Alba und Albion
kannst nicht uns beide haben. Das geht nicht!“
Verzweifelt blickte ich ihn an.
„Das weiß ich doch! Denkst du, ich bin ein Narr? Ich will ja auch nicht euch beide. Ich will dich!“
Mein Schluchzen begann erneut. Durch den Tränenfluß konnte ich ihn kaum erkennen. „Was denkst du, warum ich wieder hier bin? Jede Nacht habe ich im Traum nach dir gerufen, bis mich Mary weckte. Ich habe es in London einfach nicht mehr ausgehalten! Ich wollte nur noch heim! Zu meiner Familie! Zu Dir!“ Ich schluckte schwer und meine Stimme schien zu brechen. „Das war mein einziger Wunsch!“
Robbie drückte mich wieder an sich, erschüttert über meine Worte.
„Wie hast du dir das denn vorgestellt? Ich bin kein freier Mann!“ Verzweifelt schüttelte er den Kopf. „Für uns gibt es einfach keine Zukunft. Ich kann jedenfalls keine erkennen. Und wer sagt, daß ich es mir wirklich ernst gemeint habe?“
Obwohl er so harte Reden führte, drückte er mich nur noch fester an sich, was seine Worte Lügen strafte.
„Geh’ und heirate diesen Mann. Ich bin sicher, er ist ein guter Mensch. Er kann dir alles bieten, was ich niemals kann.“ Wieder hielt er mich von sich fort. „Sieh mich an, Susanna!“
Erneut schüttelte er mich leicht und ich hob langsam den Kopf.
„Sieh mich an! Ich bin kein Mann für dich! Ich bin ein Sträfling! Und ich habe kein Geld - nichts!“ Er seufzte. „Falls ich jemals begnadigt werde, muß ich den ganzen Weg zu Fuß nach Hause gehen und ständig Arbeiten annehmen, um unterwegs nicht zu verhungern. Oder stehlen.“
Verzweifelt blickte er in mein verständnisloses Gesicht.
„Und wenn nicht -“
„Ich liebe Dich“, flüsterte ich und das sagte alles aus, was ich fühlte. Mein Blick klebte an ihm, ich konnte ihn nicht abwenden, während er mich mit traurigen Augen anblickte.
Plötzlich hob er den Kopf und blickte sich hektisch um. Schnell hielt er mit der anderen Hand meinen Mund zu. Nun konnte ich auch die langsamen schweren Schritte auf dem Kies hören. Erschrocken klammerte ich mich an ihn. Doch die Schritte gingen an uns vorbei. Wir waren nicht entdeckt worden.
Erleichtert lächelten wir uns an. Dann zog er mich hinunter auf den Boden und wir setzten uns.
„Kannst du dir vorstellen, so ein Leben zu führen?“, raunte er. „Auf dem kalten Boden zu liegen, ständig vom Schmutz umgeben? Du bist es gewohnt, in Daunen einzuschlafen, duftende und kostbare Kleider zu tragen. Keinen Tag würdest du es in meiner Umgebung aushalten!“
„Doch, das würde ich und das … das ist -“ Ich räusperte mich und schniefte. „Das ist mir egal. Ich bin nicht aus Zucker.“
Zärtlich strich er mir über mein verweintes Gesicht. „Doch, das bist du, Liebste.“
Anscheinend konnte auch er nicht anders. Plötzlich stürzten wir gleichzeitig aufeinander zu und küssten uns ungestüm über unsere Gesichter. Ich lag auf dem harten Boden und zog ihn an den Haaren zu mir herunter, liebkoste seine Augen, eine Wangen und seinen wunderbar sinnlichen, weichen Mund und Robbie murmelte mir zärtliche Worte ins Ohr, in der Sprache, die ich nicht verstand. Doch an seiner sanften Stimme erkannte ich die Koseworte. Er wühlte in meinen Haaren und küßte mich so stürmisch und fordernd, daß mir die Luft weg blieb.
„Meine Susanna.“ Immer wieder murmelte er meinen Namen. „Ich kann dich nicht gehen lassen. Ich kann es nicht, ohne daran zu zerbrechen.“
Nun war ich es, die ihn fort hielt, damit ich in seine Augen blicken konnte.
„Dann laß uns hier verschwinden! Mir ist das hier alles nichts wert, wenn ich dich nicht mehr in meiner Nähe habe!“ Verzweifelt blickte ich ihn an. Meine Worte kamen aus den Tiefen meines Herzens, doch würde er mir glauben? Anstatt zu antworten, setzte er sich.
„Du hast noch nichts Böses erlebt, nicht wahr?“
Ich setzte mich neben ihn und achtete nicht auf den Schmutz, der inzwischen an meinem Kleid haftete. Auch waren bereits zahlreiche Rosenknopsen, die das Kleid verzierten, abgerissen und lagen achtlos und zerdrückt im Dreck. Dies schien mir nun so unwichtig.
„Bis auf die Schimpftiraden meines Vaters … Nein.“
Da mußte er trotz der Aussichtslosigkeit unserer Lage leise lachen. „Das dachte ich mir.“
Mit einer Hand strich er sich das Haar aus der Stirn und zog mich wieder an sich. „Komm her, mein Herz. Wir werden eine Lösung finden.“
Sofort kuschelte ich mich noch immer schluchzend an ihn und so saßen wir eine Ewigkeit auf dem dunklen, nassen und
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