegte kurz und stampfte leicht auf. Wie immer hatte ich ihn im Haus vergessen. Ich würde also jetzt gleich zurückgehen müssen, um ihn zu holen.
    „Miss Susanna!“, rief Thomas und humpelte mir über den knirschenden Kies hinterher. „Miss Susanna. Auf ein Wort, bitteschön!“
    Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Aber selbstverständlich, Thomas.“
    Ich legte meine Hand auf seinen Arm und sah zu ihm herunter. Da er heute wegen seinem Rheuma sehr gebückt ging, war er kleiner als ich.
    „Was gibt es denn?“, fragte ich neugierig und lächelte ihn an. Doch anstatt sofort loszulegen, stammelte er unverständlich vor sich hin. Anscheinend war es ihm etwas unangenehm, dies zur Sprache zu bringen.
    „Nun beruhigen Sie sich doch. So schlimm kann es doch nicht sein, oder?“ Aufmunternd nickte ich ihm zu.
    „Ja, Miss. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass … dass -“ Er schluckte. Es mußte wirklich schlimm sein, was er zu sagen hatte. Aufgeregt rang er die Hände, bis sie knackten.
    „Also, raus damit“, forderte ich ihn auf und klopfte ihm leicht auf die Schulter.
    „Ich möchte eigentlich nur sagen, daß -“ Wieder begann er zu schlucken. Doch als er meinen ungeduldigen Blick sah, riß er sich zusammen.
    „Ich möchte eigentlich nur sagen … Seien Sie nicht so streng mit dem Burschen. Ich weiß nicht, warum ihr euch nicht leiden könnt. Er ist ein aufrichtiger Junge, macht seine Arbeit gut. Er wird auch gut auf Sie aufpassen, da bin ich mir sicher. So einen gewissenhaften jungen Menschen wie ihn gibt es nicht viele in der Gegend. Ich kenne jedenfalls keinen.“ Er zwinkerte mir mit seinen müden Augen zu. „Auch wenn er ein Nordlicht ist.“
    Nun mußte ich lachen. „Aber Thomas, ich habe doch nichts gegen ihn! Aber manchmal hat er eine Art an sich, die mich ärgert. Und dann muß es eben raus!“
    Sichtlich erleichtert nahm er zur Kenntnis, daß ich ihm dies nicht übel nahm und er verabschiedete sich schnell und überschwänglich, während ich meinen Schirm holte.
     
    Schweigend ritten wir über die Felder und taktvoll hielt er einen Abstand von mindestens drei Pferdelängen. Doch mit der Zeit wurde es mir zu langweilig. Wozu hatte ich einen Begleiter, wenn ich mich nicht unterhalten konnte? Ohne umzublicken, winkte ich ihn mit meinem Schirm nach vorne. Lässig hielt er die Zügel in seiner rechten Hand und ließ sein Pferd auf meine Höhe traben.
    „Was gibt es denn?“, fragte er eher gelangweilt und obwohl er mich ansprach, sah er sich in der Gegend um. Ich fühlte, wie mein Blut zu kochen anfing. Er machte mich noch rasend mit seiner gleichgültigen Art. Doch ich versuchte, dies zu ignorieren.
    „Ich habe überlegt, ob ich heute mal ins Dorf reite.“
    „Was wollen Sie denn dort?“
    Ein leichtes Ziehen an den Zügeln und sein Pferd drosselte das Tempo. Er schien ein sehr erfahrener Reiter zu sein. Kerzengerade saß er im Sattel und aus den Augenwinkeln konnte ich das Muskelspiel seiner Arme sehen. Irgendwie erinnerte er mich an eine der Heldenstatuen, die oft vor wichtigen Gebäuden und Plätzen standen und ich mußte unwillkürlich lächeln.
    „Sie sind sehr neugierig. Aber gut.“ Ich seufzte und wandte mich ihm zu. „Was macht man in einem Dorf? Man redet mit den Leuten, trinkt vielleicht etwas und so weiter.“
    Es war schwer für mich, in seiner Gegenwart einen gleichbleibend ruhigen Ton beizubehalten. Minutenlang ritten wir schweigend nebeneinander und nur die Geräusche der Flora und Fauna waren zu hören. Dann durchbrach er die wohltuende Stille.
    „Kennen Sie viele Leute

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