Alba und Albion
flüsterte.
„Pssst“, hörte ich hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um und da sah ich ihn! Mein Herz machte einen Sprung, doch ich ließ mir nichts anmerken. Gemächlich stieg ich wieder die Treppen hinunter, als wollte ich noch eine Runde drehen. Mary, die kurz zur Terrassentür herauslugte, hielt nach mir Ausschau, verschwand aber gleich wieder. Sie hatte mich nicht entdeckt. Als ich sie außer Sichtweite vermutete, beschleunigte ich meinen Schritt und der Kies knirschte laut unter meinen feinen Schühchen. Robbie winkte mir hinter ein paar dichten Büschen zu und hielt die Zweige für mich zur Seite.
„Was machst du denn hier!”, flüsterte ich ihm zu, konnte aber meine Freude über das Wiedersehen nicht verbergen. Ich mußte ihn einfach anstrahlen. Ich konnte nicht verstehen, wie ich die ganze Zeit auch nur eine Sekunde ohne ihn überleben konnte.
„Du siehst wunderschön aus, Susaidh“, flüsterte er und strich sanft mit einem Finger über meine Wange und über meine Lippen. Wie er meinen Namen aussprach! Eine zauberhafte Wärme legte sich auf meine Brust. Er trat näher zu mir, nahm meine Hände und blickte auf mich herab.
„Jetzt wirst du bald heiraten. Ich möchte dir dafür alles Gute und viel Glück wünschen. Daß dich dein Mann so lieben wird, wie du es verdienst.“
Mein Lächeln erstarb. „Was redest du denn da? Ist das alles? Das wolltest du mir sagen? Freust du dich denn nicht, daß ich wieder da bin?“
Ich schluckte und versuchte, meine Hände zu befreien, doch er hielt sie noch fester und blickte zu Boden.
„Was hast du denn gedacht? Denkst du, ich mache mich weiterhin an die Frau eines unbescholtenen Gentleman heran?“ Mißbilligend schnalzte er mit der Zunge und versuchte ein Grinsen. „Ihr Frauen habt doch sehr wenig Moraldenken.“
Als er in mein leicht empörtes Gesicht sah, lächelte er.
„Nein, ich habe es nicht böse gemeint. Es war für mich nur ein Traum, der nie in Erfüllung gehen kann. Du, eine junge, hübsche und außerdem reiche Dame aus gutem Haus.“
Es sollte sich locker anhören. Er machte eine Pause und sah mich liebevoll an. „Aber was bin ich? Wenn ich nicht zwangsweise hier aufgehalten werde, bin ich ein Bauer, irgendwo im Land der Barbaren!“ Leise lachte er und ich schluckte nochmals.
„Aber Robbie …“ Verzweifelt versuchte ich, meine aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. „Ich - ich dachte … Ja, liebst du mich denn nicht?“
„Ich dich nicht lieben? Ach, Susanna, weißt du eigentlich, was du da sagst? Bereits bei der ersten Begegnung hast du mein Herz gestohlen.“ Verzweifelt sah er mich an.
„Aber -“ Ich schniefte leise und mit seinen Fingern verschloß er meine Lippen, während er mit der anderen Hand vorsorglich ein Taschentuch hervorzog.
„Sag nichts, Liebste. Sag nichts“, flüsterte er und ich hatte das Gefühl, als wäre auch er von einer großen Traurigkeit erfaßt worden.
Seine Stimme klang plötzlich sehr rauh.
„Du wirst sehr glücklich werden. Und ich - nun, irgendwann gehe ich wieder zu meiner Familie zurück und wir werden sehen, wie es weitergeht. Wir müssen vernünftig sein, Prinzessin.“
Unsicher stand ich da und schluckte. „Ja. Du hast Recht.“ Die Tränen rannen mir nun unaufhaltsam die Wangen hinunter und ich weinte um das, was ich nun verlieren sollte. Robbie strich mit dem Finger meine Tränen fort und flüsterte leise auf mich ein.
„Weine nicht, mo Rhun. Weine nicht.“
Und dann mit einem Seufzer, der aus tiefstem Herzen zu kommen schien, nahm er mich endlich in seine starken Arme und ich legte meinen Kopf an seine breite Brust, spürte seinen Herzschlag, während meine Tränen sein Leinenhemd durchweichten. Zärtlich strich er mir über die Haare und senkte seinen Kopf auf meinem Scheitel.
„Weine nicht.“
Ich hob den Kopf, sah in nur noch durch einen Schleier aus Tränen. „Bitte küß’ mich noch einmal.“
Eine Ewigkeit sahen wir uns in die Augen, bis ich glaubte, in sein Innerstes Selbst blicken zu können. Dann nahm er endlich mein Gesicht in seine Hände und tat es.
Eng aneinander geschlungen standen wir eine Unendlichkeit hinter dem Busch zusammen. Ab und zu schluchzte ich auf, aber das kräftige Klopfen seines Herzens, das ich an meinem Ohr hatte, beruhigte mich. Ich atmete seinen einzigartigen Duft ein, spürte sein derbes, kratziges Hemd an meiner Wange, doch das störte mich nicht.
„Susanna.“
Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich leicht.
„Du
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