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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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hilfreich (und nicht zum ersten Mal).
    Ich starrte sie ausdruckslos an. »In Schulen, die den Bibliothekaren unterstehen? Was erwartest du da?«
    Sie wich meinem Blick aus und zuckte mit den Schultern.
    Sing hingegen sah mich unbeeindruckt an. »Wir haben dreitausend Jahre gebraucht, um uns zumindest einen Bruchteil des Wissens wieder anzueignen, das uns von den Inkarna gestohlen worden ist. Aber es gibt noch jede Menge Dinge, die wir nicht zurückholen konnten. Und trotz dreitausend Jahren angestrengter Versuche ist es noch niemandem gelungen, den Schlüssel zu der Vergessenen Sprache zu finden.«
    Im Raum breitete sich Schweigen aus. Schließlich sah Bastille mich fragend an. »Und?«
    »Und was?«
    Der Blick, den sie mir über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg zuwarf, war gequält. »Der Sand von Rashid. Ist er hier drin?«
    »Ach das. Ich habe nichts Glühendes gesehen.«
    »Das reicht schon. Dieses Glühen könntest du selbst dann sehen, wenn der Sand in Restaurationsglas eingeschlossen wäre.«
    »Aber etwas Komisches ist mir schon aufgefallen«, sagte ich einschränkend und blickte zurück zu den Bücherregalen. »Die Krakel auf den Buchrücken haben angefangen, sich zu bewegen, als ich sie das erste Mal betrachtet habe.«
    Bastille nickte. »Das war nur eine Aufmerksamkeitsaura. Die Linsen wollten, dass du den Text bemerkst.«
    »Die Linsen wollten, dass ich etwas bemerke?«
    »Na ja, es war wohl eher dein Unterbewusstsein, das dich auf etwas aufmerksam machen wollte. Die Linsen haben kein Eigenleben oder so, sie helfen dir nur dabei, dich auf bestimmte Dinge zu konzentrieren. Ich denke mal, da du die Vergessene Sprache vorher schon einmal gesehen hattest, hat dein Unterbewusstsein sie auf den Buchrücken wiedererkannt. Also haben die Linsen sie mit einer Aufmerksamkeitsaura belegt, damit sie dir auffallen.«
    »Das ist interessant«, kommentierte Sing.
    Ich nickte bedächtig – und dann begann seltsamerweise Bastille selbst leicht zu flackern, so als würde der Umriss ihrer Gestalt für kurze Zeit unscharf. War das noch eine Aufmerksamkeitsaura? Falls ja, was sollte ich dann an ihr bemerken?
    Woher weißt du bloß so viel über okulatorische Auren, Bastille?, dachte ich, als mir bewusst wurde, was mich an dem Ganzen störte. Hinter diesem Mädchen steckte mehr, als sie den Leuten zu zeigen bereit war.
    Einiges hier ergab einfach keinen Sinn. Warum war Bastille ausgewählt worden, um Grandpa Smedry zu beschützen? Sicher, mir war klar, dass man sie besser nicht unterschätzen sollte – aber sie war trotzdem nur ein Kind. Und dass sie so einiges über Okularie wusste, während Sing – als Professor und als Smedry durch und durch – lange nicht so viel Ahnung davon zu haben schien …
    Na ja, das war eben alles sehr dubios.
    Wahrscheinlich haltet ihr diese gerade genannten Überlegungen für mysteriöse Andeutungen auf etwas, das noch kommen wird. Und damit habt ihr vollkommen recht. Natürlich waren diese Gedanken keine Vorahnungen, als ich sie hatte. Ich konnte schließlich nicht wissen, dass sie einmal wichtig werden würden.
    Ich habe immerhin auch viele unsinnige Gedanken. Sogar jetzt in diesem Augenblick habe ich welche. Und die meisten davon sind definitiv nicht wichtig. Deshalb erwähne ich normalerweise nur die, die eine Rolle spielen. Ich hätte euch zum Beispiel auch erzählen können, dass einige der Laternen in der Bibliothek wie Früchte oder Gemüsesorten geformt waren. Da das aber für die Geschichte nicht wirklich wichtig ist, habe ich es ausgelassen. Genauso gut hätte ich die Szene beschreiben können, in der ich Bastilles Haaransatz bemerkte und mich fragte, warum sie sich die Haare silbern färbte, anstatt sie einfach in ihrem natürlichen Rot zu belassen. Aber da dieser Teil auch nicht wichtig ist für die …
    Oh, Augenblick mal. Das ist ja doch wichtig. Na ja, auch egal.
    »Können wir dann gehen?«, fragte Bastille.
    »Ich nehme das hier mit«, erklärte Sing, öffnete seine Sporttasche und warf eine seiner Ersatzmaschinenpistolen hinaus, um die Notizen des unbekannten Übersetzers zu verstauen. »Quentin würde mich umbringen, wenn ich sie hier lasse.«
    »Dann kannst du ihm auch gleich eins von denen mitnehmen«, meinte ich und warf eines der Bücher mit der Vergessenen Sprache in die Tasche.
    »Gute Idee«, meinte Sing anerkennend und zog energisch den Reißverschluss der Tasche zu.
    »Aber eine Sache verstehe ich nicht«, sagte ich nachdenklich.
    »Eine Sache?«, schnaubte

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