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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wissen wollen.«
    »Wie ich, ich weiß. Es tut mir leid, so lästig gewesen zu sein, besonders, weil es möglicherweise ganz umsonst war; das ist sogar ziemlich wahrscheinlich.«
    »Bitte, entschuldigen Sie sich nicht. In allererster Linie ist es meine Aufgabe, den Mitgliedern zu helfen, und ich tue das gern. Wir sehen nicht viel von den Mitgliedern, nur wenn sie in ein Komitee gewählt werden oder eine Beschwerde haben. Es macht wirklich Freude, mit jemandem zu sprechen, der nicht beleidigt ist, weil sein Seminar um acht Uhr morgens stattfinden soll oder der sich be-schwert, weil in den New Yorker Hotels die Preise für Drinks oder die Garderobe unerschwinglich sind. Letzterem stimmen wir ja zu, aber wir haben schließlich keinen Einfluß auf die Gewerkschaften und andere New Yorker Probleme. Manchmal habe ich das Gefühl, Mitglieder von außerhalb machen uns für das Wetter verantwortlich, wenn es schlecht ist, und für die Graffitti in der U-Bahn. Die Anfrage von jemandem, der ein Referat über ein bestimmtes Thema sucht, ist beinahe schon ein Hochgenuß.«
    »Um ehrlich zu sein, ich suche weniger ein Referat, als eine bestimmte Person«, sagte Kate. »Die Person, die das Referat gehalten hat.« Und sie fügte hinzu, »eigentlich bin ich auch nicht an dieser Person interessiert, sondern an der Frage, ob sie zufällig jemand anderen kennt.«
    »Vielleicht, wenn die andere Person Mitglied der MLA ist, könn-te ich...«
    »Ich bin aber ziemlich sicher, daß das nicht der Fall ist. Nein, eigentlich weiß ich bestimmt, daß sie es nicht ist. Das wäre zu einfach«, sagte Kate etwas versonnen. »Und völlig unerwartet, wenn ich ehrlich sein soll.« Und sie fuhr fort: »Nicht, daß ich nicht neugierig auf das Referat bin; ich habe wirklich ein Interesse an allem, was über Charlotte Stanton geschrieben worden ist. Aber ich suche jemanden, der an dem Seminar über Charlotte Stanton teilgenommen hat, jemand, der sich vielleicht sogar eingetragen hat, obgleich mir auch das zweifelhaft erscheint.«
    »Ich vermute, Sie können sie nicht einfach fragen.«
    »Nein«, sagte Kate bedauernd. »Das ist das Problem. Sie ist spurlos verschwunden.«

    »Aha«, sagte Elmira. »Da sehe ich nun gar nicht, wie ich Ihnen helfen kann; aber wenn irgendwelche anderen Pläne für Seminare über Charlotte Stanton eingereicht werden sollten, werde ich Sie gerne benachrichtigen. Allerdings kann das noch Monate dauern.
    Wir müssen den diesjährigen Kongreß noch überstehen.«
    »Wer trifft die Auswahl der Seminare, die angenommen werden?«
    »Der Programmausschuß. Wissen Sie, Sie könnten eine Anzeige in die ›MLA Newsletter‹ setzen. Ich glaube, die neue Nummer geht demnächst in Druck. Sie müssen sich mit dem zuständigen Redak-teur in Verbindung setzen. Wenn dann irgend jemand etwas weiß, könnten Sie sich mit ihm auf dem diesjährigen Kongreß treffen; der findet in New York statt.«
    »Oh, wirklich?« sagte Kate. »Ist er oft in New York?«
    »Oh ja. Es ist unser beliebtester Tagungsort. Die Leute kommen immer gern nach New York und wir besorgen ihnen besondere Flug-tarife und Hotelarrangements.«
    »Wieviele kommen gewöhnlich zum Kongreß?«
    »In New York etwa zehntausend.«
    »Ein besonders seltsamer Mensch könnte also sicher unbemerkt bleiben, wenn er oder sie das wollte.«
    »Ganz bestimmt. Andererseits weiß man nie, wem man dort begegnet.«
    »Nichtmitglieder können sich auch zum Kongreß anmelden, und sie bekommen auch ein Namensschildchen oder zumindest so eine Plastikanstecknadel?«
    Elmira nickte. »Also – wir sagen es nicht gern – natürlich vergeben wir diese Plastikhalter; sie liegen einfach bergeweise in einem Korb an der Anmeldung, und sicher kann jemand etwas anderes hineinstecken als sein eigenes Namensschild.«
    »Ein fremdes Namensschild, zum Beispiel.«
    »Bei der MLA ziehen wir es vor, uns darüber keine Gedanken zu machen.«
    Kate lächelte. »Ich verspreche, mein eigenes Namensschild zu tragen, wenn ich komme.«
    »Wenn Sie sich voranmelden, wie das für Mitglieder möglich ist, ist es billiger«, sagte Elmira. »Bitte, sagen Sie mir Bescheid, wenn ich noch etwas für Sie tun kann. Ich erinnere mich, gehört zu haben, daß Sie sich als Detektivin betätigen. Ist das jetzt der Fall?«
    »Im Moment tappe ich hilflos im Dunkeln«, sagte Kate.

    9

    A m folgenden Morgen hatte Kate ein Gespräch mit Lillian. Sie, Kate, hatte über die ganze Watson-Geschichte nachgegrübelt und wollte – um ihrer selbst und

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