Alba und Albion
eine enorm dicke Frau, brachte kurz darauf schwer schnaufend auf einem schmutzigen Tablett das versprochene Mahl, das aus Brot, zähem Fleisch und billigem Wein bestand. Verlegen zupfte sie an ihrer nicht mehr ganz weißen Haube.
„Kann ich noch etwas für Sie tun, Miss? Ich meine, möchten Sie vielleicht etwas heißes Wasser, um sich frisch zu machen?“
Anscheinend konnte man trotz meines inzwischen schäbigen Kleides erkennen, daß ich mit dieser weißen, makellosen Haut und den zarten Händen keine von ihnen war. Dennoch nahm ich dankend an.
„Ja, das wäre sehr freundlich von Ihnen.“
Schnell füllte sie den Waschkrug mit heißem Wasser und legte mit entschuldigendem Blick eine billige Seife daneben, während ich mich gierig auf das Mahl stürzte.
Wohlig gesättigt, sah ich mich schließlich um. Das Zimmer war nur spärlich möbliert und den größten Anteil darin schien das Bett zu haben, das mit seinem fleckigen Laken nicht gerade einladen aussah. Die einzige Wärmequelle war ein klitzekleiner Kamin in der Wand, dessen Feuer nicht die Kraft hatte, den gesamten Raum zu erwärmen. In einer Ecke hinter dem Vorhang befand sich ein Nachttopf mit Deckel, davor auf einem Waschtischchen eine Schüssel mit dem inzwischen wieder erkaltetem Wasser. Ich kleidete mich aus und wusch mich naserümpfend mit der stinkenden Talgseife. Ich fröstelte und beeilte mich, wieder in meine schmutzige Kleidung zu steigen. Doch ich störte mich nicht weiter daran.
Die Luft war durch das stark rauchende Torffeuer im Kamin stickig. Ich öffnete das Fenster und ließ kalte, erfrischende Luft herein und versuchte vergeblich, das Bett zu säubern. Das stellte sich bald als ein unmögliches Unterfangen heraus, waren die meisten Flecken bereits in dem Laken eingetrocknet. Ich schüttelte mich angewidert, als ich darüber nachdachte, welchen Ursprung diese Flecken wohl haben könnten.
Einige besonders fette Spinnen rannten über den Fußboden. Kreischend hüpfte ich auf den klapprigen Stuhl und betete, daß sie kein Interesse an mir hatten.
„Was machst du denn da?“
Belustigt stand Robbie an den Türrahmen gelehnt, als er mir bei meinen Balanceakt zuschaute. Erst jetzt wurde mir die hereinbrechende Dämmerung bewußt. Knallrot stieg ich wieder hinab und zündete geschäftig eine Kerze an, um meine Verlegenheit zu überspielen.
„Da ist eine Spinne im Zimmer“, flüsterte ich, feuerrot im Gesicht.
„Ach, die tun dir nichts.“ Er schloß die quietschende Türe, wobei er sich etwas dagegen stemmte, da sie klemmte und setzte sich auf das Bett.
„Hast du denn gar nicht geschlafen?“ Mit verzerrtem Gesicht blickte er mich an, während er sich aus seinen Lederschuhen quälte.
„Woher hast du die denn?“, fragte ich belustigt, als ich seine Stiefel sah.
Robbie grinste frech. „Na, gekauft hab ich die bestimmt nicht.“
Er legte sich breit auf das Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloß die Augen. Als ich ihn so liegen sah, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich ging zu ihm und setzte mich auf die Bettkante. Langsam drehte er sich zu mir und öffnete ein Auge. „Du hast dich nicht hingelegt, stimmt’s?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kann einfach nicht schlafen, wenn du nicht da bist.“
Er lächelte und zog mich zu sich herunter und ich konnte den herrlichen Duft nach Pferd und Heu riechen sowie den in seiner Kleidung steckenden Aufenthalt in der Schankstube.
„Na komm’, leg’ dich hin und wir schlafen eine Runde.“
Froh, mich endlich auf einer warmen und einigermaßen weichen Unterlage ausstrecken zu können, kuschelte ich mich an ihn und er zog mich eng an sich, daß seine Barthaare mir im Gesicht kitzelten. Ich kicherte leise.
„Soll ich mich rasieren?“ Er wollte aufstehen, doch ich hielt ihn mit sanfter Gewalt davon ab.
„Nein. Ich finde es sehr angenehm.“
Er gähnte herzhaft. „Du mußt dir vorkommen, als wenn ein Bär neben dir liegt“, murmelte er in meine Haare und schlief ein.
Ich schlief tief und fest.
Dunkle Nacht umgab uns inzwischen und die Kerze war ein gutes Stück heruntergebrannt. Von unten drang der Lärm der Schankstube herauf sowie Musik und Gelächter. Ich bemerkte, wie Robbie mich anstarrte. Ich streckte mich genüßlich und verschlafen blinzelte ich zurück.
„Was ist los?“
Er lächelte mich nur an. „Nichts, mo Leannan.“
Ich drehte mich auf den Rücken und konnte Robbies Atem hören - etwas schwerer als sonst. Er hatte sich auf die Ellbogen
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