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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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genagelt. Kate, würdest du zu uns kommen und mit Charlie und mir reden? Wir möchten dich als Privatdetektiv in einem Fall beauftragen, mit dem wir zu tun haben. Ich kann nicht mehr darüber sagen; im Harvard Club darf man nichts Berufliches unternehmen.
    Wie jeder weiß, dienen diese Clubs allein gesellschaftlichen Zwek-ken.«
    »Ich würde mich freuen, Charlie kennenzulernen«, sagte Kate.
    »Darf ich Reed sagen, daß ihr zusammenlebt?«
    »Anscheinend muß ich sehr großes Vertrauen in all deine Verwandten haben«, sagte Toby. »In Ordnung, aber um Himmels Willen, sag Larry nichts.«
    »Larry habe ich schon seit meinem fünften Lebensjahr nichts mehr erzählt,« sagte Kate. »Warum sollte ich also jetzt damit anfangen?«
    Kate hatte nichts mehr von Toby über ein Treffen mit ihm und Charlie gehört. Als sie gerade zu der Überzeugung gelangt war, daß Toby seine Vertraulichkeit wohl bereut hatte – was übrigens recht häufig vorkommt bei Leuten, die, entgegen ihrer Natur, plötzlich über sehr private Dinge sprechen –, wartete Charlie nach dem Ende ihrer Sprechstunde, genau wie vorher Lillian. Charlie stellte sich vor.
    »Toby und ich dachten, daß es besser ist, Ihnen zuerst die Dokumente zu zeigen«, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt und die Höflich-keitsfloskeln hinter sich gebracht hatten. »Um Sie nicht mehr als unbedingt erforderlich in Anspruch zu nehmen, habe ich mich entschlossen, Sie am Ende Ihrer Sprechstunde aufzusuchen.«
    »Haben Sie die Studenten gefragt, was sie von mir halten?«
    »Großer Gott, nein. Hätte ich das tun sollen?«
    »Kaum. Ich wollte mich nur vergewissern, daß es gewisse Impul-se gibt, denen man mit der Zeit entwächst. Sie haben doch meine Nichte Lillian kennengelernt. Auch sie stand eines Tages vor meiner Bürotür und wartete. Hat Toby sich wieder in seine Schüchternheit zurückgezogen?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Charlie. »Na ja, vielleicht ein bißchen.
    Das Wesentliche ist aber: Als wir beide anfingen, die ganze Sache durchzugehen, haben wir festgestellt, daß die Unterlagen alle hier sind. Das heißt, genügend, damit Sie beginnen können, sich mit dem Problem zu befassen, oder zumindest sehen können, wo das Problem überhaupt liegt. Wir hatten übrigens einen Privatdetektiv beauftragt, der den Auftrag aber zurückgegeben hat. Immerhin ist der Mann nett, will Ihnen gern erzählen, was er herausgefunden hat: überwiegend Negatives, aber das ist schließlich auch etwas.«
    »Wenn er gescheitert ist, warum sollte ich dann Erfolg haben?
    Ich habe weniger Zeit, weniger Erfahrung und wahrscheinlich weniger Beziehungen in der Welt der Detektive.«
    »Das stimmt schon. Toby und ich haben das sorgfältig erörtert.
    Dieser Knabe ist sogar nach England geflogen und wird Ihnen alles über seine Nachforschungen dort berichten. Wir werden ihm zwar sein Stundenhonorar für die Zeit zahlen müssen, in der er Sie informiert, aber das wird es wert sein. Wir sind der Meinung, daß jemand, der vielleicht versteht, was für eine Art Frau Alberta war, und außerdem selbst eine Frau ist, mehr Erfolg haben könnte. Sie scheinen ein Gespür für diese Art von Dingen zu haben.«
    »Wer ist Alberta?«
    »Alberta Ashby ist die Nenn-Nichte von Charlotte Stanton, die eine namhafte Schriftstellerin und Rektorin eines Colleges in Oxford war.«
    »Natürlich«, sagte Kate. »Sie hat all diese unheimlich populären Romane über das alte Griechenland, über Ariadne und Hippolyth geschrieben.«
    »Genau die. Nein, mehr will ich gar nicht sagen. Ich lasse einfach all diese Unterlagen hier, wenn es Ihnen recht ist. Ich habe sie zufällig bei mir.«
    Kate lächelte. Charlie war eine Frau, die wohl auf die vierzig zuging, hübsch anzusehen und auf Anhieb liebenswert. Sie hatte kurzes, welliges rotes Haar und war pummelig auf eine Art, die zu sagen schien: »So bin ich nun mal, und bin ich nicht eine angenehme Gesellschaft?« Es war gar nicht schwer, sich ihre Anziehungskraft auf Toby vorzustellen. Seine Frau hatte sich immer übergenau gegeben, mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, die auch dadurch nicht erträglicher wurde, daß sie wahrscheinlich unbewußt war. Sie und Toby hatten sich einen Modus vivendi zurechtgezimmert, wie das die meisten Ehepaare tun: Man kommt zurecht; es funktioniert. Aber mit Charlie, vermutete Kate, lagen die Dinge einfacher; es gab mehr Unerwartetes, mehr Spaß, aber es war auch gefährlicher.
    »Wir dachten, ich sollte Ihnen das alles hierlassen. Wenn Sie es dann

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