Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Fentross
Vom Netzwerk:
zurück geklappt, das Nachtkleid auf dem Laken platziert und aus dem Wasserkrug dampfte es heraus. Ich lächelte, als ich das sah. Sie vergaß wirklich nie etwas. Eilig wusch ich mein Gesicht und schlüpfte wenig später in mein heimeliges Bett.
    Doch auch in dieser Nacht würde ich nicht einschlafen können. Ich hatte zu viel getrunken und alles drehte sich, sobald ich die Augen schloss.
    Seufzend stand ich wieder auf und suchte das Zunderpäckchen, um eine Kerze anzuzünden. Aber ich konnte es nicht finden und tapste im Dunkeln durch das Zimmer.
    „Aua, verdammt!“
    Auf einem Bein hüpfte ich in Richtung Fenster, nachdem mein Sessel einen wohlverdienten Tritt bekommen hatte. Ich öffnete es und sah hinaus. Es war eine warme und feuchte Luft. Von der Ferne hörte ich eine Eule rufen und ein Hund begann zu bellen.
    Robbie.
    Egal, an was ich dachte, er kam immer aus irgendeiner Ecke meines Gehirns hervor. Mit der flachen Hand schlug ich auf das Fensterbrett.
    Angestrengt dachte nach, was mir bei meinem Weinkonsum nicht so leicht fiel. Als mich der Lord so bedrängte, empfand ich nichts als Wut und Empörung über sein Verhalten. Und es geschah, wie Robbie gesagt hatte. Kaum mischte ich mich wieder unter die Gäste, vermied es der Lord, in meine Nähe zu kommen und eine halbe Stunde später verließ er das Fest.
    Aber da war noch die Sache mit Robbie.
    Ich lächelte verträumt und begann zu summen.
    Ein Stallbursche!
    Sofort verstummte ich wieder. Doch ich konnte nicht anders und holte die Gefühle wieder in Erinnerung, die er in mir entfacht hatte. Es war nicht das erste Mal, daß ich einen Jungen geküßt hatte, so unschuldig war ich nun doch nicht. Aber nie fühlte ich mich danach so aufgewühlt, wie heute. Wenn ich die Augen schloß, konnte ich sein schwarzes Haar an meinen Fingern spüren und seine Haut riechen. Wie lange ich so sinnierend aus dem Fenster sah, wußte ich nicht mehr, als ich plötzlich meinen Namen hörte.
    „Susanna! Ich wünsche eine gute Nacht, mo bana-phrionnsa!“ Robbie rief leise zu mir herauf und machte eine übertriebene Verbeugung mit Kratzfuß.
    Ich kicherte, als ich ihn sah. Es sah lustig aus, wie er da stand in seinem Leinenhemd, der schlecht sitzende Weste und seiner Kniehose - heute sogar mit richtigen Schuhen und Strümpfen, die ich vorher gar nicht bemerkt hatte. Grinsend blickte er herauf und warf mir eine Kußhand zu.
    „Hör‘ auf mit diesem Unsinn”, raunte ich zu ihm kichernd zu. „Verschwinde! Es könnte jemand kommen!“
    „Die schlafen alle. Außerdem ist es mir das wert.“ Dann verschwand er in Richtung Hauswand. Ich beugte mich aus dem Fenster, während ich meinen seidenen Morgenmantel überzog und überlegte, ob er durch die Wand gehen könne, als es plötzlich in den Rosenranken an meinem Fenster raschelte. Ich hörte ihn vor Anstrengung leise stöhnen. Mühsam zog er sich am Spalier herauf und erschien unvermutet an meinem Fenster.
    „Huch!“, erschrak ich mich und hielt mich schwankend am Bettpfosten fest. „Was tust du denn? Geh’ wieder nach unten.“
    Er hielt sich am Fensterbrett fest und schwang sich leichtfüßig ins Zimmer.
    „Ah. So lebt also eine kleine verwöhnte Dame.“ Staunend sah er sich im Dunkeln um und blickte sehnsüchtig auf mein Himmelbett. „Sieht irgendwie bequemer aus als das Strohbett im Stall.“
    Ich konnte es nicht fassen! Da stand doch glatt ein Mann mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer und erzählte mir von seinem Bett! Empört holte ich Luft. Mit zwei großen Schritten stand er nah vor mir und hielt mir den Mund zu.
    „Nicht schreien, Prinzessin. Ich will nur noch einen Gutenachtkuß.“
    Heftig riß ich seine Hand von meinem Mund und flüsterte zornig.
    „Nichts da! Ich schreie nicht. Und du gehst jetzt wieder. Wir können morgen miteinander reden.“ Ich zog meinen Mantel enger um meinen Körper und preßte mich gegen die Wand. „Aber so etwas wie im Garten darf nie wieder passieren!“
    Als er sah, wie ich mich ängstlich in die Ecke drückte, wurde sein Blick ganz weich. „Glaubst du wirklich, ich würde dir irgendetwas antun, was du nicht willst?“
    „N-nein, das glaube ich nicht.“ Er hatte etwas an sich, was mich stets verunsicherte. „A-aber um diese Uhrzeit hatte ich noch n-nie H-Herrenbesuch.“
    „Na, das will ich doch auch hoffen”, flüsterte er zurück und lachte leise. „Aber du hast Recht. Es ist besser, wenn ich wieder verschwinde.“ Er schwang sich wieder hinaus und hing am Spalier, sein

Weitere Kostenlose Bücher