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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gemacht hatte. Ihr denkt jetzt vielleicht, ich sei dabei gewesen, mich in einen Helden zu verwandeln – die Wahrheit ist aber, dass ich nur auf einen noch tieferen Abgrund zustrebte.
    »Wir bleiben unsichtbar«, erklärte ich. »Wir lauschen nur und hoffen, dass der Dunkle Okulator erwähnt, wo der Sand ist. Unser oberstes Ziel ist es, nicht mit ihm zu kämpfen. Beim ersten Anzeichen von Ärger – oder in Sings Fall von Stolpern – ziehen wir uns sofort zurück. Alles klar?«
    Bastille und Sing nickten. Dann sah ich mich um. Die gelben Fußspuren waren immer noch da. Ein wenig vorsichtiger als zuvor folgte ich ihnen den Gang entlang. Wir kamen an einigen Durchgängen mit schweren Holztüren vorbei, aber die Spur führte zu keiner von ihnen. Der Gang wand sich immer tiefer in die Bibliothek hinein.
    Warum baut jemand eine Bibliothek, die von innen wie ein altes Schloss aussieht?, dachte ich, als wir an einem Laternenhalter vorbeikamen, der die Form einer Melone hatte. Die darauf befestigte Laterne brannte mit heller Flamme, und trotz aller Nervosität kam mir ein Gedanke.
    »Feuer«, sagte ich unvermittelt.
    »Was?«, fragte Bastille irritiert.
    »Du kannst mir nun wirklich nicht weismachen, dass diese Laternen fortschrittlichen wären als elektrisches Licht.«
    »Darüber zerbrichst du dir jetzt den Kopf?«
    Ich zuckte mit den Schultern und blieb stehen, da wir eine Abzweigung erreicht hatten. Bastille lugte um die Ecke und gab uns dann das Zeichen, dass alles in Ordnung sei.
    »Ich halte sie eben für nicht besonders praktisch«, flüsterte ich, als wir weitergingen. »Elektrisches Licht kann man einfach mit einem Schalter an- und ausschalten.«
    »Das geht bei den Laternen auch«, sagte Bastille. »Nur eben ohne Schalter.«
    Ich runzelte die Stirn. »Äh … wenn du meinst.«
    »Außerdem«, fuhr Bastille flüsternd fort, »kannst du an diesen Lampen Flammen entzünden, wenn du welche brauchst. Geht das bei den elektrischen auch?«
    »Na ja, bei den meisten nicht«, antwortete ich ausweichend und deutete auf den Boden, als die Fußspuren in einen Seitenkorridor einbogen. »Aber genau darum geht es ja. Bei offenen Flammen wie diesen besteht Brandgefahr, da kann alles Mögliche Feuer fangen.«
    Wegen der Sonnenbrille konnte ich es nicht sehen, aber ich hatte das eindeutige Gefühl, dass Bastille mal wieder genervt mit den Augen rollte. »Mit diesen Flammen kannst du nur Sachen anzünden, wenn du es darauf anlegst, Smedry.«
    »Wie soll das denn bitte schön gehen?«, erwiderte ich flüsternd.
    »Sag mal, ist das jetzt der richtige Zeitpunkt für diese Diskussion?«, gab sie schnippisch zurück.
    »Eigentlich nicht. Sieh mal, da.«
    Ich deutete nach vorn, wo der Gang in einen großen Raum mündete. Diese Ablenkung kam Bastille sehr gelegen, denn so musste sie mir nicht erklären, wie silimatische Laternen funktionieren – inzwischen weiß ich, dass sie das sowieso nicht gekonnt hätte. Natürlich würde ich ihre Unwissenheit ihr nie direkt unter die Nase reiben. Sie neigt dazu, ihre Handtasche ins Spiel zu bringen, wenn ich so etwas tue.
    Bastille setzte sich an die Spitze und legte das letzte Stück bis zum Ende des Ganges zurück. Gegen meinen Willen musste ich ihre Verstohlenheit bewundern, als sie vorsichtig an der Wand entlangkroch. Der Raum vor uns war wesentlich besser beleuchtet als der Gang, und so tanzte ihr Schatten bei jeder Bewegung über die Wände. Als sie das Ende des Flurs erreicht hatte, winkte sie Sing und mir zu, damit wir ihr folgten. Plötzlich hörte ich vor uns Stimmen.
    So leise wie möglich bewegte ich mich vorwärts und bezog schließlich neben Bastille Stellung. Als Sing sich neben uns hockte und seine Tasche abstellte, ertönte ein leises Scheppern. Bastille warf ihm einen strengen Blick zu, und er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Der Raum vor uns entpuppte sich als große runde Halle, die von allen drei Stockwerken aus zugänglich war. Unser Gang endete in einem Balkon im ersten Stock, von dem aus man das gesamte Erdgeschoss überblicken konnte. Die Fußspuren wanden sich eine Treppe entlang, die nach unten führte. Vorsichtig schlichen wir bis zum Rand des Balkons und sahen hinunter auf die Personen, deren Spuren ich entdeckt hatte.
    Bei einer von ihnen handelte es sich tatsächlich um jemanden, den ich kannte. Ich kannte sie sogar bereits mein Leben lang: Ms. Fletcher.
    Das war logisch. Schließlich hatte Grandpa Smedry ja behauptet, sie hätte den Sand aus meinem Zimmer

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