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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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davon. Grandpa Smedry beobachtete seinen Abgang mit einem hinterhältigen Grinsen im Gesicht.
    »Was hast du getan?«, fragte ich ihn.
    »Ich? Nein, das warst du! Und sogar ohne direkten Kontakt! Ich habe selten ein so stark ausgeprägtes Talent gesehen. Obwohl es eigentlich eine Schande ist, eine schöne antike Waffe so zu ruinieren.«
    »Aber …« Ich starrte auf die Waffentrümmer, mein Puls raste. »Das kann ich nicht gewesen sein. So etwas habe ich noch nie getan.«
    »Bist du denn früher schon einmal mit einer Waffe bedroht worden?«
    »Na ja, nein.«
    Grandpa Smedry nickte. »Überlebensinstinkt. Dein Talent beschützt dich – sogar auf Distanz –, wenn du bedroht wirst. Gott sei Dank hat er dich mit einer so primitiven Waffe angegriffen, gegen die können die Talente eine Menge ausrichten. Ehrlich, man sollte doch meinen, die Bibliothekare wüssten es besser. Einen Attentäter mit einer Pistole auf einen Smedry aus der direkten Linie anzusetzen, also wirklich! Sie haben dich offensichtlich unterschätzt.«
    »Was mache ich hier eigentlich?«, flüsterte ich. »Sie werden mich umbringen.«
    »Unsinn, Junge«, widersprach Grandpa Smedry. »Du bist ein Smedry. Wir sind wesentlich zäher, als die Bibliothekare denken. Die lange Herrschaft über die Länder des Schweigens hat sie nachlässig werden lassen.«
    Ich schwieg eine Weile, dann sah ich ihn an. »Wir gehen wirklich in die Bibliothek? Dahin, wo diese Typen herkommen? Ist das nicht irgendwie … verrückt?«
    »Sicher«, meinte Grandpa Smedry, ausnahmsweise einmal ernst. »Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Mir ist klar, wie all das auf dich wirken muss: überwältigend. Furchteinflößend. Seltsam. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass unsere Aufgabe lebenswichtig ist. Wir haben einen furchtbaren Fehler gemacht – ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht, als ich zugelassen habe, dass dieser Sand in die falschen Hände gerät. Und diesen Fehler werde ich korrigieren, bevor Tausende und Abertausende Menschen deswegen leiden müssen.«
    »Aber … kann das nicht jemand anders machen?«
    Grandpa Smedry schüttelte den Kopf. »Dieser Sand wird zu Linsen eingeschmolzen werden, und zwar noch heute. Unsere einzige Chance – und damit die einzige Chance der gesamten Welt – besteht darin, ihn wiederzubeschaffen, bevor das passiert.«
    Ich nickte verstehend. »Dann komme ich mit. Du kannst mich nicht zurücklassen.«
    »Ich käme nicht im Traum darauf«, erwiderte Grandpa Smedry. Dann betrachtete er die Stelle an der Wand, wo ich die Verkleidung beschädigt hatte. »Warst du das?«
    Wieder nickte ich.
    »Nörgelnder Nix! Du bist wirklich gut darin, Sachen kaputt zu machen. Das muss schwer für dich gewesen sein, als du noch klein warst.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Welche Art von Sachen kannst du beschädigen?«, wollte Grandpa Smedry wissen.
    »Alles Mögliche. Türen, Elektronik, Tische. Einmal habe ich ein Huhn kaputt gemacht.«
    »Ein Huhn?«
    Ich nickte. »Das war auf einem Schulausflug. Ich war … irgendwie frustriert, und da habe ich dieses Huhn auf den Arm genommen. Als ich es wieder abgesetzt habe, hat es auf der Stelle all seine Federn verloren und sich von da an strikt geweigert, irgendetwas anderes als Katzenfutter zu fressen.«
    »Lebende Objekte beschädigen …«, murmelte Grandpa Smedry. »Außergewöhnlich. Ungezähmt, sicher, aber trotzdem außergewöhnlich …«
    Ich deutete auf das Gebäude und versuchte das Thema zu wechseln. »Es ist ein Glaskasten.«
    »Stimmt«, bestätigte Grandpa Smedry. »Dehnungsglas; wenn du innerhalb des Glases Raum schaffst, kannst du die inneren Wände nach außen schieben, ohne die äußeren dabei zu bewegen.«
    »Das ist unmöglich, das widerspricht den Gesetzen der Physik.« (In den Ländern des Schweigens nehmen wir die Physik sehr ernst.)
    »Dummes Bibliothekarsgeschwafel«, sagte Grandpa Smedry wegwerfend. »Du musst noch viel lernen, Junge. Und jetzt komm, wir sollten uns auf den Weg machen. Wir sind spät dran!«
    Ich ließ mich von ihm wegführen, vorbei an den drei Einschusslöchern in der Wand. »Er hat nicht getroffen«, sagte ich leise. »Wie gut, dass der Kerl ein so schlechter Schütze war.«
    Grandpa Smedry lachte. »Schlechter Schütze! Er hatte gar keine Chance, mich zu treffen. Ich bin zu jedem der Schüsse zu spät gekommen. Du kannst mit deinem Talent ein paar tolle Sachen machen, mein Junge, aber es ist nicht die einzige machtvolle Fähigkeit hier! Ich

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