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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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dass es ihr fast den Atem verschlug. Direkt mit Richard zu arbeiten, das ist zu schön, um wahr zu sein.
    „Das wäre einfach ideal.“ Sie beugte sich zu Sandy hinüber und bedeckte deren Hand mit ihrer. „Du musst mich mit Mr. Ryan bekannt machen. Du musst einfach, Sandy!“
    Sandy machte eine bedenkliche Miene. „Ich weiß nicht, Julianna. Ich meine, dich vorstellen, das wäre …“
    „Ein Vertrauensvotum“, fiel Julianna ihr ins Wort. „Du glaubst doch an mich, oder?“
    „Ja, natürlich. Es ist nur …“
    Julianna drückte ihr die Hand. „Ich brauche den Job, Sandy. Ganz dringend. Verstehst du? Sehr dringend.“
    „Du tust mir weh“, flüsterte Sandy und zog ihre Hand zurück. „Lass los.“
    Julianna wich zerknirscht zurück. „Tut mir Leid.“ Sie seufzte tief. „Ich verzweifle nur langsam. Das verstehst du doch, oder?“ Sandy nickte und wand sich in ihrem Sitz. „Und dieser Job wäre ideal für mich. Ich bin sehr an Politik interessiert.“
    Sandy sah sie erwartungsvoll an. Sie braucht noch mehr Anstöße, dachte Julianna und suchte nach etwas, womit sie Sandy überzeugen konnte. Dabei fielen ihr ihre Mutter und deren Liebhaber ein.
    Senator Jacobson. Natürlich!
    „Ich war eine der Assistentinnen in Senator Jacobsons Wahlkampf.“ Eine kleine Lüge … sie war einige Male in seinem Wahlhauptquartier gewesen. Der Wahlkampfleiter hatte sie und ihre Mutter herumgeführt und die Aufgaben der vielen freiwilligen Helfer erläutert.
    Sandy merkte auf. „Das warst du?“
    „Ja.“ Julianna lächelte. „Er würde mir bestimmt eine Empfehlung geben.“
    Sandy schwieg eine Weile. Sie sah Julianna an, und es war ihr vom Gesicht abzulesen, was in ihr vorging. Sie wollte es tun, hatte aber Angst, sich zu sehr aus dem Fenster zu lehnen. Sie hatte Angst, sich zu schaden und Schwierigkeiten mit ihren Chefs zu bekommen.
    Sie brauchte noch einen kleinen Anstoß. „Denk nach, Sandy. Wenn Mr. Ryan mich einstellt, arbeiten wir im selben Gebäude. Wir könnten jeden Tag zusammen zum Lunch gehen. Wir könnten zur selben Zeit Pause machen … und uns nach der Arbeit auf einen Drink treffen.“ Sie sah Sandy ernst in die Augen. „Ich habe noch nie mit meiner besten Freundin zusammen gearbeitet. Das wäre einfach cool.“
    „Das würde Spaß machen“, räumte Sandy zögernd ein.
    „Dann tust du es?“ Julianna ergriff noch einmal Sandys Hand. „Stellst du mich Mr. Ryan vor? Legst du ein gutes Wort für mich ein?“
    Sandy gab schließlich seufzend nach. „Also schön, Julianna. Ich mach’s.“

30. KAPITEL
    Sandy hatte zugestimmt, ihre Bewerbung gleich Montag an Richard weiterzuleiten. Julianna verbrachte das gesamte Wochenende damit, ihren Lebenslauf auszuarbeiten, und nahm sich dabei so viel dichterische Freiheit, wie sie glaubte, ungestraft verbreiten zu dürfen. Sie änderte ihr Alter auf zweiundzwanzig, listete alle Kontakte und ehemaligen Liebhaber ihrer Mutter als Empfehlungen auf, in der Hoffnung, Richard würde das nicht überprüfen, und verstieg sich schließlich zu der Behauptung, Senator William „Billy“ Jacobsons Wahlkampfassistentin gewesen zu sein.
    Die Leute vom Kopierladen hatten ihr geholfen, alles ins richtige Format zu bringen. Dann hatte sie sich Zeit am Computer gemietet und die Endfassung am Laserdrucker ausgefertigt. Das sieht verdammt gut aus, sagte sie sich. Besonders gefiel ihr der Teil, wo sie ihren Job für den Senator beschrieb. Wer hätte je gedacht, dass jahrelanges Mithören der Gespräche der Freunde ihrer Mutter und einige Führungen durch Wahlkampfhauptquartiere solchen Erfolg zeitigen würden?
    Sie hatte sich vorgenommen, nach dem Vorstellungsgespräch bei Richard, je nachdem, wie es lief, ihre Mutter anzurufen und ihr die Sache mit dem Senator zu erläutern, damit sie gedeckt war, falls Richard es doch überprüfen sollte.
    Montagmorgen rief Julianna Sandy an, um ihr Glück zu wünschen. „Hallo, ich bin’s.“
    „Hallo.“
    „Bist du bereit?“
    „Ich denke.“
    Julianna zog die Stirn in Falten. Sie hatte sich am Vorabend mit Sandy getroffen und ihr die Bewerbung gegeben. Zugleichhatte sie ihr genaue Anweisungen erteilt, was sie Richard sagen sollte. Sandy war munter und ganz aufgeregt gewesen. Heute klang sie nervös und zögerlich, als wolle sie ihr Versprechen nicht einlösen.
    Julianna fasste den Hörer fester. „Sandy, du hast es dir doch nicht anders überlegt, oder?“
    „Natürlich nicht“, erwiderte sie nach einem kurzen Moment. Und die

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