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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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Kaugummi und Renan fühlte sich schon vor ihrer ersten Teepause entmutigt. Auch der Umstand, dass sie sich in einem gut klimatisierten Bereich des Präsidiums aufhielte n, tröstete sie wenig.
    »Was gäbe ich um 35 Grad Hitze, wenn der Kerl da drin sich endlich entscheiden könnte«, stöhnte sie.
    »Ja, die Polizei behandelt ihre Computer besser als ihre Kommissare«, sagte Alfred und blickte durch ein Fenster, das sich nicht öffnen ließ, auf den Innenhof. »Für uns wird in diesem Leben keine Klimaanlage mehr eingebaut.«
    »Der Typ hat wochenlang mit unserem Mann zusammengearbeitet. Man sollte doch meinen, dass er sich etwas besser an sein Gesicht erinnern kann, oder?«
    »Vielleicht ist er ja besonders gewissenhaft«, Alfred kratzte sich skeptisch am Hinterkopf.
    »Wenn er nicht langsam in die Pötte kommt, wird Manfred ihn erwürgen«, sie schmunzelte, »man sieht bis hierher, wie die Ader auf seiner Stirn pocht.«
    »Tatsächlich«, Alfred spähte über Renans Schulter durch die Glastüren, »hoffentlich platzt sie nicht. Manfred ist unser bester Mann, der könnte sogar noch von Hand zeichnen, wenn sein Computer schlappmacht.«
    »Dann würden die aber schon bis zu den Knien in zerknülltem Papier sitzen!«
    »Hoffentlich wird das was«, seufzte Alfred, »es ist die einzige Spur, die wir haben.«
    »Was machen wir eigentlich mit dem Bild, wenn er sich endlich sicher ist?«, Renan drehte sich wieder um und sah ihren Partner fragend an.
    »Zentralregister?«, Alfred hob die Schultern.
    »Für Ausländer oder Straftäter?«
    »Ja, das vielleicht auch. Aber ich dachte mehr an die Landesaufnahmestelle. Soviel ich weiß, gibt es eine pro Bundesland, da werden alle Neuankömmlinge durchgeschleust.«
    »Und die Passbilder archiviert?«
    »Entweder direkt dort oder bei der zuständigen Bundesbehörde – welche auch immer«, nickte er.
    »Du hast Recht«, ihre Miene hellte sich auf, »der muss irgendwo registriert sein, und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit …«
    »Wenn er nicht illegal eingereist ist«, unterbrach Alfred die aufkeimende Euphorie.
    »Dann würde er doch nicht über so lange Zeit bei ein und derselben Firma auf dem Bau arbeiten. Das Risiko ist doch viel zu groß!«
    »Im Prinzip hast du Recht, aber unsere Baustellen sind voll mit Schwarzarbeitern«, Alfred drückte seine Zigarette in einem großen Aschenbecher aus, der das einzige Mobiliar des tristen Ganges bildete.
    »Weißt du was«, entschlossen schlug Renan Alfred mit der flachen Hand auf die Schulter, »es reicht vollkommen aus, wenn du hier Wache hältst. Ich gehe inzwischen rauf ins Büro, häng mich ans Telefon und kriege heraus, welche Behörde für dieses Aussiedlerregister zuständig ist.«
    Zwei Stunden später saß Renan im Büro und genoss den heißen Luftzug zwischen dem geöffneten Fenster und der Tür. Sie hatte sich in ihrem Stuhl zurückgelehnt, blickte in einen wolkenlosen Himmel und wartete auf Rückruf vom Bundesverwaltungsamt in Köln. Sie lauschte den Geräuschen der Stadt im Sommer: der »Ehekarussell« -Brunnen vor der U-Bahnstation plätscherte träge und ein gutes Dutzend Kinder quiekte schrill, während sie das umstrittene Kunstwerk als Planschbecken missbrauchten. Hin und wieder wurde der Badespaß von einer entnervten Mutter oder einem bellenden Hund unterbrochen. Noch von etwas weiter weg war eine fragwürdige Interpretation von Don’t cry for me Argentina durch mindestens fünf Panflötenspieler zu vernehmen. Alle paar Minuten hörte man das dumpfe Heulen einer abfahrenden oder ankommenden U-Bahn. Vom westlichen Spittlertorgraben her dröhnten in unregelmäßigen Abständen übersteuerte Techno-Beats aus hochgerüsteten Proletenkarren. Fünfzig Zentimeter östlich klingelte das Telefon.
    »Müller.«
    »Guten Tag, Lenzen, vom BVA in Köln. Sie hatten um Rückruf gebeten.«
    »Ja, vielen Dank«, Renan klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, während sie hastig nach einem Schmierzettel suchte, »wir ermitteln hier in einem Mordfall und haben einen Verdächtigen, der höchstwahrscheinlich aus dem Aussiedlermilieu stammt. Allerdings haben wir nur ein Phantombild. Ich bin nun gerade dabei herauszufinden, wo die Passbilder der Einwanderer archiviert werden.«
    »Die Akten führen wir zentral hier in Köln.«
    »Das ist ja fantastisch«, sie notierte eifrig, »vielleicht könnten Sie uns dann einen großen Gefallen tun?«
    »Also, wenn Sie wollen, dass wir hier Millionen von Passkopien mit Ihrer Zeichnung

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