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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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durch das Licht hervorgerufen wurden. Die Veränderungen waren so unmerklich – sogar die Ausdehnung nach oben –, dass sie gar keine wirklichen Veränderungen zu sein schienen. Eher Vorstellungen.
    Ich schob mir die Gläser wieder auf die Nase und wandte mich an Bastille: »Du scheinst eine Menge über diese Dinge zu wissen – besonders für jemanden, der laut eigener Aussage kein Okulator ist.«
    Bastille verschränkte die Arme vor der Brust und wich meinem Blick aus.
    »Also, woher weißt du das alles? Das von dem Dunklen Okulator und der anscheinend leeren Bibliothek?«
    »Diese Art von Aura würde jeder erkennen«, erwiderte sie schnippisch. »Die sind super einfach. Ehrlich, Smedry, sogar jemand, der von Bibliothekaren großgezogen wurde, sollte so etwas wissen.«
    »Ich wurde nicht von Bibliothekaren großgezogen«, gab ich zurück. »Ich wurde von normalen Menschen aufgezogen – von guten Menschen.«
    »Ach wirklich?«, ätzte Bastille. »Und warum hast du dir dann immer solche Mühe gegeben, ihre Häuser zu zerstören?«
    »Meinst du nicht, ein Ritter sollte etwas weniger … nervtötend sein?«
    Bastille richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und rümpfte verärgert die Nase. Dann schlug sie mit ihrer Handtasche nach meinem Kopf. Ich zuckte kurz zusammen, rührte mich aber nicht vom Fleck. Der Griff wird abreißen, dachte ich. Sie kann mich gar nicht treffen.
    Und natürlich knallte die Tasche mitten in mein Gesicht. Sie war erstaunlich schwer, fast so, als hätte Bastille ein oder zwei Ziegelsteine darin verstaut, nur für den Fall, dass sie hin und wieder einem Smedry eine überbraten musste. Ich taumelte einen Schritt zurück – zum Teil durch den Aufprall, zum Teil aus Überraschung –, schwankte und fiel zu Boden. Mein Kopf schlug gegen einen Laternenmast, und sofort hörte ich über meinem Kopf etwas knacken.
    Neben mir schlug die Glühbirne der Laterne auf dem Boden auf und zerbrach.
    Na klar, da funktioniert es wieder, dachte ich zynisch und rieb mir den schmerzenden Schädel.
    Bastille rümpfte wieder die Nase, diesmal befriedigt, und schaute auf mich herab. Aber ich entdeckte auch ein wenig Verunsicherung in ihrem Blick – fast, als hätte sie ebenfalls nicht damit gerechnet, mich tatsächlich zu erwischen.
    »Hör auf, so einen Krach zu machen«, tadelte sie mich. »Sonst merken die Leute noch etwas.« Hinter ihr auf der Straße tauchte endlich Grandpa Smedrys kleines schwarzes Auto auf und kam neben uns zum Stehen. Auf dem Rücksitz entdeckte ich einen ziemlich eingezwängten Sing, der die gesamte Heckscheibe blockierte.
    Während ich aufstand und mir den Kiefer massierte, kletterte Grandpa Smedry fröhlich aus dem Wagen, warf erst einen Blick auf die zerbrochene Laterne, dann auf mich und anschließend auf Bastille, und fragte schließlich: »Was ist passiert?«
    »Gar nichts«, erwiderte ich mürrisch.
    Grandpa Smedry grinste, und seine Augen funkelten, als wüsste er genau, was vorgefallen war. »Ah ja. Sollen wir dann mal?«
    Ich nickte und rückte mir die Brille zurecht. »Lass uns in eine Bibliothek einbrechen.«
    Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr sich mein Leben innerhalb der letzten zwei Stunden zum Merkwürdigen hin verändert hatte.
    Kohlrübensorbet.

 
KAPITEL SECHS
     
     
    Bitte tut jetzt einmal so, als wäret ihr der Besitzer einer Mausefallenfabrik.
    Ja, mir ist klar, dass einiges an dieser Geschichte euch immer noch sehr weit hergeholt vorkommen muss. Ihr werdet euch zum Beispiel wundern, warum die Bibliothekare Grandpa Smedry und sein kleines Spionagekommando nicht schon lange vor diesem Infiltrationsversuch entdeckt und geschnappt haben. Meine Freunde sind – wie ihr unzweifelhaft festgestellt habt – nicht gerade unauffällig, mit ihren selbstständig fahrenden Autos, den seltsamen Verkleidungen und lebensbedrohlichen Handtaschen.
    Das bringt uns zurück zu eurer Mausefallenfabrik. Wie läuft es denn so? Wirft sie gute Gewinne ab? Ah, das ist ja wundervoll.
    Eine Mausefallenfabrik stellt – wie ihr ja wisst, denn ihr besitzt schließlich eine – Mausefallen her. Diese Mausefallen werden dazu benutzt, Mäuse zu töten. Eure Fabrik befindet sich jedoch in einem sehr ordentlichen und gepflegten Teil der Stadt. In dieser speziellen Gegend hat es nie Probleme mit Mäusen gegeben – eure Mausefallen werden an Leute verkauft, die in der Nähe von Feldern leben, wo Mäuse weitaus häufiger vorkommen.
    Also, stellt ihr in eurer Fabrik dann Mausefallen auf?

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