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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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das?“
    Ellen lachte leise. „Weil es eine ganz gewöhnliche Angst von Adoptiveltern ist, besonders, wenn die Adoption anonym verlief. Da bleiben für die neuen Eltern dann oft große Fragen offen. Sie verstehen nicht, warum die Mütter ihre Babys aufgegebenhaben. Denn für sie ist dieser kleine Mensch etwas ganz Wunderbares, und sie können sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.“
    Kate musste daraufhin einräumen, dass das genau ihre Gedanken waren.
    „Dass Sie fürchten, Emma zu verlieren, zeigt mir, wie fest die Bindung zwischen ihnen geworden ist“, fuhr Ellen fort. „Sie sind jetzt eine Familie, und der Gedanke, dass jemand Anspruch auf einen Teil dieser Familie erheben könnte, ist, nun ja, beängstigend. Es wird besser mit der Zeit.“ Kate hörte an Ellens Stimme, dass sie lächelte. „Das verspreche ich Ihnen.“
    Kate lachte leicht verlegen. Zwar fühlte sie sich nun etwas getröstet, trotzdem wurde sie den Gedanken nicht los, dass Ellen auch nicht alles über Emmas leibliche Mutter wusste. „Sie hat nie Bedenken geäußert, nie angerufen und sich nie nach Emma erkundigt?“
    „Nein, nie. Kate, ich versichere Ihnen, Emmas Mutter war sehr darauf bedacht, die Kleine wegzugeben. Sie war mit sich im Reinen wegen ihrer Entscheidung. Glauben Siemir. Sie werden nichts von ihr hören.“
    Kurz danach legte Kate auf, die tröstenden Worte der Sozialarbeiterin noch im Ohr. Dennoch wurde sie den Verdacht nicht los, dass sie bereits von der Frau gehört hatten.

51. KAPITEL
    Es dauerte nicht lange, und Kate lernte die neuen Stammgäste ihres Cafés kennen. Zuerst Mr. Militär, wie Blake ihn getauft hatte. Kate sah entsetzt, dass ihre melodramatischen Angestellten ausnahmsweise mal nicht übertrieben hatten. Der Mann war unheimlich und kalt wie Eis.
    Sie stellte sich als Besitzerin des Cafés vor und hoffte zu erfahren, wie er hieß und was er in Mandeville tat. Ihr Kommunikationsversuch scheiterte kläglich. Mr. Militär machte ihr klar, dass er ihren exorbitanten Preis für einen Kaffee bezahlt hatte, um ihn in Ruhe zu genießen.
    Das gestattete sie ihm natürlich, wenn auch widerwillig. Warum in aller Welt frequentierte ein solcher Mann ihr freundliches kleines Lokal?
    Als sie am dritten Tag wieder im Dienst war, schlenderte der Jerry-Garcia-Fan herein, roch nach Weihrauch und sagte dauernd „cool“ und „erste Sahne“. Marilyn verwickelte ihn in eine leb hafte Anti-Atom-Debatte, und Tess machte eine Pause, um sich seine Erzählungen von den Reisen mit den „Dead“ anzuhören.
    Nachdem Kate Emma gefüttert und zum Schlafen gelegt hatte, schlenderte sie ebenfalls zu ihnen. „Hallo, Steve“, sagte sie und gab ihm die Hand. „Ich bin Kate.“
    Er schüttelte ihr lächelnd die Hand. Sie bemerkte, dass seine Haut für einen Mann ungewöhnlich weich war. „Habe ich mir schon gedacht“, erwiderte er. „Mir gefällt’s hier in deinem Laden. Hat tolle Vibrations.“
    „Danke.“
    „Die Glasbilder sind echt erste Sahne. Tess hat mir gesagt, dass du die Künstlerin bist.“
    „Nochmals danke, und ja, ich habe sie gemacht.“ Sie betrachtete ihn nachdenklich aus leicht zusammengekniffenen Au gen. Er kam ihr irgendwie bekannt vor. „Sind wir uns schon mal begegnet?“
    „Glaube nicht.“ Er nippte an seinem Milchkaffee. „Bin noch nicht lange in der Stadt. Hast du die ‚Dead‘ mal im Konzert erlebt?“
    „Nein, aber ich habe ein paar von ihren CDs.“
    Sie plauderten ein bisschen, meistens über die Grateful Dead. Nach einer Weile entschuldigte sie sich, um Blake am Tresen zu helfen, da eine Gruppe Studenten hereingekommen war. Nachdem die Gruppe bedient war, wandte sie sich an Blake. „An dem Typen stimmt was nicht“, raunte sie ihm zu.
    Er folgte stirnrunzelnd ihrer Blickrichtung. „Meinst du Steve?“
    „Hm. Kennst du den Ausdruck, gerissen wie ein Fuchs?“
    „Er?“ Blake verzog das Gesicht. „Ausgeschlossen. Der Typ ist echt weich in der Birne.“
    „Das glaube ich nicht.“ Sie wandte rasch den Blick ab, da Steve plötzlich zu ihnen herübersah. „Achte mal auf seine Augen. Ich sage dir, dieses ganze Hippie-Getue ist Theater. Der Typ ist glasklar im Kopf.“
    „Nun mal halblang, Kate. Zunächst mal, warum sollte sich jemand freiwillig als Drogenopfer der Siebziger ausgeben? Und zum anderen ist der Typ schlicht und ergreifend immer stoned.“
    Kate ließ das Thema auf sich beruhen, war jedoch nicht überzeugt. Sie war sich immer noch sicher, Steve Byrd schon einmal begegnet

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