Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Bastille.
    »Warum machen sich die Bibliothekare überhaupt die Mühe, das alles geheim zu halten? Wozu der ganze Aufwand? Worum geht es ihnen dabei?«
    »Braucht man einen Grund, wenn man eine abgrundtief böse Sekte von Bibliothekaren ist?«, fragte Bastille genervt zurück.
    Dazu fiel mir erst mal nichts mehr ein.
    »Aber sie haben einen Grund, Bastille«, widersprach Sing. »Jeder Mensch hat Gründe für sein Handeln. Der Kult der Bibliothekare gründet sich auf einen Mann namens Biblioden. Die meisten nennen ihn einfach den Schreiber. Er verbreitete die Lehre, dass die Welt ein viel zu chaotischer Ort sei – dass sie geordnet, organisiert und kontrolliert werden müsse. Einer von Bibliodens großen Lehrsätzen ist die Feuermetapher. Darin erklärt er, dass Feuer, wenn man es ungebändigt brennen lässt, alles um sich herum zerstört. Wenn man es aber eindämmt, kann es sehr nützlich sein. Nun, die Bibliothekare denken, dass andere Dinge – okulatorische Kräfte, Technologie oder die Talente der Smedry – ebenfalls eingedämmt werden müssen. Unter Kontrolle gehalten.«
    »Und zwar von denen, die es angeblich besser wissen«, ergänzte Bastille. »Von den Bibliothekaren.«
    »Also dient diese ganze Maskerade dazu …«
    »… die Welt zu erschaffen, die der Schreiber angestrebt hat«, vervollständigte Sing den Satz für mich. »Einen Ort, an dem das Wissen von einigen wenigen Auserwählten gewissenhaft kontrolliert wird und wo die gesamte Macht allein in den Händen seiner Anhänger liegt. Eine Welt, in der nichts Seltsames oder Anormales existiert, wo Magie nur noch als schlechter Witz gilt und alles sich in einem Zustand segensreicher Normalität befindet.«
    Und dagegen kämpfen wir, dachte ich und verstand es zum ersten Mal so richtig. Darum geht es hier.
    Sing warf sich die Tasche über die Schulter und rückte die Brille zurecht, während Bastille zur Tür zurückkehrte und sie vorsichtig einen Spalt weit öffnete, um sicherzugehen, dass der Flur draußen immer noch menschenleer war. Währenddessen blieb mein Blick an der entsorgten Maschinenpistole hängen, die vollkommen unbeachtet auf dem Boden lag. Möglichst lässig ging ich zu der Waffe hinüber, und ohne groß darüber nachzudenken, griff ich danach, um sie aufzuheben.
    Ich möchte betonen, dass jeder dreizehnjährige Junge in dieser Situation genau dasselbe getan hätte. Ein Junge, der so etwas nicht täte, hat wahrscheinlich nicht genügend Bücher über mörderische Bibliothekare gelesen.
    Dummerweise war ich nicht wie die meisten anderen dreizehnjährigen Jungen. Ich war etwas Besonderes. Und in diesem Fall zeigte sich meine Besonderheit dadurch, dass die Waffe kaputtging, sobald ich sie berührte. Sie gab ein klagendes Geräusch von sich, das sich fast wie ein Stöhnen anhörte, und zerbrach in tausend Teile. Die Kugeln rollten wie Murmeln über den Boden, und schließlich stand ich betreten da und hatte nur noch einen Teil des Griffs in der Hand.
    »Oh«, meinte Sing vorsichtig. »Ich wollte sie eigentlich da liegen lassen, Alcatraz.«
    »Na ja«, erwiderte ich schnell und ließ das jämmerliche Stück Metall fallen. »Ich dachte, ich sollte … ähm, mich um die Waffe kümmern, nur für alle Fälle. Wir wollen schließlich nicht, dass jemand diese primitive Waffe findet und sich versehentlich damit verletzt.«
    »Ja, das war ein kluger Gedanke«, nickte Sing. Bastille hielt uns die Tür auf, und wir marschierten alle zurück in den Flur.
    »Auf zur nächsten Tür«, befahl sie.
    Ich nickte und tauschte wieder meine Linsen aus. Sobald die Fährtenspürlinsen vor meinen Augen waren, entdeckte ich etwas: rabenschwarze Fußabdrücke, die regelrecht auf dem Boden zu brennen schienen.
    Sie waren noch frisch, und während ich hinsah, begannen sie bereits zu verblassen. Sie strahlten eine gewisse … Macht aus. Ich wusste sofort, von wem sie stammen mussten.
    Die Fußspuren führten den Flur hinunter, begleitet von einer zweiten Fährte – diese in schwarz durchzogenem Gelb –, und verschwanden in der Ferne. Sie flackerten, bedrohlich und düster, wie Benzin, das auf den Boden getropft ist und mit schwarzer Flamme brennt.
    Während Bastille sich vorsichtig der nächsten Tür näherte, fasste ich einen Entschluss. »Vergesst die Türen«, befahl ich mit angespannter Stimme. »Folgt mir!«

 
KAPITEL ZEHN
     
     
    Na, seid ihr jetzt böse auf mich?
    Schön. Ich habe mir auch alle Mühe gegeben, euch zu frustrieren – warum, werde ich vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher