Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
Vom Netzwerk:
Überlastung redeten: Genau genommen war er sogar der Einzige, der öffentlich zugab, dass man sich bei der Polizei nicht gerade zwei Beine auszureißen brauchte, zumindest nicht mehr vom gehobenen Dienst aufwärts. Ein Verhalten, das ihm nicht nur Freunde eingebracht hatte. Er glich das jedoch durch sein überdurchschnittliches Engagement vor allem für die unteren Dienstgrade wieder aus. Jeder wusste, dass diese Gliederung der Gewerkschaft ohne Heinrich ein reiner Debattierclub wäre, ohne jeden Bezug zur Basis.
    »Ich tue wirklich, was ich kann«, Alfred überlegte fieberhaft, wie er seine Entschuldigung plausibel machen konnte, »aber du weißt ja, wie unser Herr Direktor ist. Der hasst mich fast noch mehr als die Gewerkschaft. Wenn der spitzkriegt, dass ich zur Großkundgebung will …«
    »Göttler ist wirklich ein Arschloch hoch zehn«, nickte Heinrich, »ich frage mich nur, warum er es gerade auf dich so abgesehen hat.«
    »Das ist so ähnlich wie bei Hitler oder Stalin«, sagte Alfred todernst. »Die haben auch jedem misstraut, der sie zu gut kannte. Ihren früheren Weggefährten haben sie den Rücken gekehrt, als sie an der Macht waren – oder sie haben sie gleich erschießen lassen …«
    »Alfred …«, Heinrich lächelte unsicher.
    »Ich drücke mich bewusst drastisch aus, weil die Aussage dann deutlicher wird«, erklärte Alfred, »Herbert und ich sind vor dreißig Jahren am selben Tag zur Bepo eingerückt und haben uns ausgezeichnet verstanden, bis er erst zum Dezernatsleiter und schließlich zum Direktor befördert wurde. Seitdem scheint er eine Gefahr in mir zu sehen. Nur weil wir früher um die Häuser gesoffen haben, naja, was soll’s!«
    »Na, da wird es schon noch ein paar pikantere Details geben«, unkte Heinrich mit erhobenem Zeigefinger.
    »Klar gibt es die, aber Schweigen ist nun mal Gold«, sagte Alfred unschuldig.
    »Respekt«, Heinrich nickte anerkennend, »aber so richtig schafft er es ja auch gar nicht, dir das Leben schwer zu machen, oder?«
    »Ach wo«, Alfred winkte ab, »ich bin zum Glück nicht so berechenbar wie er!«
    »Kommissarin Müller scheint sich ja auch prächtig zu entwickeln. Dabei war doch jedem klar, dass er dir damit ein Ei ins Nest legen wollte – nach über fünfzehn Jahren mit Konrad, das kam ja einem Attentat gleich!«
    »Ja, der Unterschied war anfangs etwas schwer verdaulich«, sinnierte Alfred und kippte seinen Ouzo auf Ex, »aber Renan konnte ja eigentlich nichts dafür und nach einem Jahr habe ich das auch begriffen. Im Ernst, Heinrich, die hat mehr Talent als du und ich zusammen.«
    »Das ist ja wohl kein Kunststück!«, lachte Heinrich.
    »Und wenn du ihr gewisse Freiräume lässt, ist sie die beste Kollegin, die man sich wünschen kann!«
    »Darauf trinken wir«, Heinrich hob sein Glas und sie stießen an. »Ich schätze deine Integrität«, fuhr er ernst fort, »und deswegen will ich dich auch wieder mal bei uns sehen, Alfred!«
    »Ich verspreche hoch und heilig, dass ich gleich morgen dem Organisationskomitee für die Weihnachtsfeier beitreten werde«, Alfred spürte langsam die Wirkung des Alkohols, »dafür schaffst du mir einige von deinen russischen Junkies zum Verhör ins Präsidium. Wenn mir einer von denen wenigstens den Vornamen des Toten sagen kann, wäre uns schon geholfen.«
    »Können tun sie vielleicht schon«, Heinrich legte die Stirn in Falten, »die Frage ist mehr, ob sie wollen.«
    »Das ist eine der wenigen Spuren, die wir haben. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    »Selbstverständlich. Willst du sie heute noch, oder reicht es morgen?«
     
    Nikolai saß auf dem Balkon und trank Wodka. Die Flasche war noch viertelvoll. Er blickte in einen rot-blauen Sonnenuntergang und verspürte so etwas wie Heimweh. Es war nur schwer zu glauben, dass es sich hier um dieselbe Sonne handeln sollte wie früher – oder um denselben Mond, der ebenfalls schon hoch am Himmel stand. Auch der Silbermann war fast voll und schien ihn schief anzugrinsen. Er erschrak nicht, als Valentina die Balkontür öffnete und hinaustrat. Er hatte ihre sanften Schritte schon im Wohnzimmer gehört. Das war ein Teil seiner Ausbildung gewesen, den er nie wieder loswerden würde, wie eine schlechte Angewohnheit, wie das Rauchen oder das ständige Misstrauen.
    »Ich werde dir zuhören, wenn du darüber reden willst«, sagte sie leise und begann, seine Schultern zu massieren.
    »Was meinst du?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Keine Ahnung. Du bist heute sehr früh nach

Weitere Kostenlose Bücher