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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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rekrutieren.«
    Mich rekrutieren? Diese Bemerkung ließ mich noch angestrengter lauschen. Aber hinter dieser Aussage verbarg sich etwas noch viel Wichtigeres. Sie zeigte, dass Ms. Fletcher nicht meinen Tod gewollt hatte. Aus irgendeinem Grund war ich erleichtert, auch wenn ich wusste, dass das albern war.
    Unten schüttelte Blackburn wieder den Kopf. »Du hättest ihn persönlich holen müssen, Shasta.«
    »Ich wollte ja mitgehen, aber …«
    »Aber was?«
    Sie schwieg für einen Moment. »Ich habe meine Schlüssel verloren.«
    Dieses Geständnis entlockte mir ein Stirnrunzeln. Das war doch eine sehr merkwürdige Anmerkung in dieser Situation. Blackburn hingegen lachte nur. »Du hast es immer noch nicht wirklich in den Griff bekommen, oder?«
    Ich konnte sehen, wie Ms. Fletcher errötete. »Ich wüsste nicht, warum ich hier das Problem sein sollte. Der Mann, der den Jungen erschießen wollte, hat schließlich auf Anweisung eines anderen gehandelt. Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, endlich herauszufinden, was dieser Sand bewirken kann.«
    »Das Problem ist Folgendes, Shasta«, erwiderte Blackburn, dessen kurzfristige Heiterkeit spurlos verschwunden war. »Diese Operation wurde nachlässig durchgeführt. Wenn meine Leute nachlässig arbeiten, wirke ich dadurch inkompetent. Und das gefällt mir ganz und gar nicht.« Er unterbrach sich und sah sie kühl an. »Derzeit können wir uns keine Fehler erlauben. Der alte Smedry treibt sich gerade in der Stadt herum.«
    Ms. Fletcher wirkte überrascht. »Du glaubst, er war es?«
    »Wer denn sonst?«
    »Es gibt viele ältliche Okulatoren, Radrian«, gab sie zu bedenken.
    Blackburn schüttelte den Kopf. »Ich hätte gedacht, dass gerade du die Handschrift des Alten erkennst. Er ist in der Stadt, und er war hinter derselben Beute her wie wir.«
    »Tja, wenn Leavenworth hier war, ist er inzwischen längst wieder verschwunden. Und er wird den Jungen aus Interna Bibliothekia herausschaffen, noch bevor wir die Verfolgung aufnehmen können.«
    »Könnte sein«, meinte Blackburn leise.
    Ich wand mich unbehaglich. Während ich ihn belauschte, hatte ich meine Meinung über Blackburn geändert. Ich mochte diesen Mann nicht. Blackburn wirkte zu … überlegt. Gründlich.
    Gefährlich.
    »Das habe ich noch nie verstanden«, fuhr Blackburn fort, doch es klang, als spreche er mehr mit sich selbst als mit Ms. Fletcher. »Warum haben sie zugelassen, dass ein Smedry aus der direkten Linie in Interna Bibliothekia aufwächst? Dem alten Leavenworth muss klar gewesen sein, dass wir den Jungen finden würden – dass wir ihn überwachen und kontrollieren würden. Das ist doch ein sehr merkwürdiger Schachzug, oder nicht?«
    Ms. Fletcher zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wollten sie ihn einfach nicht haben. Wenn man bedenkt, wer seine … Eltern sind.«
    Was? Mehr zu dem Thema, los!
    Aber den Gefallen tat Blackburn mir nicht. Er wiegte nur nachdenklich den Kopf. »Vielleicht. Aber das Kind scheint ein außergewöhnlich mächtiges Talent zu haben. Und dann war da auch immer die Sache mit dem Sand. Der alte Smedry hat doch sicher genau wie wir gewusst, dass der Sand an seinem dreizehnten Geburtstag bei dem Jungen auftauchen würde.«
    »Also haben sie den Jungen als Köder benutzt, um an den Sand heranzukommen«, folgerte Ms. Fletcher. »Aber wir waren schneller.«
    »Und der alte Smedry hat das Kind bekommen. Ich frage mich nur, wer dabei den besseren Deal gemacht hat.«
    Nun sag schon, wo der Sand ist, dachte ich ungeduldig. Sag endlich mal etwas Nützliches!
    »Wo wir gerade von dem Sand sprechen«, griff Ms. Fletcher den Faden auf. »Da wäre noch die Frage der Bezahlung …«
    Blackburn drehte sich zu ihr um, und ich sah etwas in seinem Gesicht aufblitzen. Wut?
    Ms. Fletcher hob warnend einen Finger. »Ich bin nicht dein Eigentum, Blackburn. Bilde dir das bloß nicht ein.«
    »Du wirst deine Bezahlung bekommen, Frau«, erwiderte Blackburn lächelnd.
    Das war nicht die Art von Lächeln, die man gerne sieht. Es war finster. Finster wie die Fußspuren, denen ich hierher gefolgt war. Finster wie der Hass, der in den Augen eines Mannes brennt, der gerade einem anderen Menschen etwas Grauenhaftes antut. Finster wie eine unbeleuchtete Straße in einer stillen Nacht, wenn du weißt, dass da draußen etwas lauert und dich beobachtet.
    Als ich dieses Lächeln sah, wurde mir klar, woher Radrian Blackburn den Titel »Dunkler« Okulator hatte.
    »Du würdest mir auch das Kind selbst verkaufen,

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