Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
bin schon zu meinem eigenen Tod zu spät gekommen, da warst du noch nicht einmal geboren. Einmal bin ich sogar um so viel zu spät zu einer Verabredung gekommen, dass ich da war, bevor ich weg war!«
    Ich blieb stehen, vollauf damit beschäftigt, in dieser Aussage irgendeinen Sinn zu erkennen, aber Grandpa Smedry schob mich unnachgiebig weiter. Wir umrundeten das Gebäude. Quentin und Sing standen mit den Tankwarten zusammen und unterhielten sich leise mit ihnen. Sing hatte sich ein gutes Dutzend verschiedener Waffen umgeschnallt. Er trug zwei Pistolenhalfter an jedem Bein, je eines pro Oberarm und unter jeder Achsel. Passend dazu hatte er sich ein paar Maschinenpistolen in die Schärpe geschoben, und auf dem Rücken trug er, festgeschnallt wie ein Schwert, eine Art Gewehr.
    »O je«, seufzte Grandpa Smedry. »Er sollte sie nicht so offen zur Schau stellen, oder?«
    »Äh, nein.«
    »Meinst du, wir sollten sie in Ruhestellung fixieren?«
    »Ich habe zwar keine Ahnung, was das sein soll, aber ich bezweifle, dass es uns weiterhelfen würde.« Nachdem gerade auf mich geschossen worden war, vermittelte mir der Anblick von Sing mit seinem Waffenhaufen allerdings ein wenig das Gefühl von Sicherheit. Bis ich gedanklich zu einer entscheidenden Frage gelangte: Wenn wir schon ein solches Arsenal mitbrachten, worüber musste dann erst der Feind verfügen?
    »Na ja«, meinte Grandpa Smedry nun. »Schließlich habe ich schon genehmigt, dass er sie mitnimmt. Wir werden sie einfach in einer Tasche oder so verstecken. Und sie sind ja auch nicht wirklich gefährlich – schließlich hat er kein Schwert oder so was dabei. Wie auch immer, wir müssen los, wir sind …«
    »… spät dran«, ergänzte ich. »Ich weiß.«
    »Schön, dann lass uns …«
    Inzwischen solltet ihr ziemlich genervt davon sein, dass die Leute hier ständig mitten im Satz unterbrochen werden. Bitte glaubt mir, mir geht es genauso. Ich denke sogar, dass …
    Ein silberner Sportwagen kam mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz zum Stehen. Die Scheiben waren tiefschwarz getönt – sogar die Windschutzscheibe –, und er wirkte schnittig und irgendwie ominös. Hinzu kam, dass ich weder eine Marke noch ein Modell ausmachen konnte. Der Wagen sah aus wie eine Kreuzung aus allen Agentenautos, die ich jemals gesehen hatte.
    Die Tür flog auf, und ein Mädchen – ungefähr in meinem Alter – sprang heraus. Sie hatte silbernes Haar, passend zur Lackierung des Wagens, trug einen modischen schwarzen Rock und eine silberne Jacke und hatte eine schwarze Handtasche bei sich.
    Und sie schien sehr, sehr verärgert zu sein. »Smedry!«, keifte sie und schlug mit ihrer Handtasche nach Sing, als der ihr nicht schnell genug aus dem Weg ging.
    »Was denn?«, fragte ich und machte einen hastigen Satz rückwärts.
    »Sie meint nicht dich, Junge«, seufzte Grandpa Smedry, »sie meint mich.«
    »Was?«, wiederholte ich mich. »Warum denn? Was hast du getan?«
    »Nichts Besonderes. Ich habe sie nur irgendwie übergangen. Das ist Bastille, Junge. Sie ist der Ritter in unserem Team.«
    Wäre ich noch irgendwie bei Verstand gewesen, hätte ich spätestens an dieser Stelle die Beine in die Hand genommen und mich so schnell wie möglich verdrückt.

 
KAPITEL FÜNF
     
     
    Die Mundtoten unter den Lesern werden an diesem Punkt vielleicht anfangen, den Wahrheitsgehalt meiner Erzählung in Zweifel zu ziehen. Ihr habt miterlebt, wie einige ungewöhnliche und unerklärliche Dinge geschehen sind. (Obwohl ich euch an dieser Stelle warnen sollte, dass die Geschichte bisher noch ziemlich harmlos war. Wartet nur, bis wir zu dem Teil mit den sprechenden Dinosauriern kommen.) Einige Leser könnten sogar glauben, ich denke mir das alles nur aus. Ihr denkt vielleicht, dieses gesamte Buch sei nichts weiter als haarsträubender Unfug.
    Nichts könnte weniger wahr sein.
    Dieses Buch behandelt ernste Dinge. Todernste. Eure Skepsis ist das Produkt eurer lebenslangen Erziehung im Bildungssystem der Bibliothekare, wo man euch alle möglichen Lügen einimpft. Wahrscheinlich hattet ihr bisher noch nicht einmal etwas von den Smedrys gehört, obwohl sie die berühmteste Okulatoren-Familie der Welt sind. In weiten Teilen der Freien Königreiche bedeutet ein Smedry zu sein ungefähr dasselbe, wie der Adelsschicht anzugehören.
    (Wenn ihr euch einen Spaß machen wollt, fragt euren Geschichtslehrer bei der nächsten Gelegenheit einmal nach den Smedrys. Das ist auch ein guter Test: Wenn euer Lehrer ein Spion der

Weitere Kostenlose Bücher