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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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noch nie gewesen. Nicht mal vor dem Gary-Seneca-Prozess, und der hatte ihm wirklich einiges abverlangt bei dem großen öffentlichen Interesse, den viele Zeugen und der komplizierten medizinischen Beweisführung.
    Andererseits hatte er noch nie zuvor eine Wahlkampagne vorbereitet.
    Die eigentliche Wahl war allerdings erst in einem Jahr. Und er hatte sich bereits umfangreicher Unterstützung versichert, einschließlich der der Times Picayune und der Polizei von St.
    Tammany Parish. Wie viel konnten er und Julianna noch zu tun haben?
    Sie hasste sich selbst für ihren Argwohn, nahm dann jedoch entschlossen ihre Tasche, sah noch einmal kurz nach Emma und ging in den Vorraum. Sie würde sich jetzt ein für allemal Gewissheit verschaffen.
    „Marilyn, Blake, ich habe etwas Dringendes zu erledigen. Könnt ihr bitte nach Emma sehen, bis ich zurück bin? Es ist wichtig.“
    „Kein Problem“, erwiderte Marilyn. „Was ist los?“
    „Ich kann es dir jetzt nicht sagen. Ich muss etwas überprüfen, und zwar sofort.“ Marilyn zog die Stirn kraus, und Kate ignorierte ihre fragende Miene. „Emma schläft und wird noch eine Weile nicht aufwachen. Es stehen zwei Flaschen Milch im Kühlschrank, und Windeln sind in der Tasche neben dem Bett.“ Sie stellte den Babymonitor aufden Tresen. „Ich komme so schnell wie möglich zurück.“
    Sie ging, ehe ihre Angestellten weiter fragen konnten, holte ihr Auto von zu Hause und fuhr zu Richards Kanzlei. Unterwegs sagte sie sich dauernd, Richard würde im Büro sein und über beide Ohren in Arbeit stecken, wie er gesagt hatte. Sie würde sich wie eine Idiotin vorkommen, irgendeine Entschuldigung erfinden, zurückfahren ins Café und sich schwören, ihrem Mann nie wieder zu misstrauen.
    Richard war nicht in der Kanzlei. Einige seiner Partner waren anwesend, aber niemand hatte ihn gesehen. Von seinem Apparat aus rief sie zu Hause an, doch da meldete sich der Anrufbeantworter. Sie versuchte es in seinem Auto, dann im Club. Erfolglos.
    Beunruhigt legte sie auf. Sie würde nach Hause fahren. Vielleicht machte er ein Nickerchen oder war im Garten. SeinAuto war zwar nicht da gewesen, als sie ihres geholt hatte, aber sie hätten unterwegs aneinander vorbeifahren können.
    Kate eilte in den Flur und stieß prompt mit einer der Sekretärinnen zusammen, die einen Stapel Kopien auf den Armen hatte. Die flogen durch die Luft.
    Kate ging in die Hocke und half der jungen Frau, alles wieder aufzusammeln. „Tut mir Leid“, entschuldigte sie sich. „Ich habe nicht aufgepasst, wohin ich ging.“
    „Schon okay, Mrs. Ryan, kann passieren.“
    „Kennen wir uns?“
    Die junge Frau errötete. „Wir sind uns letztes Jahr begegnet, auf der Weihnachtsfeier. Sandy Derricks. Mr. Bedicos Assistentin.“
    Kate lächelte. „Natürlich, Sandy. Schön, Sie wieder zu sehen.“ Sie nahm das letzte Blatt auf und reichte es Sandy. „Schlimm genug, dass Sie an einem Samstag arbeiten müssen, und ich erschwere Ihnen auch noch die Arbeit.“
    „Nein, gar nicht. Ich arbeite jeden Samstag. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „Vielleicht. Ich suche meinen Mann. Haben Sie ihn heute schon gesehen? Ich muss ihn dringend sprechen.“
    Sandy sah sie einen Moment verständnislos an, dann verzog sie den Mund zu einem leichten Lächeln. „Heute nicht. Er ist in letzter Zeit sehr oft abwesend.“ Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. Ihr Lächeln wurde breiter, fast triumphierend, und Kate ahnte beklommen, was nun kam. „Wenn Sie seine Assistentin Julianna finden, finden Sie vielleicht auch Ihren Mann.“
    Kate begann zu zittern. Was Sandy da mit einem gewissen Vergnügen andeutete, war unmissverständlich.
    Sie wich einen Schritt zurück, bemüht, ihre Gefühle nichtzu zeigen. Instinktiv wollte sie ihren Mann heftig verteidigen. Stattdessen bat sie Sandy nur ruhig, ihr Juliannas Adresse zu geben.
    Sie bekam sie, und nach einer knappen Viertelstunde hielt sie vor Juliannas Apartment. Richards Mercedes parkte in der Zufahrt hinter einem hellblauen Miata.
    Kate blieb einen Moment sitzen und atmete tief durch, um ruhiger zu werden. Sie spannte und krümmte die Finger am Lenkrad und gestand sich ein, Angst zu haben. Sie könnte einfach feige wieder wegfahren, den Kopf in den Sand stecken und so tun, als wäre nichts geschehen, als hätte Richard ihr nicht gerade das Herz gebrochen.
    Richard, wie konntest du nur? Sie legte die Stirn aufs Lenkrad, betäubt von der Wahrheit. Wir hatten doch alles, wir hatten

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