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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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vergleichen, werde ich Sie auf den Dienstweg verweisen müssen!«
    »Na ja, Millionen werden es ja nicht gleich sein. Frauen, Kinder und Alte können wir ausschließen. Unser Mann ist zwischen 35 und 55 Jahre alt – ganz grob geschätzt …«
    »Na dann«, ein gewisser ironischer Unterton war nicht zu überhören.
    »Und mittelgroß ist er auch. Zwerge und Riesen scheiden also ebenfalls aus«, Renan ließ sich nicht beirren.
    »Ach so!«, Lenzen schien mehr belustigt als verärgert.
    »Glatzköpfe auch!«, setzte sie nach, in der Hoffnung, ihn weiter zu amüsieren, »besondere Merkmale hat er übrigens auch keine.«
    »Wollen Sie mich hier verarschen oder sind Sie eine bayerische Polizistin mit Sinn für Humor?«, kam es vom anderen Ende der Leitung.
    »Eigentlich bin ich eine eingebürgerte Türkin, aber bitte sagen Sie’s keinem weiter.«
    Lenzen musste laut lachen. Jetzt hatte sie ihn. Renans Selbstvertrauen wuchs – ihre Rechnung schien aufzugehen.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Renan so nett es ihr möglich war, »ich lasse Ihnen das Bild schon mal auf dem kurzen Dienstweg zukommen. Die offizielle Anfrage folgt dann so schnell wie möglich. Auf diese Weise verlieren wir keine wertvolle Zeit und tun aktiv etwas für die Verschlankung unserer Behörden.«
    »Und eines Tages kommen wir ganz ohne Vorgesetzte aus – das gefällt mir. Ich gebe Ihnen eben meine Mailadresse …«
    Renan legte auf und lehnte sich zufrieden zurück. Sie würde es öffentlich nie zugeben, aber es gab doch Dinge, die sie in den letzten drei Jahren von Alfred gelernt hatte. Dienstlicher Smalltalk und der telefonische Umgang mit Mitarbeitern anderer Behörden gehörten definitiv dazu. Anfangs hatte sie sich geärgert, dass er immer alles bekam, was er wollte, während sie nur allzu oft Schiffbruch erlitt. Nach einiger Zeit hatte sie sich eingestanden, dass das nicht nur mit Glück zu tun haben konnte. Ihr Auftreten war oft zu forsch und Telefongespräche endeten nicht selten mit dem Austausch fernmündlicher Aggressionen. Also hatte sie Alfred beobachtet, analysiert und dabei gelernt. In der Tat war ihm kein Thema zu billig und kein Mittel zu unorthodox, um den anderen erst mal zu verwirren. Dies führte zunächst meist zu einer kurzen Verunsicherung, bewirkte dann aber eine gewisse Freude, mal schnell dem tristen Büroalltag entfliehen zu können, und sei es nur durch ein ungewöhnliches Telefonat. Alfred ging dabei auch ethnologisch vor, wie er einmal unaufgefordert erklärte: »Die Preußen halten uns für Hinterwäldler, denen musste man intellektuell und leichtfüßig entgegentreten. Für die Schwaben sind wir arrogant, also kommst du ihnen unterwürfig. Bei den Fischköpfen reicht es schon, sauberes Hochdeutsch zu sprechen, und die Rheinländer glauben, dass wir zum Lachen in den Keller gehen, was bedeutet, dass du mit ihnen Spaß machen musst. Schon allein diese Abwechslung reicht, um so einen Menschen einen Tag lang glücklich zu machen.« Dummerweise war Direktor Göttler Franke und fraß ihm nicht so aus der Hand, aber Alfred würde ihn schon irgendwie dazu bringen, das BVA offiziell um Amtshilfe zu bitten, da war Renan sich sicher.
    Das Telefon klingelte abermals. Diesmal war es der große Ethnologe höchstpersönlich:
    »Er ist fertig«, Alfred triumphierte, als hätte er gerade im Alleingang den Nahost-Konflikt beigelegt.
    »Prima! Warum kommst du dann nicht rauf? Darf ich das Bild nicht sehen?«
    »Schau mal auf die Uhr, Kollegin.«
    »Oh. Verstehe.«
    »Du hast bestimmt keinen großen Hunger, oder?«
    »Mittags nie«, Renan war bereits aufgestanden, fischte einen Zehner aus ihrem Geldbeutel und steckte ihn in die Hosentasche.
    »Dann lass uns doch ins Café Kröll gehen, auf die Terrasse. Ich glaube, das Bild wird auch dir vertraut vorkommen!«
     
    Alfred hatte sich für das Tagesgericht entschieden: Waldpilze mit Semmelknödel. Renan ließ es bei einem kleinen Salat bewenden. Die Terrasse war zur Mittagszeit nur mäßig besucht, und das trotz der großen Anzahl von Schattenplätzen. An dem Gerücht, dass dieses alteingesessene Café im Begriff war, zu einer Sushi-Bar umgebaut zu werden, war wohl doch etwas dran. Im Winter sollten dann Avantgarde-Lebkuchen mit Chili- oder Olivenaroma gebacken werden.
    »Ach Gott«, seufzte Alfred, während er seine Serviette zusammenfaltete, »mit Herbst war ich fast jede Woche hier. Montags oder freitags. Manchmal auch an beiden Tagen.«
    »Ja, von euren

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