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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Natürlich nicht. Ihr habt dort noch nie auch nur eine einzige Maus gesehen. Und trotzdem, oder gerade deswegen, könnte eine kleine Familie von Mäusen, sollte es ihnen gelingen, sich irgendwie bei euch einzuschleichen, dort ein wunderbares Leben führen, denn es gibt ja keine Fallen, mit denen es ihnen an den Kragen gehen könnte.
    Das, meine lieben Freunde, nennt man Ironie. Eure Mausefallenfabrik könnte von einer regelrechten Mäuseplage heimgesucht werden. Und mit den Bibliothekaren ist es ähnlich: Sie sind sehr gut darin, die Grenzen ihres Territoriums zu sichern und feindliche Okulatoren wie Grandpa Smedry draußen zu halten. Doch sie rechnen einfach nicht damit, dass Mäuse wie Grandpa Smedry sich mitten in ihren Städten verstecken könnten.
    Und aus genau diesem Grund gelang es zwei Männern im Smoking, einem riesigen Mokianer mit Sonnenbrille und Kimono, einem jungen Mädchen mit der Anmut eines Kriegers und einem sehr verwirrten jungen Okulator in einer grünen Jacke, sich einfach so der Zentralbibliothek zu nähern, ohne bei den Bibliothekaren allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
    Außerdem habt ihr doch bestimmt schon einmal gesehen, was für Typen in der Innenstadt rumlaufen, oder?
    »Also gut, Smedry«, wandte sich Bastille an Grandpa. »Wie lautet der Plan?«
    »Ich werde zunächst einmal eine okulatorische Sichtung des Gebäudes vornehmen«, begann dieser.
    »Ist schon erledigt«, unterbrach ihn Bastille knapp. »Geringe Bibliothekarsdichte, hoher Ausstoß an okulatorischer Magie und ein extrem fieser Kerl im dritten Stock.«
    Grandpa Smedry musterte die Bibliothek durch seine rot getönte Brille. »Tatsächlich. Woher wusstest du das?«
    Bastille deutete mit einem Kopfnicken auf mich.
    Der alte Mann grinste breit. »Du hast dich aber schnell an die Linsen gewöhnt! Das ist wirklich vielversprechend, mein Junge. Wirklich sehr vielversprechend.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Bastille hat das Ganze ausgewertet, ich habe ihr nur beschrieben, was ich gesehen habe.«
    »War das bevor oder nachdem sie dir mit ihrer Tasche eins übergebraten hat?«, fragte Quentin. Der kleine Mann hatte das Gespräch amüsiert verfolgt, während Sing im Rinnstein herumstocherte. Sing hatte, zum Glück, die Waffen abgelegt und trug sie nun in einer großen Sporttasche mit sich herum, die so überhaupt nicht zu seinem Kimono passen wollte.
    »Gut«, hob Grandpa Smedry wieder an. »Gut, gut, gut. Endlich schleichen wir uns in die Zentralbibliothek ein! Ich denke, unser Standardinfiltrationsplan dürfte auch hier funktionieren, oder was meinst du, Quentin?«
    Der drahtige Mann nickte. »Melone, das flatternde Papier bringt den Kniefall.«
    Ich runzelte irritiert die Stirn. »Was soll das denn heißen?«
    »Beachte ihn einfach nicht«, riet mir Bastille. »Er sagt Sachen, die keinen Sinn ergeben.«
    Ach ja, dachte ich, sein Talent.
    »Und wie genau«, wandte sich Bastille nun an Grandpa Smedry, »sieht euer Standardinfiltrationsplan aus?«
    »Quentin sieht sich ein paar Minuten lang um und überwacht die Eingangshalle, nur um sicherzugehen, dass der Weg frei ist«, erklärte Grandpa Smedry. »Dann sorgt Sing für ein Ablenkungsmanöver, und wir schleichen uns alle in den hinteren Korridor, der nur für das Personal zugänglich ist. Dort teilen wir uns auf – ein Okulator pro Team – und suchen nach starken okulatorischen Energiequellen. Dieser Sand sollte strahlen wie ein Leuchtfeuer!«
    »Und wenn wir den Sand gefunden haben?«, fragte ich.
    »Schnappt ihn euch und nichts wie raus. Verstohlen, natürlich.«
    »Hmm.« Bastille wirkte verblüfft. »Das hört sich ja tatsächlich nach einem guten Plan an.«
    »Natürlich ist das ein guter Plan«, protestierte Grandpa Smedry. »Wir haben schließlich auch sehr lange daran herumgetüftelt! Ich habe schon seit Jahren befürchtet, dass wir einmal hier eindringen müssten.«
    Befürchtet? Die Tatsache, dass sogar Grandpa Smedry die Infiltration ein wenig beunruhigend fand, ließ die ganze Sache noch gefährlicher scheinen als bisher.
    »Wie dem auch sei«, fuhr der alte Mann fort, »Quentin, mach dich auf den Weg! Wir sind sowieso schon spät dran!«
    Der kleine Mann nickte, rückte sich die Nelke im Knopfloch zurecht, holte tief Luft und schob sich unauffällig durch die breite Glastür des Gebäudes.
    Verunsichert sah ich Grandpa Smedry an. »Diese Leute wollen mich doch umbringen, richtig, Grandpa?«
    »Du brauchst dich deswegen nicht schlecht zu fühlen«, meinte er und

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