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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Muenster
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dringend erforderlich: Der Mangel an Fachpersonal, die Lebensmittelknappheit, die Versorgung mit Medikamenten bedeuteten in den ersten Nachkriegsjahren eine große Herausforderung für das Krankenhaus. Die Spenden, mit denen das Spital fast ausschließlich seinen Unterhalt bestritt, kamen weitgehend von Privatpersonen, kirchlichen Einrichtungen und Verbänden.
    Die Lage sollte sich erst verbessern, als Schweitzer auch in Amerika einer rasch zunehmenden Anzahl an Menschen bekannt wurde und ihn vor allem die schreibende Zunft entdeckte. Dieser Prozess begann schon im Jahr 1946: Schweitzer wurde in diversen Magazinen und Zeitungen als „Greatest Man in the World“ und als „Dschungelphilosoph“ gefeiert, seine Popularität wuchs schnell.
    Als Schweitzer eine Einladung der Universität Chicago zur Verleihung der Ehrendoktorwürde und damit verbunden für einen Vortrag zu Goethes zweihundertstem Geburtstag in Aspen (Colorado) erhielt, wollte er zunächst ablehnen, weil er sich in Lambarene für unabkömmlich hielt. Doch die angebotene Gage von 6 100 US-Dollar war im Hinblick auf die finanziellen Nöte des Spitals am Ogowe zu verlockend. Schweitzer sagte zu und wollte die damit verbundene USA-Reise auch nutzen,um jene Pharmaunternehmen aufzusuchen, die die von ihm benötigten Medikamente produzierten. Helene begleitete ihren Mann auf der für beide sehr eindrucksvollen Reise. Die Goethe-Rede in Aspen wurde ein großer Erfolg. Auch die Verleihung der Ehrendoktorwürde (für Rechtswissenschaften) in Chicago war für Helene und ihn ein schönes gemeinsames Erlebnis.
    Ich beschränke mich in der Darstellung der folgenden Jahre auf die zentralen Lebensdaten. Schweitzer war geprägt von der Sorge um die unheilvolle Verbreitung nuklearer Vernichtungswaffen und den Kampf gegen die unverantwortlichen Versuche mit Atombomben. Im zweiten Teil des Kapitels „Die Botschaft“ gehe ich ausführlicher auf Schweitzers Friedensbemühungen und seinen Einsatz für die Abschaffung der Atomwaffen ein.
    Die Amerika-Reise und das mit dem Aspen-Vortrag verbundene großzügige Honorar ermöglichten es Schweitzer, bei seinem achten Lambarene-Aufenthalt (November 1949 bis Mai 1951) mit dem Bau des Lepradorfes (
Village de Lumière
) zu beginnen. Helene konnte ihrem Mann bis zum Juni 1950 zur Seite stehen, dann reiste sie wieder nach Europa.
    In Lambarene erhielt Schweitzer Besuch von der aus Österreich stammenden amerikanischen Filmemacherin Erica Kellner Anderson, die nach anfänglichem Widerstand Schweitzers seine Zustimmung erhielt, einen Dokumentarfilm über das Leben des Urwalddoktors zu drehen. Es ist für mich nach wie vor der schönste Film überAlbert Schweitzer. 1958 wurde er in Amerika mit einem
Academy Award
als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Schweitzer sah ihn erst 1959.
    Erica Anderson blieb dem Spital und Schweitzer treu verbunden und setzte sich unermüdlich für Lambarene ein. Sie fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Spitalfriedhof in Lambarene.
    1951 stand die nächste große öffentliche Ehrung für Schweitzer an. Er wurde in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die damit verbundene Geldzuwendung von 10 000 DM verwendete er diesmal nicht für Lambarene, sondern ließ sie zu gleichen Teilen Flüchtlingen und notleidenden Schriftstellern zukommen.
    Die Laudatio anlässlich der Preisverleihung hielt Theodor Heuss, Schweitzers alter Freund und inzwischen Deutscher Bundespräsident. Er würdigte das Lebenswerk Schweitzers, seinen Entschluss, die sichere Karriere in Europa aufzugeben, um das „Abenteuer Afrika“ zu wagen: „Das Wort ‚Abenteuer‘ würden Sie wahrscheinlich damals abgelehnt haben, auf die Seite geschoben; denn der Abenteurer, der sucht Macht und Gewinn und Ruhm. Sie gingen in den Dienst der Ohnmacht. Sie lebten dem Verzicht, und als der Ruhm dann doch auf Sie zugeschritten kam, glitt seine Verführung an Ihnen ab. Sie wussten ihn in Ihrem Werk höchst eigentümlich zu entpersönlichen, zu versachlichen, und dieses Werk hieß Lambarene! Also kein Abenteuer, aber ein großes Wagnis,das nicht die Selbsterhöhung, sondern die Sach-Erfüllung suchte und fand.“
    In seiner Dankesrede schilderte Schweitzer zunächst die geistige Situation der Zeit, ging dann darauf ein, was aus seiner Sicht nötig war, die Krise der Menschheit zu überwinden: „Der Geist muss Tat werden, und er muss Tat werden überall, wo Friedlosigkeit herrscht ... Der große Mystiker

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