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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Bettchen.
    Lieber Gott, lass nicht zu, dass er meinem Baby was antut! flehte sie im Stillen.
    „Ich mag Sie“, wiederholte er leise und bedauernd. Er beugte sich zu ihr vor, und sein Atem strich über ihr Ohr. „Bald ist al les vorbei. Schneller, als Sie es sich vorstellen können.“
    Er ließ die Hände sinken, wandte sich ab und ging davon. Kate sah ihm wie versteinert nach, am ganze Leibe zitternd. Er stieg die Treppe hinauf. Sie hörte ihn durch den Eingangsflur gehen und das Haus verlassen.
    Das Zuschlagen der Tür wirkte wie ein Startschuss auf Kate. Sie lief ins Kinderzimmer im oberen Stockwerk. Emma lag schlafend in ihrem Bett, die kleine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Kate sandte ein Dankgebet zum Himmel, lief zur Haustür, schloss sie ab und blickte durch den Glaseinsatz.
    Nick stand neben seinem Wagen und schaute am Haus hinauf zu ihr. Kate legte zitternd eine Hand auf den Mund. Ihre Angst amüsierte ihn offenbar. Sie wusste, falls er ihr oder Emma etwas antun wollte, würde es ihm gelingen. Nichts würde ihn aufhalten.
    Sie schaltete rasch das Licht aus, so dass sie im Dunkeln stand und er im Licht. Er hob eine Hand, als erkenne er ihre Angst an, stieg in seinen Wagen und fuhr davon.
    Kate wandte sich ab und lief in wachsender Panik von Fenster zu Fenster und Tür zu Tür, um alles abzuschließen.
    Schluchzend holte sie Richards Jagdgewehraus dem Schrank und lud es. Dabei zitterten ihre Hände so heftig, dass sie drei Versuche brauchte, die Patronen in die Kammern zu legen. Mit Gewehr und Funktelefon ging sie in Emmas Zimmer und setzte sich neben dem Bett auf den Boden.

57. KAPITEL
    Richard warf einen letzten Blick auf Juliannas Haustür, ehe er über die Veranda ging. Er hasste es, zu gehen, während Julianna schlief, aber er konnte nicht bleiben. Es wäre nicht in Ordnung, die ganze Nacht hier zu verbringen. Er musste an seinen Ruf denken, an die Kanzlei, an seinen Wahlkampf.
    Ohnehin hatte er nicht schlafen können. Sobald er die Augen schloss, erschien Kates Gesicht vor ihm, und er sah, wie sie ihm tief verletzt sagte, er sei zu Hause nicht mehr erwünscht.
    Der Himmel möge ihm verzeihen, dass er Kate nicht gefolgt war. Er war bei Julianna geblieben. Sie hatte ihn getröstet und seine Verwirrung und seinen Schmerz verstanden. Aus dem Trost war schnell heißes Begehren geworden. Sie hatte ihn mit Händen und Lippen liebkost, und als sie ihn schließlich in sich aufnahm, waren Kate und seine ruinierte Ehe völlig aus seinen Gedanken verschwunden gewesen.
    Jetzt war das anders. Wie sollte er Kate gegenübertreten? Er blickte zum sternenlosen Himmel hinauf und fühlte sich klein und mutlos. Er hatte alles vermasselt, sein Leben und seine Ehe.
    Unsinn, wenn er beides zurückhaben wollte, würde ihm das auch gelingen. Kate war seine Frau, sie würde ihm verzeihen. Er verdiente das. Nach allem, was er ihr gegeben hatte, und der Art, wie sehr sie ihn in den letzten Monaten vernachlässigt hatte, schuldete sie ihm diesen kleinen Fehltritt. Sie schuldete ihm Verzeihung.
    Er nahm sein Funktelefon aus der Tasche und gab seine eigene Telefonnummer ein, während er über den schmalen Gartenweg zum Wagen ging. Kate antwortete nach dem ersten Klingeln, ihre Stimme rau von Schlaf oder Tränen.
    „Kate, ich bin es. Häng nicht auf …“
    „Ich habe dir nichts zu sagen.“
    Die Leitung war tot. Kate hatte das Gespräch beendet. Er war erstaunt und zornig. Verdammt, sie war seine Frau, sie hatte mit ihm zu reden! Er betätigte die Wahlwiederholung, doch ehe er auf „Senden“ drücken konnte, löste sich eine Gestalt aus dem Schatten neben dem Haus.
    „Du hast etwas genommen, was mir gehört“, sagte der Mann leise. „Und ich will es zurück.“
    Richard bemühte sich, das Gesicht des Mannes zu erkennen, das immer noch im Dunkeln lag. Was er erkennen konnte, kam ihm nicht bekannt vor. „Sie verwechseln mich, mein Freund“, sagte er verärgert. „Verziehen Sie sich.“
    Der Mann trat einen Schritt näher. „Du hast meine süße Blume genommen und sie verdorben. Dafür wirst du nun bezahlen.“
    „Ich kenne Sie nicht. Ich habe keine ‚Blume‘ genommen. Ich schlage vor, Sie schlafen sich mal richtig aus. Und jetzt gehen Sie mir endlich aus dem Weg.“
    Der Mann kam näher, seine Bewegungen waren fast geräuschlos. Richard sah, dass er helles Haar und helle Augen hatte, die kalt blickten wie der Tod.
    Ein prickelndes Angstgefühl beschlich ihn. „Haben Sie mich nicht verstanden? Ich sagte, Sie

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