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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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schockierte sie, schaffte jedoch auch eine Verbindung zu Kate, genau wie ihr ungeborenes Baby. Sie waren durch etwas Wichtiges, Elementares und Machtvolles verbunden. In gewisser Weise waren sie wie ein und dieselbe Person.
    Eine der oberen Balkontüren wurde geöffnet. Kate kam heraus und ging an die Brüstung. Obwohl Julianna sich anstrengte, sah sie kaum mehr als ihre Silhouette.
    Kate war größer und schlanker, als es auf den Fotos ausgesehen hatte. Julianna schlang die Arme fester um sich und wünschte sich ihre schlanke Gestalt zurück. Im Vergleich zu Kate kam sie sich in ihrem derzeitigen Zustand unförmig vor.
    Das Baby bewegte sich. Sie legte eine Hand auf den Leib und empfand unwillkürlich einen leichten Groll gegen das kleine Wesen. Doch dann erinnerte sie sich, dass sie ohne das Baby Richard niemals gefunden hätte. Dieses Kind war das Geschenk, das sie alle miteinander verbinden würde.
    Aber sie machte sich auch nichts vor. Um gegen Kate antreten zu können, musste sie wieder schlank, straff und sexy werden. Kate ging zu der Seite des Balkons, die auf die Zu fahrt zeigte, und sah um die Hausecke. Sie bewegte sich elegant. Wie schon auf den Fotos zu erkennen, war alles an Kate Ryan elegant und kultiviert.
    Dabei wirkte sie jedoch nicht etwa kalt, sondern warmherzigund zugänglich. Das hatte Julianna an ihrem Lächeln erkannt und aus ihren Worten über Mutterschaft, Liebe und Vertrauen herausgelesen.
    Julianna brannten Tränen in den Augen. Kate war eine nette, gefühlvolle, sensible Frau.
    Und sie würde ihr wehtun. Was sie vorhatte, musste ihr wehtun. Schrecklich. Sie atmete schluchzend tief durch und verdrängte ihr schlechtes Gewissen. Es war für alle das Beste. Kate würde Richard und die ihr angetane Kränkung bestimmt vergessen, wenn sie das Baby in den Armen hielt und es aufwachsen sah.
    Ein Wagen bog in die Zufahrt. Das Scheinwerferlicht schwenkte über die Hausfassade, und Kate war kurz deutlich zu sehen.
    Richard! Julianna stand auf und legte eine Hand auf ihr hämmerndes Herz. Es schmerzte sie, ihm so nah und doch so fern zu sein. Sie sehnte sich so sehr danach, zu ihm zu laufen, seine Arme um sich zu spüren und seine geflüsterte Begrüßung zu hören.
    Was würde geschehen, wenn sie sich begegneten? Würde er sie erkennen, so wie sie ihn erkannte hatte, als Seelenverwandte, als die, die für ihn bestimmt war?
    Sie sank wie der auf die Bank und wusste, dass es nicht so sein würde. Er war ein Mann der Logik, der Vernunft und der Verantwortung. Auf Grund seiner Verpflichtung gegenüber Kate würde er Empfindungen für sie, Julianna, zunächst leugnen.
    Bis er nicht mehr leugnen konnte.
    Ihre Mutter hatte sie gelehrt, dass kein Mann je wirklich verheiratet war. In jedem steckte eine geheime Sehnsucht, und sobald die überhand nahm, verließ er seine Familie und sogar sein Land, um sie zu erfüllen.
    Sie würde Richards geheime Sehnsucht entdecken. Das Schicksal würde sie leiten.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen. Kate rief winkend einen Gruß vom oberen Balkon. Richard antwortete, und seine Stimme wehte zu Julianna herüber und umfing sie wie eine Umarmung.
    Er ging zur Frontseite des Hauses, blieb plötzlich stehen und blickte zum See, zum Park und zu ihr. Julianna spürte seinen Blick fast körperlich.
    Er spürt meine Anwesenheit. Er spürte die Verbindung zwischen uns wie einen Blitz in der Dunkelheit.
    Einen Augenblick später war Richard drinnen im Haus verschwunden.
    Julianna stand eine Weile reglos da. Die Kälte kroch an ihr hoch, machte sie gefühllos. Doch ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft.
    Plötzlich wusste sie, wie sie Richard gewinnen konnte. Sie musste werden wie Kate. Er liebte seine Frau, alles an ihr, das war offensichtlich. Wenn sie wurde wie Kate, jedoch jünger und sexier, würde er auch sie lieben, mehr sogar. Er würde erkennen, dass sie füreinander bestimmt waren.
    Sie würde beobachten, studieren und lernen. Richard gehörte bereits ihr. Über ihre glückliche Zukunft lächelnd verließ sie den Park.

15. KAPITEL
    Am Samstagmorgen klingelte das Telefon, als Richard gerade ins Sportstudio aufbrechen wollte. „Könntest du bitte an den Apparat gehen, Kate?“ rief er. „Ich habe meine Sporttasche oben vergessen, und ich bin bereits spät dran.“
    „Sicher.“ Sie drehte den Wasserhahn in der Küche ab, trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch und ging hinüber zum Telefon.
    „Falls es meine Mutter ist, sie hat mich gerade verpasst. Ich rufe sie

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