Albach und Mueller 01 - Russische Seelen
gefälschten Pass bei ihm gefunden.«
»Na, für ein paar Wochen Beugehaft wird das doch reichen, wenn er sich hartnäckig weigert zu kooperieren. Noch ein Glas Wasser, Frau Schwarz?«, Alfred stand auf und ging zum Kühlschrank im Nebenzimmer.
»Ja, danke«, sagte sie, »von Wochen würde ich nicht ausgehen, Herr Albach. Wenn er so weitermacht, können wir ihn wegen Urkundenfälschung drankriegen, aber mehr auch nicht!«
»Das ist schon klar«, Alfred stellte das Wasserglas auf den Tisch, »aber ich bin sicher, dass wir ihn zum Reden bringen. Fragen Sie mich nur nicht, wie – wir werden improvisieren müssen.«
»Haben Sie Kontakt zu Interpol aufgenommen?«, die Staatsanwältin trank das Glas in einem Zug aus.
»Naja. Sie wissen ja, wie das geht«, Alfred machte eine hilflose Geste. »Ich frage das LKA, die fragen das BKA und die fragen dann bei Interpol, ob jemand mal in Russland fragen könnte.«
»Hoch lebe der Föderalismus! Na, dann will ich mal sehen, ob ich Sie dabei noch etwas unterstützen kann. Die Polizei hat ihre Kanäle und die Staatsanwaltschaft wieder andere.«
»Wir sind für jede Hilfe dankbar«, sagte Alfred.
»Das glaube ich«, lachte sie, »auf jeden Fall sollten wir bis Ende nächster Woche Ergebnisse vorlegen können. Sonst müssen wir ihn früher oder später laufen lassen – das ist immer noch ein Rechtsstaat.«
»Du musst meine Tasche holen«, sagte Nikolai.
»Erzähl du mir nicht, was ich tun muss«, zischte Valentina.
»Bitte, das ist sehr wichtig!«
»Bist du dir überhaupt sicher, dass dein Wachhund hier kein Russisch versteht?«, sie deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf den Vollzugsbeamten, der etwa vier Meter entfernt an der Tür stand.
»Nur die Ostdeutschen haben Russisch gelernt und das ist einer von hier … stimmt’s du Hurensohn«, er erhob seine Stimme etwas, doch der Mann zeigte keine Regung. »Siehst du, keine Gefahr. In diesem Land fragen sie dich sogar, ob ein Tonband mitlaufen darf, wenn sie dich verhören.«
Sie saßen in einem Besuchszimmer unweit der U-Haft-Zelle, die Nikolai jetzt bewohnte. Der Raum war kahl, bis auf einen Tisch mit dunkelgrauem Metallgestell und ebensolchen Stühlen. Durch die zwei vergitterten Fenster brannte die Morgensonne.
»Überschätz dich nicht, mein Lieber«, raunte sie, »das wäre ja offenbar nicht das erste Mal!«
»Glaub mir, es hätte mich nur ein Augenzwinkern gekostet und das Mädchen und der Greis wären am Boden gelegen«, beteuerte er, »aber …«
»Was?«
»Ich hatte plötzlich die Schnauze voll. Ich wollte nicht mehr weglaufen und ich wollte auch diese Polizisten nicht verletzen und …«, seine Stimme wurde leiser, »ich wollte in deiner Nähe sein.«
»Das sind die ersten vernünftigen Worte, die ich seit langem von dir höre«, ihre Augen verrieten Mitgefühl, doch ihre Stimme blieb hart.
»Hör zu«, er nahm ihre rechte Hand und sie ließ es geschehen.
»Bitte, kein körperlicher Kontakt«, mischte sich der Beamte von der Tür aus ein.
»Soll ich dir die Fresse einschlagen?«, antwortete Nikolai auf Russisch.
»Hör auf damit«, sagte Valentina und drückte noch einmal kurz seinen Daumen.
»Also«, Nikolai stützte sich auf den Tisch und fixierte ihre grünen Augen, »ich habe dir versprochen, dass du eines Tages erfährst, warum ich in diesem Schlamassel stecke.«
»Ja!«
»Und ich habe die ganze Geschichte aufgeschrieben, und zwar in dem schwarzen Notizbuch, du weißt schon«, er deutete mit den Händen die Größe einer Postkarte an.
»Gut«, nickte sie, »wo ist es?«
»In meiner Tasche«, sagte er, jedes Wort betonend, »ich habe sie im Fundbüro abgegeben, kurz bevor sie mich verhafteten. Ich wollte sie morgen wieder abholen. Sie ist schwarz und wasserdicht, es sind ein paar Wäschestücke drin und Waschzeug. Außerdem noch eine Karte vom deutsch-holländischen Grenzgebiet und eben das Notizbuch.«
»Hoffentlich bekomme ich sie so einfach«, sie blickte ihm in die Augen, »wenn da nur Männerzeug drin ist!«
»Sag einfach, sie gehört deinem Mann. Er musste auf Geschäftsreise und hat sie auf dem Weg verloren oder liegen lassen … dir fällt schon was ein. Wenn du die Tasche und den Inhalt genau kennst, bekommst du sie schon.«
»Na gut«, sie beugte sich nach vorne und zog eine Schachtel Zigaretten heraus.
»Darf ich rauchen?«, fragte sie den Aufpasser.
»Auf dem Fensterbrett steht ein Aschenbecher«, nickte er.
»Ich habe etwas innen ins Futter eingenäht«, Nikolai
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