Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
später noch erklären. Eine meiner Methoden dabei sind die Cliffhanger am Kapitelende. Solche Maßnahmen zwingen euch, meine lieben Leser, nämlich dazu, euch immer tiefer in meine Geschichte zu verstricken.
    Aber zumindest dieses Mal werde ich den Cliffhanger auflösen. Das Ende des letzten Kapitels ist nämlich etwas vollkommen anderes als der Köder, den ich am Anfang des Buches ausgeworfen habe. Ihr könnt euch doch noch daran erinnern, oder? Also, nur für den Fall, dass ihr es vergessen haben solltet, ich glaube, ich sagte:
    »Da war ich also, gefesselt an einen Altar aus veralteten Enzyklopädien und kurz davor, von einer Sekte niederträchtiger Bibliothekare ihren finsteren Mächten geopfert zu werden.«
    Dieses Verhalten – am Anfang eines Buches solche Köder auszuwerfen – ist unentschuldbar. Eigentlich solltet ihr, wenn ihr zu Beginn eines Buches so einen Satz lest, es besser wissen und nicht weiter lesen. Ich kann aus sicherer Quelle sagen, dass ein Autor, wenn er so etwas tut, höchstwahrscheinlich gar nicht vorhat zu erklären, warum der bedauernswerte Held an einen Altar gefesselt ist – und wenn es doch eine Erklärung gibt, wird sie erst ganz am Ende der Geschichte auftauchen. Ihr müsst dann also erst lange, schwerfällige Exkurse, unnötig verwickelte Erzählpassagen und endlose Gedankengänge überstehen, bevor ihr endlich zu dem kleinen Teil der Geschichte kommt, den ihr eigentlich lesen wolltet.
    Solche Tricks gehören also nur an das Ende eines Kapitels. So geht der Leser nahtlos zur nächsten Seite über – wo er dann dankenswerterweise direkt die Geschichte weiterlesen kann, ohne erst irgendeine sinnlose Unterbrechung über sich ergehen lassen zu müssen.
    Also ehrlich, Autoren sind manchmal dermaßen zügellos …
    »Alcatraz?« Bastille schien verwirrt, als ich den Gang hinunterlief, um den Fußspuren zu folgen.
    Ich signalisierte ihr, mir nachzukommen. Die schwarzen Spuren verblassten schnell. Sicher, wenn die schwarzen verschwanden, konnten wir einfach den gelben folgen, da diese nicht so flüchtig zu sein schienen. Aber wenn ich die schwarzen nicht im Auge behielt, hatte ich keine Möglichkeit zu erkennen, ob die beiden Fährten sich irgendwann trennten.
    Bastille und Sing liefen hastig hinter mir her. Während wir also den Gang entlanghetzten, wurde mir schlagartig bewusst, was ich hier eigentlich tat: Ich war dabei, den Dunklen Okulator zu jagen. Ich wusste nicht einmal genau, was ein Dunkler Okulator war, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihm nicht begegnen wollte. Immerhin war wahrscheinlich er es gewesen, der mir einen schießwütigen Sachbearbeiter auf den Hals gehetzt hatte, um mich zu töten.
    Andererseits war ich mir ebenfalls ziemlich sicher, dass dieser Dunkle Okulator der Leiter der ganzen Bibliothek war. Der wichtigste Mann in dem Verein. Damit war er auch derjenige, der wohl am ehesten wusste, wo sich der Sand von Rashid befand. Und ich wollte diesen Sand zurückhaben. Er war die einzige Verbindung zu meinen Eltern, vielleicht der einzige Hinweis, den ich je kriegen würde, um herauszufinden, was mit ihnen geschehen war. Also lief ich weiter.
    Wenn ihr das lest, denken sicher einige von euch, dass ich in diesem Moment sehr mutig war. In Wirklichkeit wurde mir kotzübel, wenn ich daran dachte, was ich da tat. Meine einzige Entschuldigung ist wohl die, dass ich nicht verstand, wie groß die Gefahr war, in der ich mich befand. Mein Wissen über die Freien Königreiche und die Okulatoren war noch sehr frisch, und die Bedrohung erschien mir nicht wirklich real.
    Wenn ich verstanden hätte, welch ein großes Risiko ich einging – dass dieser Kurs, den ich gerade einschlug, auf Schmerzen und Tod zusteuerte –, wäre ich auf der Stelle umgekehrt. Und das wäre die einzig richtige Entscheidung gewesen, ganz egal, was meine diversen Biografen behaupten. Ihr werdet schon sehen.
    »Was tun wir hier eigentlich?«, zischte Bastille, während sie neben mir herjoggte.
    »Fußspuren«, flüsterte ich. »Hier ist gerade jemand vorbeigekommen.«
    »Und?«
    »Sie sind schwarz.«
    Bastille blieb wir angewurzelt stehen, holte mich aber schnell wieder ein, als sie merkte, dass sie zurückblieb. »Wie schwarz?«
    »Keine Ahnung. Dunkelschwarz.«
    »Ich meine …«
    »Sie stammen von ihm«, unterbrach ich sie. »Diese Spuren, sie scheinen zu … flackern, zu glühen. Als wären sie in den Stein eingebrannt und würden langsam den Boden wegschmelzen. So schwarz sind sie.«
    »Dann

Weitere Kostenlose Bücher