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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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war es wirklich der Dunkle Okulator«, bestätigte Bastille. »Und das heißt, dass wir den Spuren auf keinen Fall folgen sollten.«
    »Natürlich folgen wir ihnen. Wir müssen den Sand finden!«
    Bastille packte mich am Arm und zwang mich stehen zu bleiben. Keuchend schloss Sing zu uns auf. »Du meine Güte, diese antiken Waffen sind vielleicht schwer!«
    »Wir verlieren die Spur, Bastille!«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Smedry«, sagte sie, ohne meinen Arm loszulassen. »Dein Großvater wäre vielleicht in der Lage, es mit einem hochrangigen Dunklen Okulator aufzunehmen. Die Betonung liegt dabei auf vielleicht. Und er ist einer der mächtigsten noch lebenden Okulatoren der gesamten Freien Königreiche, mit einem ganzen Sortiment von verschiedenen Linsen. Und wie viele hast du? Zwei?«
    Drei, dachte ich trotzig und griff in die Jackentasche. Ich habe noch die Feuerspenderlinsen. Wenn ich die gegen den Dunklen Okulator einsetzen kann …
    »Ich kenne diesen Blick«, sagte Bastille warnend. »Dein Großvater kriegt den auch immer. Versplittertes Glas noch mal, Smedry! Gibt es in eurer Familie eigentlich nur Idioten? Verdrängen eure Talent-Gene vielleicht die Erbanlangen, aus denen sich bei den meisten anderen der gesunde Menschenverstand entwickelt? Wie soll ich dich bitte beschützen, wenn du dich nicht davon abbringen lässt, dich wie ein Vollidiot aufzuführen?«
    Ich zögerte. Auf dem Boden verblassten die letzten Reste der schwarzen Fußspuren, sodass nur noch die gelben Abdrücke zurückblieben. Irritiert betrachtete ich sie.
    Hier stimmt irgendetwas nicht, dachte ich, irgendetwas habe ich übersehen.
    Grandpa Smedry hatte mir doch den Umgang mit den Fährtenspürlinsen erklärt. Er hatte gesagt, dass … die Haltbarkeit der Fußspuren sich erhöhte, je besser man denjenigen kannte, zu dem sie gehörten. Ich blickte zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Meine eigenen, fahl weiß leuchtenden Abdrücke machten keine Anstalten zu verschwinden. Bastilles und Sings hingegen begannen bereits zu verblassen.
    Diese gelben Abdrücke … Ich drehte mich wieder um und studierte den Weg, den der Dunkle Okulator genommen hatte. Sie müssen also zu jemandem gehören, den ich kenne …
    Dieses Rätsel war zu groß, um es einfach zu ignorieren.
    Ich griff in meine Tasche, zog die Sanduhr hervor, die Grandpa Smedry mir anvertraut hatte, und hielt sie Bastille unter die Nase. »Pass auf: Wir haben nur noch eine halbe Stunde, bis dieses Gebäude nur so wimmelt vor Bibliothekaren, die von ihren Patrouillengängen zurückkommen. Wenn es so weit ist, werden wir geschnappt, und der Sand wird endgültig den Bibliothekaren in die Hände fallen. Wir haben einfach nicht genug Zeit, um herumzuschnüffeln und nach dem Zufallsprinzip irgendwelche Räume zu durchwühlen. Dafür ist das Gebäude viel zu groß. Es bleibt uns also nur ein Weg, um das zu finden, was wir suchen.«
    »Aber vielleicht hat der Dunkle Okulator den Sand gar nicht bei sich«, sagte Bastille skeptisch.
    »Ja, vielleicht. Aber er wird wissen, wo er ist – oder vielleicht führt er uns direkt zu ihm. Wir müssen es zumindest versuchen, indem wir ihn verfolgen. Das ist unsere beste Spur.«
    Bastille nickte widerwillig. »Aber du wirst nicht den Versuch unternehmen, gegen ihn zu kämpfen.«
    »Bestimmt nicht«, versprach ich. »Mach dir keine Sorgen – es wird schon alles gut gehen.«
    Und wenn ihr das glaubt, dann hätte ich hier noch ein Superangebot für euch: einen echten Bären, den ihr euch sogar selbst aufbinden könnt … auf dem Mond.
    Zu meiner Verteidigung sollte ich anführen, dass ich mich in Wirklichkeit keinem Dunklen Okulator stellen wollte. Ich hoffte wohl irgendwie, dass Bastille mir die Idee ausreden würde. Wenn ich sonst dabei gewesen war, irgendetwas Waghalsiges anzustellen, waren normalerweise immer Erwachsene da gewesen, die mich davon abgehalten hatten. Aber jetzt war alles anders. Durch einen Akt des Schicksals – der vielleicht noch unerklärlicher war als plötzlich auftauchende sprechende Dinosaurier und niederträchtige Bibliothekare – war ich zu einem Anführer geworden. Die Leute hörten auf mich. Mir wurde bewusst, dass ich, wenn ich die falsche Entscheidung traf, nicht nur mich in Schwierigkeiten bringen würde, sondern am Ende auch Bastille und Sing verletzt werden könnten.
    Das war ein ernüchternder Gedanke. Mein Leben veränderte sich, und so musste sich wohl auch das Bild verändern, das ich mir von mir selbst

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