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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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mit seinen Kollegen in der Anwaltskanzlei, und nächste Woche musste er mit einer Verteidigungsstrategie vor Gericht ziehen, die mehr Löcher hatte als ein Schweizer Käse.
    Doch nichts davon belastete ihn so sehr wie der Grund, weshalb sie derzeit in Ellens Büro saßen.
    Seit Ellens Anruf redete Kate kaum noch von etwas anderem als der bevorstehenden Adoption. Sie hatte ihre und seine Eltern informiert und Läden mit Babykleidung durchstöbert.
    Ihre Begeisterung beunruhigte ihn. Sein Anwaltsinstinkt fand die ganze Sache höchst suspekt. Eine fremde Frau hatte entschieden, dass sie die Eltern ihres Kindes sein sollten. Sie bat sie, eine lebenslange Verpflichtung gegenüber ihrem Spross einzugehen. Er und Kate wussten nichts über diese Frau, ihren Lebensstil oder ihre genetischen Anlagen. Das Ganze war weder sicher noch klug.
    Seine Bedenken hatte Kate mit Gelächter quittiert. Sie sahnur die Karotte, die vor ihrer Nase baumelte, nicht die Leine, die daran hing.
    Er strich sich mit der Hand über die Stirn. Tatsache war, er hatte einer Adoption zugestimmt, um Kate eine Freude zu machen. Er wollte ihr das geben, was sie sich am meisten wünschte, denn er hatte sich ihr gegenüber schuldig gefühlt. Und die Vorstellung, ein Kind zu haben, war nicht unerfreulich.
    Jetzt erschien ihm das alles nicht mehr so einfach. Er war nicht sicher, ob er das durchziehen konnte. Doch wenn er jetzt einen Rückzieher machte, würde Kate ihm nie verzeihen.
    „Guten Morgen.“ Ellen kam ins Konferenzzimmer und balancierte eine Tasse Kaffee und ein süßes Brötchen auf einem Stapel Akten. „Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe. Eine unserer Mütter bekam kurz vor Mitternacht die Wehen.“
    Sie stellte ihr Frühstück auf den Tisch, zog sich einen Stuhl zurück und sank seufzend hinein. „Endlich.“ Sie trank einen Schluck Kaffee, seufzte wieder und sah die beiden lächelnd an. „Ich wette, Sie hatten ein schönes Wochenende.“
    Kate strahlte sie an. „Ich war zu aufgeregt, um zu schlafen. Es ist so erstaunlich.“
    „Ich freue mich für Sie.“ Lächelnd schob sie das Brötchen beiseite und öffnete den Aktenord ner. „Und was ist mit Ihnen, Richard? Erstaunt, oder was?“
    „Es kam schrecklich schnell, das ist mal sicher.“
    „Das passiert manchmal“, erwiderte Ellen. „Wir nennen das Babys, die vom Himmel fallen.“
    Stirnrunzelnd erwiderte er: „Vom Himmel zu fallen ist, glaube ich, nicht so gesund für ein Kind.“
    Ellen wollte schon lachen, merkte dann aber, dass er keinen Scherz machte. Sie zog die Stirn kraus. „Tut mir Leid, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.“
    „Dann will ich deutlicher werden. Stimmt etwas nicht mit diesem Kind?“
    Ellen straffte sich. „Nicht dass ich wüsste.“
    Kate wirkte empört, doch Richard ignorierte sie. „Es besteht also die Möglichkeit?“
    Ellen bekam leicht rote Wangen. „Die werdende Mutter wurde gründlich von einem Arzt untersucht und wird auch weiterhin ärztlich betreut. Alles verläuft normal, und die Mutter ist jung und gesund. Natürlich kann immer etwas schief gehen, was man mit normalen Diagnosemethoden nicht bemerkt. Babys sind immer ein Unsicherheitsfaktor, Richard.“
    „Aber es geht um unser Leben, Ellen. Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter.“
    „Ich auch nicht“, entgegnete sie steif. „Wenn ich Ihnen versprechen könnte, dass dieses Baby perfekt wird, würde ich es tun. Wenn ich Ihnen versprechen könnte, dass die leibliche Mutter ihre Meinung nicht ändert, würde ich das auch tun, aber ich kann es nicht. Ich kann Ihnen nur versichern, dass meines Wissens alles nach Plan verläuft.“
    „Natürlich können Sie nicht mehr tun“, fiel Kate leise ein und warf Richard kurz einen missbilligenden Blick zu. „Wir sind ganz aufgeregt, dass man uns ausgewählt hat. Nicht wahr, Richard?“
    „Ja, aufgeregt.“ Er rückte sich in seinem Sessel zurecht. „Allerdings habe ich noch eine Frage, ehe wir weitermachen. Warum hat diese Mutter gerade uns ausgewählt und nicht eines der anderen Paare, die schon länger im Programm sind?“
    Ellen sah von einem zum anderen. „Höre ich da ein leichtes Zaudern heraus, Richard? Wenn ja …“
    „Nein!“ Kate bedeckte seine Hand mit ihrer und sah ihn kurz an. „Natürlich nicht.“
    „Richard?“ fragte Ellen und sah ihn forschend an. „Genauso wenig wie ich ein Baby zur Adoption freigebe, wenn die leibliche Mutter Zweifel hat, genauso wenig übergebe ich ein Kind an Adoptiveltern, die nicht

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