Alba und Albion
schlimm, wie ich dachte.“
„Wie du dachtest?“ Amüsiert sah er auf mich herab.
„Nun ja, ich habe mit einigen meiner Freundinnen natürlich darüber gesprochen, was in meiner Hochzeitsnacht passieren würde.“
Ich biß mir auf die Zunge. Das wollte ich eigentlich nicht sagen. Daß sich nun Stephen zu uns gesellen sollte, hätte ich gerne vermieden.
„Aye.“
Robbie hatte es plötzlich sehr eilig, aus dem Bett zu kommen.
„Robbie. Bitte entschuldige. Ich hätte das nicht sagen dürfen.“ Ich setzte mich auf und blickte ihn flehend an. „Kannst du mir noch mal verzeihen?“
„Was denn?“ Erstaunt sah er mich an. „Ach, du meinst -“ Er lachte leise. „Nein. Das ist nicht so schlimm. Immerhin bist du hier mit mir, oder?“
Schnell schritt er auf mich zu und gab mir noch einen dicken Kuß.
„Ich muß nochmal kurz weg. In einer Stunde oder so werde ich wieder zurück sein. Und schließ‘ wieder hinter mir ab.“
Bevor ich noch etwas entgegnen konnte, war er verschwunden.
Da ich nicht wußte, was er so Eiliges zu erledigen hatte, begann ich, etwas Ordnung zu schaffen. Es war zwar mitten in der Nacht, aber ich sah großzügig darüber hinweg. Mit dem Laken um die Brust geschlungen, überlegte ich, wo Mary anfangen würde und seufzte sehnsuchtsvoll. Sie vermißte ich eigentlich am meisten, obwohl wir noch gar nicht mal so lange unterwegs waren. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden und begann, Holz in den Kamin nachzulegen, die Kleider auszubürsten und ordentlich an den Wandhaken zu hängen und wusch mich noch einmal. Auch begann ich einen verzweifelten Versuch, meine Haare mit Hilfe des groben Knochenkammes zu entwirren, der auf der Kommode lag, gab dieses Unterfangen allerdings bald wieder auf. Noch immer befanden sich Flechten, einige Kletten und anderes Grünzeug im Haar, die sich inzwischen perfekt darin verknotet hatten. Entnervt legte ich mich wieder hin und schlummerte ein.
Ein leises Klopfen weckte mich.
Die Kerze war inzwischen verloschen und der Mond spendete genug Licht, daß ich ohne größere Fuß- und Zehenverletzungen zu der windschiefen und quietschenden Tür gelangte.
Zitternd vor Kälte trat Robbie ein.
„Das nächste Mal fragst du erst, wer da ist.“ Mißbilligend blickte er auf mich herab. „Und zieh’ dir was über. Es ist eisigkalt.“ In der Eile hatte ich mir wieder nur das Laken um die Schultern geschlungen.
„Draußen vielleicht. Aber mir ist eher heiß.“ Schnurrend strich ihm mit den Fingernägeln über sein Leinenhemd, was ihn erschaudern ließ.
„Was ist los mit dir?“
Ich küßte ihn in seine Halsbeuge, die ich gerade noch auf Zehenspitzen erreichte und flüsterte: „Ich will mehr.“
„Gieriges Frauenzimmer.“ Lachend hob er mich hoch, trug mich zurück zum Bett und ließ mich fallen, daß ich aufkreischte.
„Psst. Du weckst noch das ganze Haus auf.“
Ich mußte kichern, wie er dastand, noch immer zähneklappernd und in seinen Taschen wühlend.
„Was suchst du denn?“
Neugierig beobachtete ich ihn. Inzwischen hatte er es gefunden, legte es aber beiseite und zog sich langsam wieder aus. Beschämt blickte ich weg. Er lachte leise, sagte jedoch nichts. Eilig stieg er ins Bett und zündete eine neue Kerze an. Das warme Licht tauchte seine nackte Haut in sanfte Rottöne und die dunklen Haare auf seiner Brust empfand ich als wahre Aufforderung, ihn zu berühren. Ich rutschte wieder zu ihm und spürte nun auch die Kälte, die er mitgebracht hatte. Tief atmete ich seinen Duft nach Schweiß, Arbeit und Lust ein. Auch ein Hauch von Whisky hing an ihm. Er rückte ein wenig von mir ab, um mich anblicken zu können.
„Nanana. Stinke ich denn so arg, daß du wie ein Trüffelschwein an mir schnüffeln mußt?“
Ich prustete los. „Nein, gar nicht. Du riechst wunderbar“, lachte ich und machte auf meiner Schnüffeltour weiter, was ihn belustigt kichern ließ. Anscheinend war er kitzlig. Doch der Spaß mußte noch ein wenig warten. Er hielt mich fest, damit ich aufhörte und setzte sich auf, was ich ihm gleich tat. Unter seinem Kopfkissen zog er ein kleines Päckchen hervor. Hoch erfreut klatschte ich in die Hände.
„Ist das für mich? Ein Geschenk? Was ist drin?“
„Mach’s auf!“
Meine Begeisterung riß ihn mit, auch er lachte fröhlich und sah mir dabei zu, wie ich es vorsichtig öffnete.
Es war ein Ring. Kein besonderer, nur ein einfacher, grober Silberreif, ohne jeden Schnörkel. Mit einem Knoten in der
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