Albtraum
Geräusch prallte sie gegen seinen Hinterkopf. Die Waffe entglitt John.
Er richtete sich auf. Sein Blick verriet zunächst Verwunderung, dann dämmerndes Verstehen. Julianna schlug abermals heftig zu und stöhnte vor Anstrengung. Der Lampenfuß zersprang an seinem Kopf. Scherben und Blut spritzten in alle Richtungen.
Wie in Zeitlupe sackte John auf die Knie und fiel dann vornüber, direkt auf seine Waffe. Julianna stand zitternd daneben, die Reste der Lampe in der Hand. Sie konnte nicht sagen, ob John noch atmete, und sie wollte nicht näher gehen, um sich zu vergewissern. Sie ließ die Lampenreste fallen. „Das schlage ich vor, du kranker Bastard.“
60. KAPITEL
Kate wachte erschrocken auf, setzte sich hin und sah sich verwirrt um. Sie war nach der Beerdigung heimgekommen, hatte Emma zu Bett gebracht und sich mit einem Glas Wein auf die Couch im Wohnzimmer gesetzt. Sie musste eingeschlafen sein. Das rote Licht des Babymonitors war die einzige Beleuchtung im Raum. Sie lauschte einen Moment, doch aus dem Zimmer ihrer Tochter drang kein Laut. Beruhigt legte sie sich wieder in die Kissen und fuhr sich müde und verzweifelt mit beiden Händen übers Gesicht.
Es war vorbei. Die Beerdigung markierte nicht nur das Ende von Richards Leben, sondern auch ihres zehnjährigen Ehelebens, das sie als zufriedene glückliche Frau geführt hatte, in dem Glauben, geliebt zu werden.
Plötzlich wimmerte Emma hörbar und schrie dann plötzlich scharf und ängstlich auf. Der Monitor knackte und verstummte dann.
Erschrocken sprang Kate vom Sofa. Dabei stieß sie ihr Weinglas um, und die rote Flüssigkeit ergoss sich über den weißen Teppich.
Sie rannte ins Kinderzimmer hinauf und schrie auf, da sich eine Gestalt über das Kinderbett beugte, neben dem eine voll gestopfte Windeltasche stand.
„Hände weg von meinem Baby!“
Die Gestalt fuhr herum. Sie hatte Emma auf den Armen und hielt ihr eine Hand vor den Mund.
Selbst in der schwachen Beleuchtung durch das Nachtlicht erkannte Kate, wer das war. „Julianna? Was tun Sie da?“
Julianna nahm die Hand weg, und Emma schrie los. „Es ist nicht so, wie es aussieht, Kate.“Kate kam langsam näher, nicht sicher, was sie tun sollte, jedoch voller Sorge um Emma. „Geben Sie mir das Baby.“
Die Kleine erkannte die Stimme ihrer Mutter und wandte sich ihr sofort zu. Zugleich wurde ihr Weinen ein frenetisches Brüllen.
Julianna wich kopfschüttelnd zurück. „Sie verstehen nicht. Er kommt! Er will …“
„Geben Sie mir Emma!“ Kate blieb vor ihr stehen und streckte die Arme aus. „Sie machen ihr Angst.“
Julianna zögerte. Kate sah, dass sie nicht mehr so fest zupackte, und entriss ihr Emma. Sie drückte die Kleine tröstend an sich, und aus dem lauten Schreien wurde allmählich ein leises Wimmern.
„Haben Sie noch nicht genug angerichtet?“ fragte Kate mit bebender Stimme. „Sie haben mir meinen Mann genommen, und jetzt wollen Sie auch noch meine Tochter?“
„Sie verstehen nicht.“ Julianna rang die Hände und blickte nervös zur Kinderuhr an der Wand. „John kommt. Er …“
„Ich kenne keinen John. Wie sind Sie hier bitte hereingekommen?“
„Der Ersatzschlüssel in dem falschen Felsen, neben der Seitentür.“
Du meine Güte, so ist sie auch damals schon hereingekommen! „Ich rufe die Polizei.“
Julianna hielt sie am Arm zurück. „Tun Sie das nicht. Das dürfen Sie nicht! Sie müssen …“
„Mein Mann ist tot. Er würde noch leben, wenn er zu Hause gewesen wäre.“ Kate schüttelte ihre Hand ab. „Verlassen Sie mein Haus! Ich möchte Sie nicht in meiner oder Emmas Nähe haben.“
Kate eilte ins Wohnzimmer und schaltete das Licht ein. IhrFunktelefon lag neben dem umgekippten Weinglas auf dem Boden.
„Emma ist in Lebensgefahr“, beharrte Julianna.
Kate blieb stehen und sah Julianna an. Erst jetzt fielen ihr das tränenüberströmte Gesicht und die fleckige, zerknitterte Kleidung auf. Und sie erkannte, was das für Flecken waren. Blut. „Oh, mein Gott!“
„John kommt. Er will Emma töten.“
Besorgt presste Kate Emma fester an sich. „Gehen Sie!“
Julianna streckte eine Hand aus, die ebenfalls mit Blut beschmiert war. „Ich muss Emma beschützen.“
Kate schüttelte heftig den Kopf. „Sie sind verrückt, psychisch gestört. Sie …“
„Ich bin Emmas leibliche Mutter!“
Die Worte wirkten auf Kate wie ein Schlag in die Magengrube. Wie betäubt starrte sie Julianna an. „Was sagen Sie da?“
„Ich bin Emmas …“
„Halten Sie
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