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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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Paulus, der zugleich ein solches Verständnis für das Wirkliche hatte, hat uns das als Mahnung zum Frieden mitgegeben: ‚Soviel an euch ist, haltet mit allen Menschen Frieden.‘ Und dieses Wort gilt nicht nur uns Einzelnen, es gilt in dieser Zeit den Völkern. Und mögen die Völker und die, die sie regieren, es beherzigen und in diesen furchtbaren Tagen bestrebt sein, darin, soweit es ihnen möglich ist, bis an die äußerste Grenze zu gehen, auf dass der Geist Zeit habe, zur Hilfe zu kommen. Dann dürfen wir hoffen.“
    Die Ehrungen gingen weiter: In den nächsten beiden Monaten bereiste Schweitzer Schweden, das Land, dem er in den schlimmen Jahren nach dem ersten Lambarene-Aufenthalt so viel Unterstützung zu verdanken hatte. Er wurde mit der Großen Medaille des schwedischen Roten Kreuzes ausgezeichnet und in die Königliche Musikakademie aufgenommen.
    Höhepunkt der öffentlichen Ehrungen war zweifellos der Friedensnobelpreis, der Schweitzer im Oktober 1953 rückwirkend für das Jahr 1952 verliehen wurde. Als die Entscheidung des norwegischen Preiskomitees bekanntwurde, befand sich Schweitzer in Lambarene. Mathilde Kottmann hatte über das Radio von der beabsichtigten Ehrung erfahren und fragte Ali Silver, die aus den Niederlanden stammende treue Mitarbeiterin des Spitals, ob sie auch zum Gratulieren mitkomme. Die reagierte ziemlich überrascht: „Gratulieren? Für was? Welche Katz hat Junge gemacht?“ Mathilde Kottmann selbst soll, als sie von der Ehrung erfuhr, ebenfalls recht ungewöhnlich reagiert haben. Wohl in banger Vorausschau auf den damit verbundenen Trubel um Schweitzer und das Spital seufzte sie nur: „Auch das noch!“
    Erst 1954 konnte Schweitzer mit Helene nach Oslo reisen und dort seine viel beachtete Dankesrede für den Friedensnobelpreis halten. Im gleichen Jahr gab Schweitzer sein letztes öffentliches Orgelkonzert in Straßburg.
    Schweitzer war spätestens seit dem verheerenden Abwurf der Bomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 durch die Amerikaner tief darüber besorgt, dass mit den Nuklearwaffen eine neue „Qualität“ der Kriegsführung geschaffen worden war. Diese Sorge sollte ihn für den Rest seiner Jahre nicht mehr loslassen.
    Es begann eine Zeit der intensiven wissenschaftlichen Lektüre zu dieser Frage, der umfangreichen Korrespondenz, der Teilnahme an Tagungen, der Radio-Appelle „an die Menschheit“ und die verantwortlichen Politiker. Schweitzer erhob seine Stimme; er, der doch immer äußerst zurückhaltend war mit öffentlichen politischen Stellungnahmen. Sein Engagement gegen die Atomwaffentrug ihm nicht nur Sympathien ein. Amerika, das Land, in dem er so enthusiastisch gefeiert worden war, nahm ihn plötzlich als politischen Störenfried, als Querulanten, Sympathisanten des Weltkommunismus ins Blickfeld; das FBI und die CIA begannen sich für ihn zu interessieren, die politischen Hardliner verunglimpften ihn öffentlich. Eine schwierige, emotional sehr anstrengende Zeit. Doch Schweitzer ließ sich nie verunsichern; ihm ging es um das Wohl der Menschen.
    In seinem Kampf gegen die atomare Bedrohung kam er persönlich oder brieflich mit vielen bedeutenden Menschen in Kontakt: Linus Pauling, Albert Einstein, Bertrand Russell, Werner Heisenberg – um nur einige Namen herausragender Wissenschaftler zu nennen. Er schrieb an John F. Kennedy und an Chruschtschow, um in der hochgefährlichen Situation der Kuba-Krise (es ging um die gegenseitige Androhung des Einsatzes atomarer Waffen) an ihr Verantwortungsbewusstsein zu appellieren.

D ER L EBENSABEND
    Wenn man vom Lebensabend eines Menschen spricht, denkt man gewöhnlich an den ruhigen, beschaulichen Ausklang eines erfüllten Menschenlebens. Doch von Ruhe kann in diesem letzten Lebensabschnitt Albert Schweitzers nicht die Rede sein. Auch seine spätenLebensjahre waren geprägt von aufmerksamer Anteilnahme am Weltgeschehen, von scheinbar unermüdlicher Tätigkeit in „seinem“ Spital (Schweitzer klagte allerdings in seinen späten Briefen häufig über große Müdigkeit und Überlastung), von tiefer Sorge um den Weltfrieden. Bis in die letzten Lebenswochen pflegte Schweitzer seine umfangreiche Korrespondenz, blieb lernbereit und -fähig, um fundierte Urteile und Stellungnahmen abgeben zu können, appellierte an das Gewissen der politischen Verantwortungsträger, dem atomaren Rüstungswahnsinn Einhalt zu gebieten. Von Ruhe, von Ausruhen keine Spur. Sehr wohl darf aber im Hinblick auf Schweitzers Lebensabend von

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